Wie ist das Symbol von Nemesis (Göttin)?

3 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Ein Symbol, das Nemesis in der Antike hatte, ist das Bild nicht. Es handelt sich anscheinend um ein astrologisches/planetarisches Symbol. Eine Sanduhr (ein Stundenglas) – hat es seit dem 14. Jahrhundert gegeben - und ein Schwert sind auf der Abbildung in stilisierter Form kombiniert. Die Sanduhr ist Symbol der Vergänglichkeit (verrinnende Zeit), das Schwert Symbol von Macht, Herrschaft und Gerichtsbarkeit (insbesondere der strafenden).

Nemesis hat nicht nur ein einziges Symbol. Sie erscheint mit verschiedenen Attributen (kennzeichende Beigaben in der Darstellung).

Die Göttin Nemesis (Νέμεσις) ist Personifikation der Vergeltung (des Übelnehmens). Daher ist sie der Vorstellung nach Zuweiserin, Zuteilerin, Vergelterin, Rächerin, Straferin von Hybris (Überheblichkeit, Frevel) und Wahrerin des rechten Maßes.

Bildlich wird Nemesis oft, aber nicht immer mit Flügeln dargestellt.

In Hinsicht auf Tiersymbole ist auf Werken bildender Kunst zum Teil der Greif (ein mythisches Mischwesen aus verschiedenen Tieren, steht für Stärke und Wachsamkeit) Attribut der Nemesis.

In bildender Kunst sind Rad (wohl Sonnensymbol und Zeichen rascher Bewegung) und Greif (wohl ägyptischer Einfluß) besonders wichtige Attribute der Nemesis. Ein Greif sitzt zu Füßen der Nemesis, oft ein Vorderbein/eine Tatze auf einem Rad, oder Greife ziehen den Wagen der Nemesis.

Dies ist auf Kunstwerken der römischen Kaiserzeit zu sehen. In der Literatur ist dies erst bei einem Autor der Spätantike nachweisbar und bei einer Verschmelzung von Artemis und Tyche (Nonnos, Dionysiaka (Διονυσιακά; Geschichten von Dionysos; lateinischer Titel: Dionysiaca) 48, 382 – 383 und 48, 453: Greife umschweben den Thron der Artemis bzw. ziehen ihren Wagen).

Das Rad könnte von der Schicksalsgötin Tyche (τύχη; römische Entsprechung: Fortuna) auf Nemesis übertragen worden sein, Sinnbild ihrer rastlosen Bewegung und des ewigen Schicksalwechsels (Mesomedes-Hymnos auf Nemesis), aber auch der Strafverfolgung.

Von Tyche stammt das (auf das Rad gestützte) Steuerruder (bezeichnet sie nach Ammianus Marcellinus 14, 11, 16 als Lenkerin des Kosmos) und die Weltkugel, auch die Schicksalsurne.

Von Göttinnen des Rechts/der Gerechtigkeit stammt die Waage.

In Rhamnous/Rhamnus (Ῥαμνοῦς) in Attika gab es ein Nemesis-Heiligtum und der Bildhauer Pheidias hat im 5. Jahrhundert v. Chr. für den Tempel eine Kultstatue geschaffen, an deren Kopf ein mit Hirschen und kleinen Nike-Bildern verzierter Kranz war (Pausanias 1, 33, 2 – 3). Sie hielt in der linken Hand einen Apfelzweig (Zweig eines Apfelbaums), in der rechten Hand eine mit Aithiopen verzierte Schale (Phiale [φιάλη]) für Trankopfer.

Allegorische Attribute sind Elle und Zaum/Zügel.

Die Peitsche ist Züchtigungswerkzeug bei Nonnos, Dionysiaka (Διονυσιακά; Geschichten von Dionysos; lateinischer Titel: Dionysiaca) 48, 387; 48, 459; 48, 462 (48, 438 und 48, 441: Sichel).

In einer Angleichung an Artemis hat Nemesis Pfeil und Bogen. Mehrfach ist sie mit Schwert dargestellt, auch Lanze und andere Waffen trägt sie.

Informationen:

Udo Reinhardt, Der antike Mythos : ein systematisches Handbuch. 1. Auflage. Freiburg im Breisgau ; Berlin ; Wien : Rombach, 2011 (Rombach-Wissenschaften, Reihe Paradeigmata ; Band 14), S. 177

Jan Stenger, Nemesis. In: Der neue Pauly (DNP) : Enzyklopädie der Antike ; Altertum. Band 6: Mer – Op. Stuttgart ; Weimar, Metzler, 2000, Spalte 818 – 819

Pavlina Karastanassi/Federico Rausa. Nemesis. In: Lexicon Iconographicum Mythologiae Classicae : (LIMC). Band VI 1: Kentauroi et kentaurides - Oiax et addenda Hekate, Hekate (in Thracia), Heros equitans, Kakasbos, Kekrops. Zürich ; München : Artemis-Verlag, 1992, S. 733 – 770

Pascale Linant de Bellefonds, Nemesis (in periferia orientali). In: Lexicon Iconographicum Mythologiae Classicae : (LIMC). Band VI 1: Kentauroi et kentaurides - Oiax et addenda Hekate, Hekate (in Thracia), Heros equitans, Kakasbos, Kekrops. Zürich ; München : Artemis-Verlag, 1992, S. 771 - 773

Wolfgang Fauth, Nemesis. In: Der Kleine Pauly : Lexikon der Antike, auf der Grundlage von Pauly's Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft. Unter Mitwirkung zahlreicher Fachgelehrter bearbeitet und herausgegeben von Konrat Ziegler und Walther Sontheimer. Band 4: Nasidius bis Scaurus. Stuttgart : Druckenmüller, 1972, Spalte 48 - 49

Hans Herter, Nemesis. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft : RE XVI, 2. Mystagogos bis Nereae . Stuttgart : Druckenmüller 1935, Spalte 2338 – 2380

Otto Roßbach, Nemesis. In: Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie. Herausgegeben von Wilhelm Heinrich Roscher. Band 3, Abteilung 1: Nabaiothes - Pasicharea: Teubner, 1897 – 912, Spalte 117 – 166

http://www.theoi.com/Daimon/Nemesis.html gibt Apfelzweig, Zügel, Peitsche, Schwert oder Waage als Attribute an.

Hallo. Das Attribut der Nemesis ist wahrscheinlich nicht so cool wie du gehofft hast. Es ist der Zweig eines Apfelbaumes. Sie wird aber auch häufig von einem Greif begleitet, weshalb das quasi ihr geheiligtes Tier sein könnte. Z.B. Hera und Kuh.


Oft wird neben dem bereits erwähnten Apfelzweig ein gebrochenes Rad genutzt