Wie ist das Mobbingopfer zu sein, was haben sie euch angetan?

12 Antworten

Es ist unangenehm bis fürchterlich und kann definitiv für den Rest des Lebens stark prägend wirken, je nachdem, was man durchmachen muss und ob (bzw. wie) man damit später umgehen kann.

Ich wurde in der Schule zehn Jahre lang gemobbt. Obgleich meine Mitschüler mir das Gefühl gaben, es liege an mir und ich sei selbst schuld (dumm, ungeschickt, provozierend etc.) ging es eigentlich von ihnen aus. Ich selbst habe durch mein Verhalten allerdings passiv die Anlässe und Motivation gegeben, indem ich Angriffs- und Projektionsfläche bot und mich nicht auf eine Weise wehrte, durch die man mich in Ruhe ließ. Habe ich mich einmal aktiv und physisch gewehrt, etwa durch Zurückschlagen, wurde ihr Spiel für sie ernst und aus Mobbing wurde der Kampf einer ganzen Gruppe gegen einen einzelnen. Hieraus bekam ich das Gefühl, dass meine eigene Wehrhaltung mein eigener Beitrag zur Verschlimmerung des Teufelskreises sei. Dies wirkte entsprechend einschüchternd und verstärkte das Gefühl von Hilflosigkeit.

Überhaupt ist die Hilflosigkeit eines der furchtbarsten Gefühle beim Gemobbtwerden. Über Jahre habe ich wiederholt erlebt, dass Klassen- oder Vertrauenslehrer, Rektoren, Schulpsychologen oder gar Polizei vollkommen nutz- und hilflos sind. Sie können bestenfalls durch ein offenes Ohr oder psychologischen Rat helfen, aber keine Konsequenzen aktiv herbeiführen. Vielleicht ist das heute anders? Kein Rektorat will einen Mobbing-Skandal an seiner Schule haben, sondern hat ein natürliches Interesse, Probleme unter der Oberfläche zu halten. Da kommen sofort falsche Schutzbehauptungen wie "Wenn wir das veröffentlichen/ansprechen, wird sie/er es noch schlimmer haben" oder "Das beste ist, wenn die Kinder das unter sich regeln"...

Das Allerschlimmste war für mich aber das Gefühl, das Gemobbtwerden wie eine ansteckende Krankheit in sich zu tragen. Kaum jemand, der nicht über Jahre gequält wurde, dürfte beim Wechsel auf eine neue Schule so sehr das Gefühl der Hoffnung kennen, einen Neuanfang zu bekommen, der Hoffnung darauf, dass nun alles vorbei sein möge, aber auch das Gefühl der Angst davor, dass es dort wieder von Neuem losgehen könnte. Auf meiner dritten Schule (meine Familie war in eine andere Stadt gezogen) haben meine neuen Klassenkameraden innerhalb von zwei Wochen ebenfalls begonnen, mich zu mobben - diesmal aber auch mit körperlicher Gewalt. Die ganze Hoffnung auf einen Neustart weichte der Zermürbung und erneuten Angst vor Schule und Mitschülern. Ich glaubte daran, die Opferrolle wie eine Krankheit in mir zu tragen und selbst fremde Leute um mich herum unbewusst "einzuladen", mich zu quälen. Bis heute ist dieses Gefühl mir als das schlimmste in Erinnerung.

Ich wurde an zwei Schulen vor allem sozial und psychisch gemobbt (Beschimpfungen, Schubsen, in Räume einsperren, Verfolgtwerden vor/nach der Schule und in der Pause, Zettel mit Beschimpfungen schreiben und überall in der Schule verteilen, Spucken, Fahrrad bespucken, Fahrrad im Schulteich versenken, Kleidung/Schuhe beim Sportunterricht wegwerfen/verstecken, im Schwimmbad unter Wasser drücken, ...), in den letzten drei Jahren (dritte Schule) zusätzlich auch vermehrt körperlich (Schlagen mit Hand, Faust, Fuß, Zeitschriften, Büchern, Fahrradschloss, Stöcken; "Unfälle" geschehen lassen, mit dem Fahrrad anfahren oder beim Fahren vom Rad stoßen, ...). Ein Jahr lang musste ich deswegen regelmäßig zum Arzt, zweimal als Notfall, einmal mit dem Rettungswagen in die Klinik.

Meine Erfahrung ist: Kinder, die andere Kinder quälen, sind nicht böse oder gestört, sondern meist völlig normal. Sie empfinden ihre Handlungen selbst nicht als Ausüben von Gewalt, sondern die Misshandlung ist für sie relativ bedeutungslos und ein Zeitvertreib, manchmal auch oberflächlicher Spaß. Sie messen ihrer Gewaltausübung nur wenig Bedeutung bei, sonst würden sie sich selbst mit den Konsequenzen konfrontieren, die ihr Handeln auf ihre Opfer hat. Auch meine Schulkameraden waren damals durchwegs ganz normale Kinder und Jugendliche, aus denen später ganz normale Erwachsene wurden. Sie waren schlicht gelangweilt, und für sie war alles nur Spiel, Zeitvertreib und Selbstbestätigung, über die sie nicht weiter nachgedacht haben. Es gab ihnen Abwechslung im Alltag, mehr nicht. Was es für mich bedeutete, nämlich bitterster Ernst, ist aus ihrer Perspektive quasi irrelevant und mein Privatproblem. Zu keiner Zeit, auch heute - viele Jahre später - nicht, haben sie sich scheinbar bewusst gemacht, was sie eigentlich getan haben, und dass sie aus keiner bestimmten Motivation, keiner Boshaftigkeit und keiner sozialen oder politischen Einstellung heraus psychische und körperliche Gewalt ausgeübt haben, sondern schlicht aus Langeweile, Gelegenheit und Spiel. Niemand von ihnen, selbst heute, scheint das je gesehen zu haben. Wahrscheinlich denken sie für sich heute noch mit Lachen oder Abscheu ("Selbst schuld...", "Was für ein Idiot!") zurück. Keiner hat sich je entschuldigt. Unmündigkeit trägt keine Schuld.

Meine Familie hat immer zu mir gestanden und mir sehr geholfen, besonders meine Eltern. Es hat gedauert, aber ich bin darüber hinweg und konnte an alldem als Mensch reifen. Darüber bin ich heute stolz und dankbar. Ein gewisses Misstrauen gegenüber anderen Menschen und ein schwaches Selbstwertgefühl sind geblieben. Ich bin aber auch dankbar darüber, dass ich zu einer Zeit zur Schule ging, als es noch keine Smartphones und noch keine Social Media gab.

Ein Opfer von Mobbing zu sein ist schei*e.

Ich wurde nicht körperlich verletzt, doch psychisch hat es mich zerstört.

Es fing mit Beleidigungen in der Schule und von selbiger Personen übers Internet an, bezüglich meiner Haare, meiner Zähne, meines Gewichts, weil ich bereits etwas mehr Oberweite hatte, ...

Dann ging es weiter (Internet und direkt in der Schule) damit, dass ich nach Zigarettenrauch roch, da meine Eltern beide Raucher sind. Dann wurde zusätzlich über meine Eltern hergezogen und bei den seltsamsten Lehrern so Sprüche gebracht wie "ist das dein Vater".

Fortlaufend wurde dann eine Whatsapp Gruppe mit gut der halben Klasse gegründet, ohne mich, in der die 5 Mobber sich über mich lustig machten und alle davon wussten außer ich, bis mich eine Freundin einweihte...

Nachdem meine Eltern dies erfuhren, gab es innerhalb der Schule kaum Konsequenzen. Wir mussten dann als Klasse im Unterricht gemeinsam mit der Klassenlehrerin und dem Schulsozialarbeiter den Film "Cyberbully" schauen. Ich wäre am liebsten im Erdboden versunken. Ich fühlte mich umzingelt und von allen beobachtet.

Sodass Lehrer was mitbekamen geschah dann nichts mehr, alles nur noch hinterrücks oder in Abwesenheit der Lehrer.

Oder in den Unterrichtsstunden, in denen Lehrer waren, die eh nichts bockte, zB wieder mit miesen Sprüchen oder abwerfen mit Papierkugeln etc.

Mir war das sehr unangenehm damals, je öfter mir all diese Dinge gesagt wurden, desto mehr fing ich an ihnen zu glauben und mir für alles die Schuld zu geben. Ich fing an mich selbst zu hassen, fühlte mich alleine und gefangen. Ich wäre am liebsten tot gewesen. Noch heute, etwa 7-8 Jahre später, ist mein Selbstwertgefühl nich davon zerstört, ich habe ständig Angst, nicht den Erwartungen anderer gerecht zu werden und hasse mich und meinen Körper abgrundtief. Kämpfe aktuell stark mit Depressionen und das damalige Mobbing war einer der Auslöser hierfür. Laut Vermutung meiner Therapeutin, nach dem was ich erzählte, litt ich dadurch schon im Jugendalter an Dysthemie. Ü er die Jahre kamen andere Ereignisse hinzu und ja, jetzt bin ich da, wo ich bin. Am Ende.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Kinder sind bis zu einem bestimmten Alter nicht grausam, sondern ehrlich.

Um grausam sein zu können, muß man wissen was Grausamkeit ist. Für Kleinkinder gibt es in ihrem Denken u.a. entdecken, ausprobieren, Richtig und Falsch, Gut und Böse, Lachen und Weinen, Angst und Freude.

Hey,

wie man sich wahrscheinlich schon denken kann, ist es nicht schön, Mobbingopfer zu sein.

Ich wurde gemobbt, mir wurde zwar physisch nichts angetan (Ich wurde körperlich nicht verletzt) aber mir wurden, auf Grund langer Krankenhauszeit, unschöne Sätze gesagt.

Ich habe immer alles in mich hineingefressen!

Die Folgen davon?: Ich habe mich selbst verletzt, ich hatte psychische Schäden, Bindungsängste, Vertrauensprobleme und das schlimmste, das Verhältnis zu meiner Familie wurde immer schlechter und führte dazu, dass ich nun nach 3 Jahren nach dem Mobbing absolut keinen Kontakt mehr zu meiner Mutter habe, da ich ihr auch nicht mehr vertrauen konnte und mich von allen Menschen entfernt habe. Ich war einsam und lebte in meiner eigenen Welt, mit meinen imaginären Freunden.

Durch den Kontaktverlust mit meiner Mutter, bin ich jetzt (3 Jahre nach dem Mobbing) in eine Depressive Phase gerutscht, die ich nun vor 2 Monaten erfolgreich beenden konnte.

Deswegen kann ich nur jedem ans Herz legen: REDET!!!

Aber ich muss auch ehrlich zugeben, dass ich dem Mobbing ein Stück weit dankbar bin, da ich dadurch sehr viel an Reife bekommen habe und auch sehr sehr selbstständig geworden bin.

Ich hoffe ich konnte dir deine Frage beantworten :)

Liebe Grüße <3

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Rebell123456789 
Beitragsersteller
 18.08.2021, 20:45

Das freut mich für dich

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In der Schule wurde ich sehr wegen meines Aussehens gemobbt. Ich hatte Sommersprossen und rote Haare. Auch war ich etwas pummelig und nicht besonders schlau. Ich wurde als "Pumuckl", "Feuermelder", "Leuchtturm" oder "Rotkäppchen" oder "Flecki" (wegen der Sommersprossen) bezeichnet. Auch wurden meine Haaare als Stroh, dass mir aus dem Kopf wächst bezeichnet. Ich wurde auch oft auf dem Schulweg oder Schulhof verprügelt und in eine Mülltonne gesteckt. Auch wurde ich gezwungen, dem Oberbully die Füße zu küssen, was für mich die absolute Demütigung war. Wenn ich nach dem Grund für das alles fragte, wurde mir gesagt: "weil Du hässlich bist" oder "weil Du dumm bist". Da ich sehr schüchtern, ängstlich und unsicher war und mich sehr dafür geschämt habe ein Opfer zu sein, habe ich das alles über mich ergehen lassen und niemandem davon erzählt!