Wie geht ihr mit verschlossenen Schülern um ?

3 Antworten

Ich gebe ihm Aufgaben, die er bestimmt bewältigen kann und wo er zwangsläufig reden muss, weil andere ihn ansprechen.

Beispiel im Sport: Aufgabe Bälle verteilen

Bei einer Abstimmung die Zählstriche an der Tafel malen

Für fehlende Schüler (z. B. Krankheit) die Aufgaben notieren, Zettel mitsammeln ....

Das ist ein wenig wichtig und andere verlassen sich drauf.

Ich setzte so einen Schüler auch mitten in die Klasse, so dass er von allen Seiten angesprochen wird, weil er quasi neben allen sitzt.


TheTrueSherlock  18.07.2017, 21:58

Dann bist du genau der Lehrertyp den ein Introvertierter hassen würde. Introversion ist kein Problem, dass man bereinigen muss. Falls (!) verschlossen mit Introversion gleichgesetzt wird. Auf manche Schüler trifft das sicherlich zu.

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Realisti  18.07.2017, 22:02
@TheTrueSherlock

Introvertierte sind oft Einzelgänger, damit tappen sie leicht in die Mobbingfalle. Da reicht es oft schon, dass sie zumindest den Eindruck erwecken nicht anders zu sein.

Heilen will ich niemanden. Das Zauberwort heißt einfach ein Mindestmaß an "Sozialkompetenz". Von nix kommt nix. 

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TheTrueSherlock  19.07.2017, 18:46
@Realisti

Ach sind Introvertierte sozial unfähig? Ganz neue Erkenntnis.

Es wäre vollkommen ausreichend, wenn man diese Schüler das machen lässt, was andere auch machen (müssen).

Ich selbst habe eine Sozialphobie und bin introvertiert. Ich weiß, dass es da noch etwas anders ist. Allerdings hat ein Lehrer gemeint ich müsste unbedingt meine "Komfortzone" (wtf) verlassen und hat mich zweimal bei zwei Gruppenarbeiten in seinem Fach als Teamleiterin ernannt. Ist das notwendig? Nein.

Manch anderer Schüler musste gar kein Gruppenleiter sein. Für mich ist es nicht den Schülern helfen, sondern einfach nur eine Frechheit.

Wieso sollte ich das öfters machen als jemand anderes?

Nur weil ich von Natur aus zurückgezogener bin?

Schule ist nur was für Extrovertierte, das wird hier wieder deutlich. Bist du introvertiert, verschlossen etc., schon bist du ein Problem das es gilt zu beheben.

Für mich persönlich hätte eine Gruppenarbeit allein schon mehr als gereicht. Auch das ist - gerade für mich wegen meiner Angststörung - mehr als genug. Es kostet schon Überwindung in einer größeren Gruppe etwas zu sagen und mitzumachen. Das reicht.
Teamleiter zu sein ist allerdings etwas, was überhaupt nicht zu mir passt. Wenn man einmal drankommt bzw. der Zufall so entscheidet, dann okay. Aber bewusst eine Person jedes Mal dazu nötigen, bringt niemandem was.

Und was soll dein Argument mit der Mobbingfalle?
Willst du Introvertierte umpolen, damit sie nicht gemobbt werden?
Schöner Ansatz, aber leider willst du da am falschen Ende etwas ändern. Menschen sollen individuell sein dürfen und sollen nicht wie Nägel sein - wenn sie rausstehen, dass man sie wieder rein hämmert!

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Realisti  19.07.2017, 19:01
@TheTrueSherlock

Lege nicht Auslegungen in  meine Worte die ich weder gesagt noch gemeint haben! Außerdem argumentierst du kontraproduktiv.

Ich will niemanden umpolen. Sich in einer Gruppe problemlos  zurechtzufinden und sich dabei zudem nicht unwohl zu fühlen hat durchaus was mit Sozialkompetenz zu tun.

Es mag ja noch in der Schule funktionieren, wenn man sich vor bestimmten Dingen drückt. Aber dort und nur als junger Mensch und in der Schule kann man sich ausprobieren und erfahren. Der junge Mensch hat quasi Welpenschutz. Steht man erst einmal im Berufsleben gibt es diesen Luxus nicht mehr.

Ich will ja aus dem Schüler weder einen Teamleiter noch einen Klassensprecher machen. Der Schüler soll nur in kleinen Portionen erfahren, dass er es auch kann, wenn er mal muß und Ängste abbauen. Von einem Erwachsenen wird es einfach erwartet und fertig. Liefert man im Berufsleben nicht ab, ist man raus. So einfach ist das. Gerechtigkeit hin oder her.

Man hat am meisten Angst vor Dingen die man nicht kennt. Wenn man sich vor jeder Herausforderung drückt, ändert sich das auch nicht sondern verfestigt sich, bis es ein Problem wird. Introvertiertheit ist für mich so lange ok, solange der Mensch noch Macht darüber hat. Kann er sie nicht einmal in wichtigen Momenten einschränken ist gar nichts mehr ok.

Außerdem braucht es manchmal nur einen kleinen Anlaß oder eine Chance und der überwiegend Introvertierte kann zeigen was wirklich in ihm steckt. Das funktioniert aber nur wenn er sich traut und sich wohl fühlt. Das wiederum erfordert, dass er vertraut. Nur wo soll das Vertrauen herkommen, wenn es nie Berührungspunkte gegeben hat?

Mit der Mobbingfalle, das ist gar nicht so weit hergeholt. Mobber sind arme Würstchen, die sich immer das vermeintlich schwächste Glied in einer Gruppe aussuchen. Jemand der sich zurückzieht, rücksichtvoll ist und alleine auftritt erweckt den Eindruck von Verletztlichkeit. Mobber greifen nie Starke und Beliebte an.

Außderdem hassen darf der Schüler mich gerne. Freunde hat er vermutlich genug und das ist auch gar nicht meine Aufgabe.

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TheTrueSherlock  19.07.2017, 19:45
@Realisti

Zu Teil eins hätte ich wieder zu viel zu kritisieren.
Stell dir vor, man tut als Introvertierter auch Dinge wagen und sich trauen. Allerdings befindet sich das in einem gewissen Rahmen.
Man hat nicht den Anspruch als sich unbedingt Chef von einer Firma werden zu wollen.

Nur noch das wichtigste:
"Jemand der sich zurückzieht, rücksichtvoll ist und alleine auftritt erweckt den Eindruck von Verletztlichkeit." - Na und? Du brauchst mir nicht zu erzählen wie das Konzept Mobbing funktioniert. Selbst erlebt.

Also nochmal: Na und? Der Mensch ist dann so. Der Mensch ist nicht falsch, sondern die Mobber sind falsch. Man muss nicht den Opfer umpolen, sondern mit den Tätern arbeiten.

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Realisti  19.07.2017, 22:21
@TheTrueSherlock

Ich will nicht, dass alle Häuptlinge sind. Unser Land braucht auch normale Indianer.

Aber der beste Opferschutz ist immer noch jemanden stark zu machen. Er soll ja nicht immer stark sein, nur wenn es wichtig ist oder gebraucht wird. Aber jeder sollte die Wahl haben und nicht Sachen aus Angst meiden.

Erst wirfst du mir vor, dass ich das Thema Mobbing anspreche um dann kurz darauf zu bestätigen, dass es durchaus Überschneidungen gibt.  Bei diesem Thema gibt es keine Gerechtigkeit nur Schadensbegrenzung.

Mir brauchst du auch nichts über Individualität beibringen. Ich stamme aus einer großen Familie in der es nur so von Exzentrikern wimmelt. Aber das ist ja das Wesen von Individualität. Sie sollte freiwillig und selbst gewählt sein und nicht das sein was übrig bleibt, weil man sich nix traut.

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TheTrueSherlock  19.07.2017, 23:30
@Realisti

Ja, aber warum ist Introversion = Schwäche??
So legst du es dar.

Mobber gehen schon auf Menschen, die zurückhaltender sind, sich anders verhalten, vielleicht auf Äußeres nicht so viel wert legen, Schule für wichtig halten und und und.
Ja, vielleicht kann man das "sich nicht so wehren können" als kleine Schwäche ansehen - dennoch ist das Problem in meinen Augen eher der Täter.

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Realisti  20.07.2017, 19:53
@TheTrueSherlock

Andere Frage: Warum hälst du introvertiert sein für eine Stärke? Auf die Idee bin ich noch nie gekommen. Da hat jemand eine Hemmung und Angst. Das kann keine Stärke sein.

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TheTrueSherlock  21.07.2017, 19:35
@Realisti

Es wäre mir neu, dass ich es jemals als Stärke benannt hätte. Es hat auch Vorteile ja, aber es ist für mich keine Frage von Stärke oder Schwäche. Es ist ein Charakterzug und erstmal neutral für mich.

Schwäche implementiert, dass man etwas ändern muss, dass man nicht okay ist und das ist bei Introversion nicht der Fall. Eine wirkliche Introversion änderst du auch nicht einfach. Die Personen brauchen hin und wieder ihre Rückzugsmöglichkeiten und vielleicht mehr Ruhe als andere. Das änderst du nicht so einfach.

Introversion ist auch nicht Angst:
http://www.jetzt.de/gutes-leben/unterschied-zwischen-introvertiert-und-schuechtern

Und deshalb will ich es auch nicht ändern.

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Nix, ist dann halt so. 


User29734 
Beitragsersteller
 18.07.2017, 21:26

Sehr hilfreich bist du Lehrer?

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grubenschmalz  18.07.2017, 22:09
@User29734

Ja, ich bin Lehrer. Wenn die Leute halt verschlossen sind, dann ist das halt so. Was soll ich die zwanghaft umerziehen?

Solange sonst keine weiteren Anzeichen für z.B. Vernachlässigung, Mißbrauch usw. auftreten, ist das halt so. Jeder Mensch ist anders. 

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ninchens  19.07.2017, 08:21
@grubenschmalz

Find ich super! Bin zwar keine Lehrerin, aber verschlossen und ich find das okay! Ich mag es nicht, wenn Leute daher kommen und mich irgendwie aus meinem Schneckenhäuschen rausziehen wollen! Ich komm da schon raus, wenn ich das will! ^^

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Ist wohl etwas vom Alter abhängig! Mit einem Grundschüler würd ich anders umgehen, als mit einem Oberstufenschüler!