Wie geht Funktionsheizen (Anhydritestrich)?

2 Antworten

Das mit dem abrupten Abschalten und 3 Tage Warten, das kommt mir in der Tat seltsam vor. Letztendlich aber hängt es an der Rezeptur Deines Estrichs. So weit ich es in der Praxis gesehen habe, gibt es da viele verschiedene Anforderungen, je nach Estrichart und Estrichfrachbetrieb. Es scheint auch Additive zu geben, die da eine Rolle spielen. Deswegen ist es wenig hilfreich, den Nachbarn nach den Anheizzeiten oder Trocknungszeiten für dessen Estrich zu befragen. Es spricht allerdings nichts dagegen, beim eigenen Estrichleger nochmal nachzufassen und zu fragen, ob die 3 Tage Ruhezeit nach dem ersten Hochheizen wirklich erforderlich sind. (Ich weiß: Zeit ist am Bau ein knappes Gut ...)

Aus mehrfacher Erfahrung kann ich nur ermahnen, penibel darauf zu achten, die schriftlichen Vorgaben des eigenen Estrichlegers einzuhalten und die Einhaltung genau und gerichtsverwertbar zu dokumentieren. Sonst steht man am Ende unter Umständen mit der gerissenen Estrichplatte alleine und ohne Gewährleistung da.

Hast Du Fußbodenheizung? Dann unbedingt darauf achten, dass das Heizrohr im Bereich von Dehnungsfugen im Schutzrohr verlegt wird. Hier wird besonders gerne gepfuscht ....

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

Maskos1 
Beitragsersteller
 20.01.2020, 00:28

Vom Estrichleger habe ich nur eine kurze schriftliche Anleitung für Belegreifeheizen,sonst nichts. Das andere was ich geschrieben habe stand da nicht so,deshalb meine Frage,wie das mit Funtionsheizen funktioniert. Ersten drei Tage 25 Gead,dann ca.45/55 Grad und dann???? Wie endet das Funktionsheizen? Oder kann man direkt zum Belegreifeheizen übergehen?

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Werner Huebner  20.01.2020, 01:02
@Maskos1

Ach sooo ..??? Ist das denn wirklich ein Profibetrieb?

Also ganz klar:

Der Estrichleger bestimmt die ersten Tage, mit welchen Temperaturen der klatschnasse Estrich beheizt werden darf. Dauert diese erste Phase z. B. 10 Tage, so muss der Estrichleger SCHRIFTLICH für JEDEN Tag festlegen, welche Temperatur das Heizwasser haben soll. Über diese Phase müsst Ihr oder Euer Bauleiter/Architekt genau Buch über die Einhaltung der Vorgaben führen (am Besten mit Zeugen). Ob in dieser ersten Phase Messungen über die Restfeuchte im Estrich gemacht werden, das liegt im Ermessen des Estrichfachbetriebs.

Wenn diese erste Phase abgeschlossen ist, geht das Nutzungsrecht auf die Bauherrschaft bzw. die Bauleitung über. In der Praxis entscheidet nun der Fliesenleger oder der Parkettleger, wie es weiter geht. Häufig - gerade in der kalten Jahreszeit - muss in dieser zweiten Phase noch geheizt werden, damit der Estrich auch wirklich so durchtrocknet, dass Parkett und Fliesen verlegt werden können. Das Erreichen einer bestimmten Restfeuchte stellt der jeweilige Bodenleger mit einem entsprehenden Prüfgerät fest.

Die zweite Phase kann auch komplett ausfallen, wenn z. B. auf absehbare Zeit kein Bodenbelag auf dem Estrich ausgebracht werden soll (Keller, Dachboden ....)

Die Begrifflichkeiten für die beiden genannten Phasen können regional unterschiedlich sein. Im Kern aber geht es immer um das Gleiche.

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Vermutlich meinst Du das Trockenheizen des Estrichs. Es besteht aus einer Anheizphase, einer Beharrungsphase und einer Abkühlphase. Die jeweiligen Temperaturen und Dauer hängt von der Art des Estrichs ab. Hier gilt die Vorgabe des Estrichlegers wie ein Naturgesetz, weil er Dir nur bei Einhaltung seiner Vorgaben eine Gewährleistung bieten muss. Heißt: Bei jeder nennenswerten Abweichung von den Vorgaben verlierst Du etwaige Ansprüche, wenn der Estrich später z. B. Risse bekommen sollte. Das Estrichprogramm wird in der Regel an der Steuerung des Wärmeerzeugers eingestellt.

Die Stromversorgung im Haus muss stabil sein, weil sonst viele Steuerungen die korrekte Zeiten des Trockenprogramms nicht sauber einhalten können. Bietet der Wärmeerzeuger kein Trockenprogramm, so muss tageweise die vom Estrichleger gewünschte Vorlauftemperatur der Heizung manuell neu eingestellt werden.

Lüftung beim Trockenheizen ist wichtig, damit die Feuchte aus dem Haus kann und es keine Schimmelprobleme gibt!

Vorsicht bei Erdwärmeheizungen! Im Allgemeinen sind die Sonden/Kollektoren nicht auf das Trockenheizen von Estrichen ausgelegt und könnten schlimmstenfalls vereisen.


Maskos1 
Beitragsersteller
 19.01.2020, 23:55

Vielen Dank für die ausfürliche Beschreibung. Jedoch wollte ich gerne wissen wie das mit dem Funktionsheizen ist, 3 Tage 25 Grad dann 4 Tage ca. 45-55 Grad, und dann abrupt abschalten, 3 Tage warten und dann Trockenheizen beginnen wie der Estrichleger es beschreibt oder darf man die Heizung nach dem Funktionsheizen laufen lassen und hintendran Belegreifeheizen also direkt mit 45-55 Grad anfangen?? Lüften natürlich.

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