Wie funktionieren alte klappkameras?

5 Antworten

Anleitungen gibts immer noch im Netz. Das Aufklappen ist quasi der kompakten Bauform geschuldet, damit das Objektiv sich im korrekten Abstand zum Film befindet.

Du brauchst den 120er Rollfilm. Das Filmformat ist 6x6 oder 6x7 oder 6x9. Somit sind 12 bis 8 Fotos drauf. Ich denke dass es 6x6 hier ist, kannst du sehen wenn du sie hinten aufklappst, dann siehst du den Ausschnitt über den der Film läuft. Es muss eine Leerspule drin sein, auf die dann der Film von der eigenen Spule sich hinüberwickelt beim Transport.

Der Filmtransport geht manuell und hat keinej automatischen Stopp. Das musst du also vorsichtig machen und durch das rote Schiebefensterchen auf der Rückseite gucken. Die Position des Fenster entsprecht den aufgedruckten Zahlen für das jeweilige Filmformat, zählt also bei 6x6 von 1 bis 12. Wenn die nächste Zahl erscheint mit dem Drehen stoppen. Dafür gibts Warnmarkierungen auf der Pappseite die du dann sehen kannst, damit du nicht zu weit drehst und ein Foto verschenkst.

Der Auslöser wird manuell gespannt, und die Blende, Entfernung und Verschlusszeit wird ebenfalls manuell eingestellt. Ggf. Externen Belichtungsmesser nutzen oder gewisse Erfahrungswerte aus dem Internet nutzen. Der Verschluss und Blende können in zig Jahren verharzt sein, also schwergängig oder ganz blockieren, müssen also vom Feinmechaniker entharzt werden.

Das Teil nützt nichts vor Doppelbelichtung. Wenn du den Film nach einem Foto nicht weiter drehst und dann wieder "knipst" dann gibt es 2 oder auch mehr Belichtungen auf dasselbe Stück Film. Man muss sich also konzentrieren! Du siehst, wie aufwändig und kunstvoll Fotografie einst war.

Wenn der Film voll ist, dreht man nach dem letzten Foto weiter und immer weiter bis man ein leichter Schnappen hört, dann rutscht das letzte Ende aus der Filmspule heraus und dann drehst du noch 5x und alles ist dann auf der Aufnahmespule drauf. Nicht in grellem Sonnenlicht öffnen. Kamera im Innemraum oder Schatten öffnen. Vorsichtig den vollen Film entnehmen in dem man den Drehknopf hoch zieht oder was auch immer. Gibt diverse Mechanismen, dann wird der Spulenkern frei gegeben. Bloß nicht fallen lassen. Gut fest halten, am besten auf Unterlage alles machen, Schoß, Tisch. Dann leckt man am Emde wie bei einer Briefmarke und klebt straff das Filmende fest. Damit es sich nicht mehr locker wickeln kann. Am besten wieder in Folie stecken wo der neue Film mal drin war und das Scnächtelchen.

Die leere Filmspule, wo der neue Film mal drauf war, wird nun von links nach rechts gesetzt, und nun ist sie die neue Aufwickelspule. Geniales Konzept, oder?

Durch das sehr große Filmformat 6x6 oder größer ist die Filmauflösung sehr gut und man kann sehr große Vergrößerungen bestellen, sofern das Objektiv gut war und die Entfernung genau gewählt wurde.

Woher ich das weiß. Habe es im Meisterbetrieb gelernt.

PS: du siehst, dass analoge Fotografie einiges an Finesse erfordert. Versuch doch mal gern bei einem alteingesessenen Fotohändler zu gucken, ob da vielleicht jemand arbeitet der die 60 oder 65 hinter sich hat, dann hat er in seiner Karriere bereits viel damit zu tun gehabt, und der wird dir natürlich nicht kostenlos einen Fotokursus anbieten, aber hat vielleicht eine Idee wie du es gut lernen kannst.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Ausbildung im Fotografen-Meisterbetrieb

ntechde  08.08.2024, 22:37

Schön erklärt!

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Abgesehen von der Bedienungsanleitung brauchst du ggf. ein grundlegendes Verständnis für das Zusammenwirken bzw. die gegenseitigen Abhängigkeiten von Verschlusszeit, Blende und ISO-Wert des Films.

Je länger die Verschlusszeit, desto mehr Licht erreicht den Film, um ihn zu belichten. Dafür steigt aber auch die Gefahr des Verwackelns oder einer Bewegungsunschärfe.

Eine große Blendenöffnung lässt ebenfalls mehr Licht in die Kamera, was erlauben würde, die Verschlusszeit zu verkürzen. Andererseits sorgt eine kleine Blendenöffnung für mehr Tiefenschärfe.

Ach … die gute Adox Golf. Der Link zur Bedienungsanleitung wurde ja schon gepostet. Wenn der Verschluss noch funktioniert und der Balgen dicht ist, ist die durchaus noch benutzbar. Wichtig ist, dass Du Dich mit dem Belichtungsdreieck beschäftigst: Blende, Belichtungszeit und Empfindlichkeit des Filmes. Die Belichtung musst Du hier manuell einstellen, daher ist die Bedeutung der unterschiedlichen Werte wichtig. Du kannst einen separaten Belichtungsmesser oder eine App benutzen. Die Entfernung musst Du schätzen. Aber ja … lohnt sich. Ich benutze hin und wieder noch ähnliche Kameras.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Fotografiere seit 2015 (wieder) überwiegend analog