Wie fand die V2 ihr Ziel?

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Das ganze Lenkungssystem das später zum Vorbild aller Raketen in Ost und West werden würde beschrieb Dipl. Ing Oscar Scholz so: "Die Hauptelemente der Steuerung der A4 waren zwei Meßgeber. (Kreisel: Vertikant und Horizont), Programm (Zeitschaltwerk), Rechner (Mischgerät), Kraftschalter und Rudermaschine. Der Horizont dient zur Festlegung von ablagen in der D-Ebene (Längsstreuung), der Vertikant in der E-Ebene (Breitenstreuung). Die Ablagen von den geforderten Bahnebene als Vergleich des augenblicklichen Ist-Werts und des Soll Werts (Führungsgröße, ergeben sich durch kreiselbedingte Abgriffe an Doppelpotentiometern in Form eines proportionalen Gleichstroms, der dem Mischgerät zugeführt wird (Regelgröße). Diese Regelabweichungen bzw. Signale werden mit entsprechenden Korrektur- und Stabilisierungsgrößen (Aufschaltgrößen) vermischt, sodann die kombinierten Größen verstärkt und dem Stellmotor (Rudermaschine) zugeführt, wo das Auslaufen der entsprechenden Luft- oder Strahlruder eingeleitet wird, die endlich die gewünschte Richtungsänderung hervorrufen. Um die Seitenstreuung, die größer als die Längsstreuung war einzudämmen wurde in bestimmten Fällen ein zusätzliches Leitstahlsystem verwendet. Die Brennschlussabgabe erfolgte anfangs durch Funk vom Boden aus mit Hilfe des Dopplereffektes (Frequenzdifferenz diente als Maß für die Geschwindigkeit) und später mit Hilfe eines Integrationsgerätes im Flugkörper funkfrei. (unabhängig vom Boden). Das Integrationsgerät hatte Beschleunigungsköpfe. Die im Flugkörper gemessenen Beschleunigungswerte wurden mit einer Spezialbatterie 'integriert'. Bei dem für eine bestimmte Reichweite erforderlichen Geschwindigkeitswert ergab ein Spannungssprung in der Spezialbatterie das Kommando für die zweistufige Abschaltung des Raketentriebwerks. Die Spezialbatterie wurde am Boden mit dem erforderlichen Geschwindigkeitswert aufgeladen. Mit der funkfreien A-4 die sich selbstständig lenkte (Trägheitslenkung, Programm) wurden komplizierte Bodenanlagen sowie feindliche Störmöglichkeiten vermieden. Für die letzten Geräte waren kreiselstabilisierte Plattformen (3 Kreisel) mit mehreren auf der Plattform montierten Beschleunigungsköpfen (Brennschlussgabe mit doppelter Integration, Feststellen von Seitenbeschleunigern usw.) vorgesehen. Allerdings wurden die einzelnen Komponenten verfeinert, genauer und kleiner. Damit ist auch die heutige Lenktechnik charakterisert."

Soweit die Ausführungen von Oscar Scholz. In der Tat hatte die Steuerung der A-4 alle Elemente die heute eine Rakete hat die autonom navigiert. Die Apperaturen waren einfacher und anstatt einem Digitalrechner gab es analoge Schaltungen die Ströme "vermischten" oder aus einem Referenz und einem Signal des Istwertes einfach die Differenz bildeten. Doch die wesentlichen Elemente findet man auch heute noch in jeder Rakete. Als im Westen Mitte der 90 er Jahre die technischen Daten der Steuerungen von russischen Raketen bekannt wurden staunte man nicht schlecht: Die wesentlichen Elemente der A-4 wurden nach wie vor eingesetzt und die gesamten Steuerungen waren analog. Die Proton benutzte nach wie vor eine Spezialabatterie die vor dem Start mit einer Geschwindigkeitsvorgabe aufgeladen wurde. Erst im Jahre 2002 und 2005 wurden bei der Proton und Sojus die analogen Steuerungen durch digitale ersetzt.

Interessant ist die Zielgenauigkeit: Die Breitensteuerung hatte eine Streuung von 4.5km bei 50% der Raketen. Das machte ein Durchmesser von 18km. Die anderen 50% hattn eine Trefferquote von 9km. Also ein Leichtes eine Grossstadt wie London zu treffen. Mittels eines Funkstrahles konnte man die Zielgenauigkeit sogar auf 1km senken. Funkleitsysteme unterstanden aber der Luftwaffe, weshalb diese Technik kaum eingesetzt wurde. Es gab zwar eine Sendefrequenz bei 50MHz, die wurde aber durch die Ionisation des Abgasstrahles so stark gestört, so dass die Steuerung nur im unteren Teil der Bahn wirksam war. Der Verlust des Funksignales (Dämpfung) war 90%. Es gab noch Versuch mit 300MHz, die waren aber für den Krieg nicht mehr relevant. Die letzten eigesetzten A4 (V2) hatten eine Breitenabweichung von 2km und eine Längenabweichung von 100 Metern.


xXxulTIMatexXx  15.02.2010, 14:35

Quelle angeben nicht vergessen ;)

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JoeWied  15.02.2010, 16:50
@xXxulTIMatexXx

Hab aus mehreren Quellen und etwas aus einem Buch, deshalb keine Quellenangabe

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du meinst die A4 (Goebbels nannte sie ab 1944 V2).

Bei Wiki findest du unter "A4 Rakete" etwas über die Steuerung (Gyroskopen).

Eine sehr ausführliche Gerätebeschreibung gibt es hier: www.aggregat4.de/pdf/Gerätebeschreibung_A4.pdf


Vier Strahlruder aus Graphit direkt im Gasstrom und die vier Leitwerke sorgten für die Stabilisierung im Flug. Sie wurden über Servomotoren bewegt, welche ihre Steuerinformationen von den zwei Gyroskopen in der Raketenmitte erhielten. Ein Kreisel war für die Querruder-Achse und der andere für die Seiten- und Höhenruder-Achse zuständig. Wenn die Rakete vom eingestellten Kurs abwich, wurde das von den Gyroskopen registriert und die Servomotoren der Strahlruder und Leitwerke zur Korrektur des Kurses angesteuert.

Zur Erzielung einer größeren Zielgenauigkeit konnte die Rakete auch mit einer Leitstrahl-Bodenanlage gesteuert werden, deren Leitstrahlebene der Rakete im Flug folgte.

Die beim Start eingestellte Zeitschaltuhr sorgte dafür, dass der Neigungswinkel der Kreiselplattform nach drei Sekunden Brennzeit so verändert wurde, dass die Rakete aus der Senkrechten in eine geneigte Flugbahn überging. Der Neigungswinkel war so eingestellt, dass sich je nach zu erzielender Entfernung eine entsprechende Flugbahn ergab. Vor dem Start musste die Rakete auf ihrem Starttisch exakt senkrecht gestellt und so gedreht werden, dass eine besonders markierte Flosse in Zielrichtung zeigte.
http://de.wikipedia.org/wiki/A4_%28Rakete%29#Steuerung


riara  13.02.2010, 08:09

Richtig...dazu laesst sich noch anmerken, dass die Briten deutsche Informanten waehrend des Krieges umdrehten und Deutschland deshalb falsche Daten aus London bekam, man meldete z.B. "zu kurz" daraufhin verlaengerten die Ingenieure die Flugbahn und viele V2 gingen hinter London oder in relativ unbewohnten Gebieten runter...

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JoeWied  14.02.2010, 00:16
@riara

Nette Geschichte und absolut unfundiert. Bitte Quelle angeben.

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carsti hat schon gut erklärt, wie die Rakete ihre Flugbahn beibehält und nicht vom Kurs abweicht.
Wichtig ist jedoch auch noch folgendes zu wissen:
Die Deutschen mussten die V2 immer blind losschicken.
Sie zielten auf irgendeinen Punkt und hörten dann durch Informanten oder durch den Feindlichen Funk/Rundfunk, ob die Rakete bei den Briten eingeschlagen ist odernicht und wo die Rakete wie viel zerstört hat.
Die Briten wussten dies bald und erzählten, wenn die Rakete mitten in London explodierte, dass die Rakete ins Meer einschlug.
Deshalb fanden viele Raketen ihr Ziel nicht.


JoeWied  14.02.2010, 00:19

Aaha, deshalb waren ganze Quartiere und grosse Teile Londons zerstört...

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xXxulTIMatexXx  14.02.2010, 14:33
@JoeWied

Bei der Menge an V1 und V2 Raketen, die auf London flogen, mussten nicht viele treffen, um solche Schäden zu verursachen.
Außerdem hatten die Stukas und andere Bomber auch noch einiges dazu beigetragen.

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