Wie eröffne ich einen Second Hand Laden?

5 Antworten

Hallo,

aus Deinen Fragen läßt sich zunächst einmal ablesen, dass Du vom kaufmännischen und von einem Klamottenladen noch keine Ahnung hast. Das läßt sich aber lernen - und das solltest Du auch, denn sehr viele Existenzgründungen scheitern genau daran! Wär doch schade um Deinen Traum, oder? Ein Traum, den Du schon lange hegst, ist nämlich ein guter Anfang! Am Besten machst Du einen Existenzgründerkurs, da lassen sich spezielle Fragen zu Deinem Vorhaben klären, Du lernst die kaufmännischen Grundbegriffe, wie Du einen Geschäftsplan schreibst und eben alles, was wichtig ist. Nicht nur die IHK bietet solche Kurse an, es gibt meist auch regionale Anbieter. Es gibt erhebliche Preisunterschiede, falls Du das selber zahlen mußt (und nicht das Arbeitsamt). Jedenfalls da, wo ich bisher gewohnt habe.

Für den Geschäftsplan findest Du viele verschiedene Gliederungen im Internet. Damit stellst Du sicher, das Du an alles bei der Vorbereitung denkst - und vermeidest oder minimierst böse Überraschungen. Du kannst die Seiten von der Arbeitsagentur zur Hilfe nutzen, da gibt es viele Infos (die Seiten sind öffentlich, also für jeden). Es ist hilfreich, wenn Du wenigstens mit einem angefangenen Geschäftsplan in den Existenzgründerkurs kommst, weil Du Dir zum schreiben schon mehr Gedanken machen und recherchieren musst. Bei manchen Sachen wirst Du auch einfach Hilfe brauchen, der Geschäftsplan muss also nicht ganz fertig sein. Ohne Geschäftsplan zu starten (weil Du den z.B. nirgendwo vorlegen musst), empfiehlt sich übrigens nicht! Ohne Ahnung von kaufmännischen Grundwissen UND ohne Ahnung von dem Vorhaben (Second-Hand-Laden) ist ein viel zu großes Risiko! Da setzt Du sehr wahrscheinlicher unheimlich viel Geld in den Sand.

Den richtigen Standort ermitteln: ich kenne Deine Gegend nicht. Wenn Du meinst, es läuft bei Dir nicht, wäre es zu risikoreich, auf blauen Dunst irgendwo anders zu eröffnen. Du hast ja dann Fahrt- oder Umzugskosten zusätzlich. Ich würde mit einem Internet-Versandhandel beginnen, damit bist Du regional unabhängig. Da gilt es einige Besonderheiten zu beachten, die Du im Existenzgründerkurs klären müßtest.

Mit einem Laden hast Du schließlich jedemenge Vorabkosten wie Miete, Nebenkosten, Strom/Wasser/Abwasser, Heizung, Renovierung, Einrichtung, Warenerstbestand, Versicherungen etc. - noch lange bevor Du den 1. Cent verdient hast. Oft werden auch Knebelmietverträge wie Mindestvertragszeit 5 Jahre verlangt, um den Ladenleerstand zu verhindern. Davon laufen aber Deine noch ungewissen Geschäfte nicht besser - Du musst flexibel bleiben! Mit einem Internetversand brauchst Du nur einen PC-Arbeitsplatz (ggf. am Küchentisch) und einen trockenen, geruchfreien Lagerraum - vielleicht ein überzähliges Zimmer (vielleicht auch bei Freunden), im Keller oder 1-2 Garagen. Dein Arbeitsaufwand besteht dann natürlich hauptsächlich im fotografieren und beschreiben der Sachen, sowie im erstellen einer Homepage. Gibts mittlerweile auch für Anfänger im Baukastensystem.

Zur Rechtsform: ich bevorzuge "Einzelunternehmer". Für eine GmbH mußt Du 25.000 € nachweisen. Second-Hand-GmbH hört sich zudem irgendwie überdimensioniert an. Welche Schadenersatzforderungen erwartest Du bei gebrauchter Kinderkleidung? (das es eine GmbH sein müßte)?

Warenbeschaffung: bei uns in der Region gibt es eine regelrechte Klamottenschwemme, so dass man für seine Sachen kaum noch Geld bekommt. Unser Secondhandladen nimmt die Ware nur in Kommission, kauft also nicht an. Die Ware im Laden gehört weiterhin den vielen Familien. Für die verkauften Sachen nimmt der Ladenbetreiber ich glaube 30% (mit Vertrag), die nicht verkauften Sachen müssen mit Frist zum Saisonwechsel abgeholt werden, sonst Container. Der Laden würde sonst überquellen.

Man bekommt kaum Geld für seine Sachen, kann dafür aber günstig einkaufen. Das hält den Laden am Laufen. Daher wird auch viel weggeschmissen oder verschenkt. Unser Laden wird zugeschmissen mit Ware! Die suchen das Beste aus. Hier gibts zusätzlich von vielen Kindergärten, Vereinen, Stillgruppen und Organisationen quasi alle naselang - im Frühjahr und im Herbst - Flohmärkte für Kinderkleidung und Spielzeug, etc. Nicht alles wird verkauft! Fahr mit einem LKW dahin, lass eine Durchsage machen (oder mach selber eine Durchsage, verteile Handzettel, häng ein riesen Plakat an die Tür), wer seine Sachen nicht wieder mitnehmen will, kann sie (kostenlos oder für z.B. 5 € je Karton) bei Dir abgeben. Da solltest Du aber vorher erfragen, wieviele Standbetreiber vorhanden sind, sonst gehen Dir die Scheine aus. Was für den Verkauf nicht taugt, kannst Du immernoch an soziale Kaufhäuser oder für z.B. Rumänien spenden. Für solche Spenden lass Dich vorher von Deinem Steuerberater beraten. Hierzulande muss ja immer alles modisch sein. Anderorts freut man sich einfach über "was zum anziehen".

Du kannst auch entsprechende Flyer/Handzettel auslegen, dass Du gut erhaltene Klamotten ankaufst/in Kommission nimmst. Überall da auslegen, wo Kinder mit Eltern sind (Kinder-Neuwarenkleidungsgeschäfte, Logo-/Ergo-Therapie, Kindergärten, Sportvereine mit Kindergruppen, Aushang im Supermarkt, etc.).

Zum Ankauf von Waren solltest Du Dich aber auf dem Markt gut auskennen. Was heute bei Aldi/Lidl im Regal liegt, hast Du nächste Saison oder nach dem Geschwisterkind auf Deinem Tresen liegen. Wenn die Mutti fürn Discounter-T-Shirt 4 € hinlegt, kannst ihr schließlich nicht 5 € geben, das kauft keiner mehr. Du mußt Dich also mit dem Markt, dem Warenangebot befassen und in vorhandene Second-Hand-Läden gehen. Frag dort ruhig nach, wie die Ladenbetreiber sich vorbereitet haben und welche Tipps sie haben. Manche Fehler muss man gar nicht selber machen! Mir hat mal einer erzählt (der seinen Second-Hand-Laden 3x vergrößert hat- durch Nachbarhäuser!), er habe sich 4 Jahre darauf vorbereitet. Ich war auch lange Jahre im Dienstleistungsbereich selbständig und ich habe mit vielen Ladenbetreibern allgemein über Existenzgründung und über mein Vorhaben gesprochen, die waren alle sehr hilfsbereit! Dabei habe ich auch manche Geschäftsidee wieder fallen lassen.

Auch die Läden vor Ort mögen keinen Leerstand, das ist nicht gut für's eigene Geschäft. Die haben auch Interesse daran, das leere Läden wieder betrieben werden. Und sind auskunftsfreudig. Auf den Internethandel sind die örtlichen Händler allerdings nicht so gut zu sprechen, da geht Ihnen Kundschaft verloren (also DAS besser nicht erwähnen).

Wovon wirst Du die erste Zeit leben? Denke nicht, Du brauchst nur zu eröffnen, und schon strömt Dir Kundschaft in den Laden (oder zum online-shop)! Die müssen dich erstmal finden bzw. wahrnehmen! Dann müssen sie Dich auf dem Einkaufszettel haben. Das dauert. Die kaufen nicht bei Dir ein, weil Du das möchtest, sondern weil die was brauchen. Das musst Du abwarten. Von den ersten Kunden wird viel abhängen. Sind die zufrieden? Was erzählen die weiter? Da brauchste nicht hingehen, die sind viel zu teuer/unfreundlich/....? Es ist hilfreich, wenn Du als Hausfrau/Hausmann oder nebenberuflich starten kannst (da solange wie nötig möglich) bzw. eine Förderung vom Arbeitsamt bekommst - die ist jedoch befristet. "Auf Pump" ist keine Lösung, weil das vorraussetzt, das Du das auch mal zurückzahlen kannst. Halte insgesamt die Risiken, die Start- und laufenden Kosten niedrig, lebe bescheiden. Viele verausgaben sich dadurch, das sie als Neuunternehmer ein Angeberauto auf Kredit kaufen, ohne zu wissen, wie die Geschäfte laufen werden. Und sind bei einer Bruchlandung hoch verschuldet. Nix mehr zum angeben.

Es gibt die sogenannten Sozialkaufhäuser, die teilweise durch Spenden am Leben erhalten werden, also keinen Profit abwerfen müssen. Auf den Flohmärkten kriegst du Klamotten teilweise für 1 Euro das Stück. Meiner Meinung nach sind Gebrauchtklamotten eine Marktlücke, die unbequem eng geworden ist.

Versuche Mal Dein Glück mit einem Flohmarkt- Stand, um ein Gefühl für den Bedarf zu bekommen.

Du kannst bei der IHK einen Existenzgründungskursus belegen. Falls du jetzt arbeitslos bist, zahlt die Arbeitsagentur nach einer Vorprüfung, dafür sogar die Kosten. Dazu käme dann eine begleitendes Coaching für die ersten 6 Monate.

Das kannst du alles bereits im Vorfeld der Firmengründung tun.

Mach doch einen Existenzgründer Kursus. Da werden auch solche Fragen behandelt.

Und dann musst du mal sehen wo viel Laufkundschaft vorbei kommt.Und ausreichend Parkplatz Möglichkeiten.

Für Kinderkleidung kann man auch annoncieren, das man welche sucht.