Wie denkt ihr über die Dolchstoßlegende?

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Lies mal einen Augenbericht wie Stahlgewitter von Ernst Jünger. Dort wird sehr gut dargestellt, wie katastrophal die Versorgungslage der Soldaten an der Front war und wie ausgedünt die Mannschaftsstärke der Kompanien. Das Durchschnittsgewicht der Soldaten auf deutscher/österreichischer Seite zu Kriegsende betrug 55 Kilogramm. Aufschlussreich ist auch eine Szene, in der Jünger beschreibt, wie seine Kompanie einen englischen Schützengraben erstürmt und man völlig erstaunt ist, über die guten Essensrationen der Engländer, die man dort erbeutet, während man selber fast nur noch schimmeliges Brot erhielt.

Das ist so ziemlich das Hinterhältigste, was sich von Hindenburg und Ludendorff ausgedacht haben.

Die führen 1918 einen Krieg, von dem sie ab März wissen, daß er verloren ist, sagen 1919 der neuen Reichsregierung, daß sie jedes Ergebnis der Verhandlungen in Versailles akzeptieren sollten und streuen dann das Gerücht, daß die deutschen Soldaten von der Heimatfront verraten wurden.

Ein Kardinalfehler der Weimarer Republik war, daß der Reichspräsident Ebert nicht dagegen gesteuert hat, sondern immer von "Im Felde unbesiegt" faselte. Hindenburg und Ludendorff hätten mindestens in einen zu bildenden Ausschuss zitiert werden müssen, wenn nicht sogar vor Gericht gestellt müssen.

Das hätte der Republik vielleicht den Putschversuch von 1923 erspart und von Hindenburg als Reichspräsident.

Die Bezeichnung 'Legende' impliziert eigentlich schon, dass die ganze Geschichte nicht stimmt. Das Deutsche Reich war 1918 militärisch geschlagen, die 'Dolchstoßlegende' war ein Versuch der Obersten Heeresleitung vom eigenen Versagen abzulenken.

Es ist eine "Legende". Das sagt doch schon alles.

Gruß, earnest