Wie beginnt man ein Buch, damit der Leser gefesselt ist?

16 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Wenn du deine Leser fesseln willst, dann mach sie neugierig. Dazu gibt es verschiedene Methoden.

Du hast recht; wenn der Anfangssatz schon so mißlungen ist, wie dein Beispielsatz "Als mein Wecker klingelte, stand ich auf und mein Tag begann" dann kann es auch schon mal passieren, daß ich ein Buch schon nach einem Satz beiseite lege, obwohl ich das normalerweise nicht so mache; da lese ich mir auch erst einmal den Klappentext durch und wenn der mir gefällt, dann gebe ich dem Buch mindestens 2-3 Seiten lang eine Chance.

Wenn du wirklich meinst, viele Bücher würden so langweilig anfangen, dann solltest du die Anfänge deiner Lieblingsbücher noch mal etwas genauer anschauen. Da wirst du bestimmt feststellen, daß der jeweilige Autor sich viel Mühe gibt, eine besondere Szene mit vielen lebendigen Details zu schildern, und recht bald Fragen im Leser weckt.

Wenn du deinen Wecker-Satz nimmst, dann solltest du den auch entsprechend umformen: "Das Klingeln des Weckers riß mich mitten aus dem Tiefschlaf. Wie konnte die Nacht schon wieder vorbei sein? Ich hatte das Gefühl, gerade erst zu Bett gegangen zu sein. Die Sonne schien hell durch die roten Vorhänge und tauchte das Zimmer in ein warmes rotes Licht. Mich ließ der Gedanke an den bevorstehenden Tag aber eher frösteln..."

An dem Punkt hast du die Neugier deiner Leser geweckt. Man möchte wissen, warum deine Figur voller Sorge an den bevorstehenden Tag denkt. Gleichzeitig sind die roten Vorhänge und das rot erscheinende Sonnenlicht ein besonderes Detail, damit sich der Leser in die Szene hineinversetzen kann.

Du könntest auch mit einer philosophischen oder anderen allgemeinen Frage beginnen: "Ob es wohl gesund ist, ständig morgens vom Wecker aus dem Tiefschlaf gerissen zu werden? Vor allem wenn man so lange Zeit nicht genug Schlaf bekommt? Schon wieder hatte ich mich die halbe Nacht schlaflos im Bett gewälzt. Ich blinzelte in das helle Sonnenlicht, das durch die roten Vorhänge in mein Zimmer schien..." Auch da fragt sich der Leser, wie es weitergeht und fühlt sich noch zusätzlich persönlich angesprochen durch eine Frage, die wohl jedem schon einmal spontan durch den Kopf gegangen ist, da wohl jeder schon einmal wenig schlafen konnte, und durch den Wecker trotzdem früh geweckt wurde.

Also: schildere die Szene mit lebendigen Einzelheiten und mach deine Leser möglichst früh neugierig auf das Wichtige, das in deiner Geschichte geschehen wird. Dann bekommst du auch einen guten Anfang hin.


Franka2023  28.12.2023, 19:05

Hey! Ich schreibe gerade selber an einem Buch und habe mir eben deine Antwort durchgelesen! Dürfte ich deinen Anfangs/Einleitungssatz ("Das Klingeln des Weckers riß mich mitten aus dem Tiefschlaf. Wie konnte die Nacht schon wieder vorbei sein? Ich hatte das Gefühl, gerade erst zu Bett gegangen zu sein. Die Sonne schien hell durch die roten Vorhänge und tauchte das Zimmer in ein warmes rotes Licht. Mich ließ der Gedanke a den bevorstehenden Tag aber eher frösteln..."), als Inspiration bzw. in ähnlicher Form verwenden? Ich würde dann einfach ein paar Worte ergänzen/weglassen… Das wäre super lieb! Liebe Grüße! :)

0
Sophronia  28.02.2012, 10:09

Danke für den Stern! :)

0

Der 1. Satz ist für mich nicht wirklich wichtig. Die ersten 50 Seiten sind es eher, denn es dauert oft, bis man sich in die Geschichte hineingelesen hat. 

Für mich ist am ehesten wichtig, dass der Schreibstil gut ist, es sich flüssig liest und nicht abgehackt beispielsweise. 

ich finde der erste satz sollte einen spanndes, beeindruckendes detail der Hauptperson bzw. der momentan wichtigen person verraten

(Beispiel aus Kolyma von Tom Rob Smith: Im Großen Vaterländischen Krieg hatte er zur Verteidigung von Stalingrad die Brücke von Kalatsch gesprengt.)

Hallo - wie schon unten bereits erwähnt, kommt es nicht nur auf den ersten Satz oder die erste Seite an. Es gibt Literaturkritiker, die dieses Thema hochstiliisert haben und zum Beispiel den ersten Satz aus Günter Grass' Der Butt: "Ilsebill salzte nach." mit dem ersten Preis für erste Sätze in der deutschsprachigen Literatur ausgezeichnet haben. Nunja. für den der Rest des Buches braucht man etwa 200 Seiten, um sich eingelesen zu haben und nach weiteren 200 Seiten findet man vielleicht Gefallen an dem Werk. - Es ist eben Günter Grass und sein Stil ist ein Genuss und vermag zu fesseln, aus der Geschichte allerdings wird man auch nach 600 Seiten nicht so recht schlau.

Spannung muss sein. Sie kann sich mit vielen Mitteln aufbauen. Es kann ein langer fesselnder Satz sein oder ein ganz kurzer. Er kann eine Szene darstellen wie "Ilsebill salzte nach", wo man sofort denkt: was salzte sie und weshalb salzte sie nach?, er kann verblüffen und Ungewöhnliches erzählen oder auch banales. Banales muss dann in der Spannung zu einem ungewöhnlichen Moment stehen.

Beispiel: Als mein Wecker klingelte, mekte ich, dass es Stunden später sein musste. Das Licht schien in einem unvertrauten Winkel .... oder sowas. Die Erklärung des "Istzustandes" des "Helden" sollte nebenbei geschehen.

Hoffe, das hilft weiter, falls nicht, nochmal fragen ... ;)

Beginne es mit einem schokierendem Ereigniss!

mache sie neugierig und halte sie hin!!