Wie anspruchsvoll ist das Lehramtsstudium?

3 Antworten

Ich habe Physik studiert. In dem Studium waren die Lehramtsstudenten eher die, die es nicht richtig konnten. Oder anders herum gefragt: Wenn ich ein Fach richtig gut kann, warum sollte ich es dann auf Lehramt studieren? Dann ist doch garantiert, dass ich nach dem Studium mich fachlich gar nicht wirklich weiterentwickeln kann. Wenn Du Lehrer werden willst, dann studierst Du (hoffentlich), weil Du Kinder magst und es Dich erfüllt, Ihnen etwas beizubringen.

Wir haben zwar einen Mangel an Lehrkräften im Allgemeinen, aber dennoch würde ich jedem vom Studium abraten der nicht ganz sicher ist später mit dem häufig frustrierendem Alltag in der Schule zurechtzukommen. Fachlich weiterentwickeln kannst Du Dich praktisch nur als Hobby. Zumindest Mathe und Physik sind fachlich in der Schule auf dem gleichen Stand wie vor hundert Jahren.

Also: Fachlich anspruchsvoll ist das Lehramtsstudium im Vergleich eher nicht. Das heißt aber nicht, dass es nicht zeitlich anspruchsvoll ist! Und der Schulalltag später ist dann sowohl zeitlich als auch emotional sehr anspruchsvoll.

Drittfach ist realistisch einfach nicht drinnen. Bzw. mit sehr hohem Risiko zum kompletten Scheitern verbunden.

Es werden sich die Vorlesungen so kreuz-und-quer überschneiden, dass du ständig in deinem Studiengang selbst blockiert bist. Und dich dann noch weiter blockierst, weil du Modul a) für Modul b) bräuchtest, Modul a) aber nur zum Sommersemester angeboten wird, du Modul a) aber zeitlich nicht im Sommersemester belegen kannst, weil Modul c) fürs Drittfach bis spätestens 3. Semester abgeschlossen sein muss etc.

Zwei Fächer zu balancieren ist schon herausfordernd. Freizeitaktivitäten gehen in Theorie immer, es hängt halt davon ab ob du zumindest theoretisch annähernd zur Regelstudienzeit fertig werden willst.

Deutsch kenne ich nur von meinen Kommilitonen, kann dir also nicht detailliert erzählen was da abging (hatte ein anderes Zweitfach), aber Englisch ist ECHT nicht ohne. Du startest volle Kanne in Literatur- und Sprachwissenschaften und die ersten Semester sind WIRKLICH trocken und erstmal fernab vom Lehrerberuf. Übersetzungen sind auch noch mit dabei und da wird man erstmal mit der Realität konfrontiert, wie einfach die Lehrer an der Schule einen durch die Kurse geschickt haben. Mit Phonetik hast du auch nochmal großen Anteil an reinster Theorie da und reinste Theorie heißt (inkl Sprach/Literaturwissenschaften) : VIEL lesen und VIEL (leider) auswendig lernen.

Das wuppt man nicht mal so zwischen Tür und Angel, muss dir bewusst sein.

Inhaltlich per se wenig anspruchsvoll würde ich behaupten, Durchfallquote ist nicht hoch wegen der Inhalte, sondern weil die Leute sich mit den Schulfächern übernommen haben, bzw. nicht regelmässig gelernt haben, bzw. nicht rechtzeitig notwendige Studienleistung haben abschließen können.


DerFrager555 
Beitragsersteller
 28.08.2024, 21:31

Danke für diese ausführliche Antwort.

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Nein, ist er nicht. Du wirst keine Zeit für richtige Hobbys haben. Auch die Semesterferien musst du fast komplett durcharbeiten.

Zumindest in Münster.