Wie übersetzt man den Konjunktiv (Latein)?

2 Antworten

Wenn man nicht gerade gewaltige Konjunktiv-Konstruktionen übersetzen muss, behilft man sich
mit möge bei Präsens und Perfekt,
mit würde bei Imperfekt und Plusquamperfekt.

Die Konjunktionen ut, ne und cum haben in Latein einen Pflichtkonjunktiv,
man übersetzt die abhängigen Verben aber als Indikativ.

dictum esset - es würde gesagt worden sein (Plusquamperfekt Passiv)
luserimus - wir mögen gespielt haben (Perfekt Aktiv)
statuatur - er/sie/es möge aufgestellt werden (Präsens Passiv)

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Unterricht - ohne Schulbetrieb

Hi!

Der Konjunktiv im Hauptsatz, kann je nach Person, Numerus und Tempus unterschiedliche Funktionen haben. Die schauen wir uns jetzt inklusive Übersetzung auch einmal gemeinsam an.

(Ad)Hortativ (hortari - auffordern)

Der Adhortativ, der manchmal auch einfach nur Hortativ genannt wird, kommt nur in der ersten Person Plural im Konjunktiv Präsens vor. Dieser Konjunktiv drückt eine Aufforderung an eine Gruppe aus:

incipiamus! - Lasst uns beginnen! Beginnen wir!

Iussiv (iubere - befehlen)

Der Iussiv hingegen drückt eine Aufforderung an die zweite/dritte Person aus. Er ist etwas milder als der Imperativ und wird mit der zweiten/dritten Person im Konjunktiv Präsens gebildet. Man übersetzt ihn mit sollen:

Mater veniat. - Die Mutter soll kommen.

Wunschsätze (Optativ; optare - wünschen)

Die Wunschsätze werden darin unterteilt, ob der Sprecher diese für erfüllbar oder nicht erfüllbar hält. Prinzipiell gilt: Bei Konjunktiv Präsens (Gegenwart) und Perfekt(Vergangenheit) gilt ein Wunsch als erfüllbar; Bei Konjunktiv Imperfekt (Gegenwart) und Plusquamperfekt (Vergangenheit) hält der Sprecher diese für nicht erfüllbar

Die Wunschsätze werden mit utinam oder utinam ne (bei erfüllbaren Wünschen oft, bei unerfüllbaren Wünschen immer!) eingeleitet. Als Hilfsübersetzung kann man Formulierungen wie „hoffentlich“, „mögen“, „ach wenn doch“ o.ä.:

utinam maneas - Hoffentlich bleibst du! (Erfüllbar Gegenwart)

utinam maneres - Bliebest du doch! (Unerfüllbar Gegenwart)

utinam mansisses - Wärst du doch geblieben! (Unerfüllbar Vergangenheit)

Zu den Wunschsätzen zählt auch der Concessivus. Dieser liegt vor, wenn der Sprecher etwas einräumt (von concedere - gestehen) und wird mit denselben Zeiten wie der erfüllbare Wunschsatz gebildet. Der wird mit mögen o.ä. übersetzt. Im Deutschen ist das zum Beispiel noch in der Formulierung Möge kommen, was wolle erhalten.

Potentialis

Der Potentialis steht, wenn der Sprecher eine Aussage prinzipiell für möglich hält. Er stellt eine gemilderte Behauptung dar. Der Potentialis wird mit dem Konjunktiv Präsens und Perfekt gebildet - Achtung: Das Perfekt gilt in diesem Fall als Gegenwartstempus!!! Man übersetzt den Potentialis mit könnte/dürfte wohl:

quis hoc credat / crediderit - wer könnte dies glauben?

Irrealis

Die Aussage wird für unwirklich gehalten. Für die Gegenwart verwendet der Lateiner den Konjunktiv Imperfekt, für die Vergangenheit den Konjunktiv Plusquamperfekt:

Quid vita sine canibus esset? - Wie wäre das Leben ohne Hunde?

Prohibitiv (prohibere - verbieten)

Der Prohibitiv ist eine verneinte Aufforderung an die zweite Person. Diese kann man auch mit Noli/Nolite und Infinitiv ausdrücken. Er wird mit ne+Konjunktiv Perfektgebildet:

Ne duvitaveris - zweifle nicht!

Deliberativ/Dubitativ (dubitare - zweifeln)

Der Deliberativ ist in der Regel eine Frage, die die Zweifel des Sprechers zum Ausdruck bringt. In der Gegenwart steht der Konjunktiv Präsens (sehr viel häufiger), in der Vergangenheit der Konjunktiv Imperfekt. Die Übersetzung ist mit sollen auszudrücken:

quid faciam - was soll ich tun?

Wann man welchen Konjunktiv zur Übersetzung braucht, kommt stark auf den Kontext und den jeweiligen Satz an.

Feliciter tibi!

LG

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung