Weshalb erhält man einen Nachteilsausgleich bei LRS, jedoch nicht bei geringer Intelligenz?
Guten Tag,
mich beschäftigt aktuell eine besondere Frage. Dazu alsgleich ein kurzer Warnhinweis, der meine Position hierzu etwas verdeutlichen soll: Auch ich bin minder intelligent (Im Volksmund auch dumm, stupide und / oder stumpfsinnig genannt.), selbst wenn mein eloquenter Schreibstil nicht direkt darauf schließen lässt. Einen Text wie diesen hier zu verfassen kostet mich mitunter mehrere Tage, da ich immense Probleme mit meiner Rechtschreibung habe und auf Rechtschreibüberprüfungsprogramme angewiesen bin, welche mir unter die Arme greifen. Nun kommen wir auch direkt zur Frage:
Wieso erhält man in der Schule einen Nachteilsausgleich bei LRS (Lese-Rechtschreib-Schwäche), jedoch nicht bei mangelnder Rechtschreibung aufgrund einer geringen Intelligenz, die allerdings noch nicht als Behinderung zählt?
Ganz offen gesagt, mein Intelligenz-Quotient liegt laut mehreren professionellen Messungen zwischen 75 und 85 Punkten. Damit bin ich unterdurchschnittlich intelligent, möglicherweise sogar lernbehindert. Die Grammatik ist mir zuwieder. Zeichensetzung ergibt für mich keinen Sinn und einige Worte mit doppelten Konsonanten, etc. machen mir das Leben schwer.
Die WHO definiert Legasthenie als Entwicklungsstörung im sprachlichen Bereich mit durchschnittlicher Intelligenz. Wer also immens verblöded ist, so wie ich, der kann keine Lese-Rechtschreib-Schwäche haben, laut WHO, sondern ist einfach nur dumm.
Für Personen mit LRS gibt es Nachteilsausgleich. Das ist nachvollziehbar und gut, da es ja unverschuldet ist. Nur warum bekommen dumme Leute, wie ich, keinen Nachteilsausgleich? Ich kann auch nichts dafür, dass ich immense Probleme mit dem Schreiben habe, ich strenge mich aber trotzdem an und geben mein Bestes. In meinen Augen eine Ungerechtigkeit unglaublichen Ausmaßes. Zu dumm für LRS und zu schlau für eine Behinderung. Die Schulzeit habe ich so nur mit Mühe und Not überstanden.
Wieso wird hier zweierlei Maß angelegt?
Hochachtungsvoll,
Rainer von Wink
4 Antworten
Hallo RainerVonWink,
wie will man das prüfen ob jemand "dumm" ist oder nur so tut?
Wenn ich will bekomme ich 10 IQ Punkte im Test und brauche mich dann nicht mehr anstrengen in der Schule...
120 IQ oder eine Lernbehinderung zu fälschen sieht da schon schwerer aus... Feste Krankheitsbilder nachzumachen muss schwermütig antrainiert werden - die gleiche Energie in die Schule gesteckt, bringt auch eine Eins.
Zumal es kein Verfahren gibt um Intelligenz zu testen - IQ Tests sind Quatsch... Je nach Schulbildung bist du eben besser oder schlechter darin.. zumal der Durchschnitt immer 100IQ sind..
Es ist nicht so das 200 Punkte einen IQ von 100 bringen und 100 Punkte einen IQ von 50 usw.
Sondern der Mittelwert aller Tests sind 100 IQ..
Wenn nur ein einziger Mensch auf der Welt ein IQ Test gemacht hat, dieser hat 10 Punkte erreicht, dann heißt es: durchschnittliche intelligenz erreicht 10 Punkte in diesem Test..
Jz kommt ein anderer.. der erhält 20 Punkte..
Somit ist eine durchschnittliche intelligenz, wenn man 15 Punkte erreicht.
Wurde nun der erste Proband dümmer weil ein zweiter den Test gemacht hat? - nein... Er wird nur anders eingestuft weil IQ Tests keine klare Linie ziehen können..
Man sagte einst mal, Menschen mit dunkler haut sind dumm weil sie Zahlenreihen wie diese nicht lösen konnten:
1 3 5 7 9 [??]
Das lag jedoch daran, das unsere Mathematik gar nicht zu genau diesen Menschen gelang und die nie etwas darüber gelernt haben... Der IQ Test ist also bereits so aufgebaut, dass er von einer bestimmten Bildung und kulturelle Prägung ausgeht - also Grundwissen was der durchschnittliche Mensch des gebildeten Industrielandes eben mitbekommt.
Indigene Stämme können Medizin aus dem Urwald gewinnen - das kann ein frisch gebackener Arzt nicht... Dafür wird deren Medizinmann einen IQ von ca 5 haben weil er nichts aus dieser Form der Logik begreifen kann. Und doch ist er fürs überleben intelligenter als beinahe jeder Akademiker frisch aus der Uni - top ausgebildet und ebenso top abhängig vom System.. Tot nach 4 Wochen Urwald - ein Ort wo die Kinder "der dummen" spielen...
Der Mensch hat noch nicht mal herausgefunden was genau intelligenz eigentlich ist... Wir wissen eig nur, dass intelligenz die Fähigkeit zum überleben ist. Also Nahrung aufspüren, gefahren erkennen und darauf reagieren, Hindernisse aus dem Weg räumen und sich nicht fressen lassen...
Diese intelligente Eigenschaften sind jedoch irrelevant geworden in unserem System...
Daher wird es schwer "Dummheit" zu definieren.. Es ist das Gegenteil von Intelligenz..
Der Mensch nutzte seinen Intellekt um ein System zu entwerfen in dem dieser Intellekt überflüssig wird. Den meisten Menschen ist es möglich, auch ohne Merkfähigkeiten zu überleben..
Es gibt Menschen die stecken ihren Hund in die Mikrowelle und bekommen Recht beim verklagen des Herstellers - 👍🏻 denken wird heutzutage überbewertet..
LG
Die Frage ist zwar schon etwas älter, ich würde meine Meinung jedoch dennoch gerne in den Ring werfen, da ich von meiner Arbeit aus einige Berührungspunkte mit dem Thema habe, da ich Hilfen und Maßnahmen für Kinder mit Beeinträchtigung organisiere.
Darunter sind teilweise auch Kinder mit einer sog. Lernbeeinträchtigung (IQ zwischen 84 und 70) - anders als bereits eine andere Antwort festgehalten hat, sind diese IQ Testungen für uns sehr relevant und wir fordern sie regelmäßig ein und sie werden auch regelmäßig gemacht. Kinder im Alter zwischen 6 und 12 haben oft auch kein Interesse daran, einen IQ Test zu fälschen, klar gibt es auch mal schlechtere Tage, aber es ist auch nur eine Orientierung - und bei der Testung wird auch Mitwirkungsbereitschaft, Ausdauerfähigkeit und Motivation berücksichtigt bspw. Ein Kind mit ADHS schafft es manchmal nicht, die Konzentration aufrecht zu erhalten.
Ich kenne es nun von meiner beruflichen Erfahrung her durchaus so, dass auch Kinder mit einer Lernbeeinträchtigung Nachteilsausgleiche erhalten sowie auch eine Binnendifferenzierung und individuelle Förderstunden durch eine Förderschullehrkraft, wenn diese Kinder "inklusiv" die Regelschule besuchen und keine Förderschule - und auch in Förderschulen ist der Lehrstoff angepasst. Kinder mit Lernbeeinträchtigung werden regulär nicht lernzielgleich unterrichtet und erhalten zusätzlich häufig auch einen Förderplan.
Die Strukturen, Begriffe und Verfahrensweisen können je nach Bundesland variieren, das sei dazu gesagt - jedoch kenne ich es aus zwei Bundesländern (RLP & Hessen) so, dass Förderschwerpunkte bestehen und der Lernstoff für Kinder mit besonderen Bedarfen angepasst wird.
Was willst du denn genau? Auch dümmere Menschen können arbeiten, nützlich und glücklich sein. Warum brauchst du einen Ausgleich?
Das Ding ist Legastenie hat nichts mit der Intelligenz zu tun, dass heißt die Leistungen, die kognitiv erbracht werden können, wurden durch die Rechtschreibung massiv runtergezogen werden.
Wenn jemand eine Intelligenzminderung hat, dann entsprechen die kognitiven Leistungen eben auch der Rechtschreibleistung. Dort liegt kein Ungleichgewicht vor. Da gibt es nicht, was ausgeglichen werden muss.
Jemand ohne LRS, jedoch mit verminderter Intelligenz, bekommt für den Inhalt eine 4 und für die Rechtschreibung eine 6, insgesamt also eine 5.
Das ist völlig normal. Das passiert eben auch Menschen, die keine lrs haben oder Menschen, die keine Intelligenzminderung haben. Das ist eine völlig normale Schwankung der Leistungen.
Zwischen einer 1 und einer 6 ist das Gefälle deutlich größer als zwischen einer 4 und einer 5.
4 und 5 ist jedoch ein Schwellenwert...
4 reicht aus -> 5 mangelt
Mit einer 4 im Hauptfach besteht man noch die Realschule - mit einer 5 nicht mehr
Ich möchte sagen, dass es irrelevant ist ob der unterschied höher oder niedriger ist sobald der Schwellenwert überschritten wird.
Ob du eine 6 zur 1 machst oder zur 4 macht keinen Unterschied - alles ist bestanden
Genauso wie von 5 auf 4 da besteht exakt der gleiche Unterschied - der Unterschied besteht nicht darin, wie viel Noten verbessert wurde, sondern zwischen bestanden und durchgefallen und in Anbetracht des Ziels (Abschluss bestehen), ist somit von 5 auf 4 genauso gut wie 6 auf 1
LG
Du hast offensichtlich keine Ahnung. Es ist eben nicht irrelevant.
Guten Tag,
genau das ist der Kern meiner Frage. Bei LRS wird das Ergebnis durch die Rechtschreibung massiv heruntergezogen, weshalb es den Nachteilsausgleich gibt, doch genau das ist auch der Fall, wenn man unter Intelligenzminderung leidet.
Dazu ein Beispiel:
Jemand mit LRS schreibt einen Aufsatz und bekommt für den Inhalt eine 1, für die Rechtschreibung eine 6 und insgesamt, dank Nachteilsausgleich, eine 1.
Jemand ohne LRS, jedoch mit verminderter Intelligenz, bekommt für den Inhalt eine 4 und für die Rechtschreibung eine 6, insgesamt also eine 5.
In meinen Augen ist das ungerecht, denn auch die Person mit verminderter Intelligenz kann nichts für die schlechte Rechtschreibung und sollte daher eine 4 bekommen. Trotzdem wird die Note aufgrund der Rechtschreibung verschlechtert. Außerdem könnte es auch sein, dass diese Person obendrein eine nicht anerkannte Art von LRS hat, nur eben aufgrund der verminderten Intelligenz keinen Ausgleich dafür bekommt. Schließlich liegt LRS laut WHO nur bei durchschnittlicher Intelligenz vor.
Dennoch vielen Dank für die Antwort.
Hochachtungsvoll,
Rainer von Wink