Wer sind diese antiken Götter?

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Raffael (Raffaello Sanzio) hat das Gemälde „Concilio degli Dei“ (italienisch; „Ratsversammlung der Götter“) 1517 – 1518 als ein Deckenfresko in der Villa Farnesina in Rom gemalt. Es bezieht sich auf das mythologische Kunstmärchen „Amor und Psyche“, das bei Apuleius, Metamorphosen 4, 28 – 6,24 enthalten ist.

die Personen außer der liegenden Gruppe von links nach rechts (meist die lateinischen Bezeichnungen, griechische Entsprechungen in Klammern hinzugefügt, zusätzlich deutsche Benennungen, die in der Schreibweise abweichen):

Psyche (griechisch: Ψυχή; bekommt in einer Schale den Trank der Unsterblichkeit), ein Putto (italienisch; kleiner nackter Knabe; geflügelt wie ein Amor/Cupido [lateinisch] bzw. Eros [griechisch: Ἔρως), Mercurius (griechisch: Hermes [Ἑρμῆς]; mit Flügelhelm und Heroldsstab), Ianus (deutsch: Janus; doppelköpfig; keine griechische Entsprechung), Vulcanus (deutsch: Vulkan; griechisch: Hephaistos [Ἥφαιστος]; trägt eine kegelförmige Kopfbedeckung aus Filz, lateinisch pil(l)eus, griechisch πῖλος [pilos] genannt, wie ihn in der Antike unter anderem Handwerker trugen und der in der Darstellung ein kennzeichnendes Attribut von Hephaistos/Vulcanus war, in der Hand und auf der Schulter ein Werkzeug, vielleicht ein Schmiedehammer oder eine große Zange; für weniger überzeugend halte ich eine Deutung als Saturnus [deutsch: Saturn; griechische Entsprechung Kronos (Κρόνος)] mit einer Hacke oder einem ähnlichen Gerät des Ackerbaus), Hercules (deutsch: Herkules; griechisch: Herakles [Ἡρακλῆς]; nackt und muskulös, mit Keule und Eichenlaubkranz), Bacchus (griechisch: Dionysos [Διόνυσος] bzw. mit einem Beinamen Bakchos [Βάκχος]; mit einem Weinlaubkranz), Apollo (griechisch: Apollon [Ἀπόλλων]; mit einem Musikinstrument, wohl einer Lyra), Mars (griechisch: Ares [Ἄρης]; mit Lanze, Helm und Rüstung), Venus (griechisch: Aphrodite [Ἀφροδίτη]; mit nacktem Oberkörper), Pluto (griechisch: Hades [ᾍδης]; mit Zweizack und Cerberus/Kerberos [Κέρβερος] zu seinen Füßen), Amor (griechisch: Eros [Ἔρως]; nackt und geflügelt), Neptunus (deutsch: Neptun; griechisch: Poseidon [Ποσειδῶν]; mit Dreizack), Iuppiter (deutsch: Jupiter; griechisch: Zeus [Ζεύς; sitzend, mit Erdball und Adler zu seinen Füßen), Diana (griechisch: Artemis [Ἄρτεμις]; mit einer Mondsichel im Haar), Iuno (deutsch; Juno; griechisch: Hera [Ἥρα], an der Seite von Iuppiter sitzend, neben ihr ein Pfau), Minerva (griechisch: Athene/Athena [Ἀθήνη/Ἀθηνᾶ]; mit Lanze, Helm und Gorgoneion),

untere, in der Fragebeschreibung rot umkreiste Gruppe:

Es handelt sich um vier Gestalten (von einer ist der Kopf nicht zu sehen). Zwei davon sind Flußgötter. Sie sind in der antiken Kunst so hingelagert (halb liegend) als große und kräftige ältere bärtige Männer dargestellt worden und dies wurde in der Renaissance aufgegriffen. Links befindet sich ein ägyptischer Sphinx (an Löwentatzen und Kopfschmuck erkennbar). Der ihm nähere Flußgott kann dadurch als Nil (griechisch: Neilos [Νεῖλος]; lateinisch: Nilus) verstanden werden. Der andere Flußgott lehnt seinen linken Arm auf eine Raubkatze, von der nur der Hinterleib zu sehen ist. Anscheinend ist es ein Löwe (ein Tiger wäre gestreift). Raffael hat anscheinend Anlehnungen an Statuen mit zwei Flußgöttern vorgenommen, die aus dem frühen 2. Jahrhundert v. Chr. stammen und vielleicht zuerst bei einem Nymphaeum auf dem Esquilin in Rom aufgestellt waren, später bei den Konstantinsthermen auf dem Quirinal und 1517 zum Kapitolsplatz gebracht wurden (in der Renaissance unterschiedlich gedeutet, die eine Statue unter anderem als Tigris, unter dem Eindruck eines 1512 am Standort eines antiken Heiligtums der Isis und des Serapis in Rom entdeckten Statuenpaares mit den Flußgöttern Tiber und Nil später durch Ersetzung eines halb zerstörten Löwen durch eine Wölfin mit Romulus und Remus zu einem Tiber gearbeitet). Der rechte Flußgott könnte als Tiber (lateinisch: Tiberis; griechisch:Τίβερις) oder Tigris (lateinisch: Tigris; griechisch: Τίγρης [Tigres]) gedeutet werden. Für einen Tiber spricht das mehrfache Vorkommen eines gegenüberliegenden Statuenpaares mit den Fußgöttern Tiber und Nil. Für einen Tigris spricht der Löwe (im antiken Mesopotamien, dem von den Flüssen Euphrat und Tigris durchflossenen Land, hat es Löwen gegeben; bei einem Tiber wäre eher eine Wölfin zu erwarten).

http://www.rdklabor.de/wiki/Flu%C3%9Fgott

II. Antike B. Darstellungen 1. Gestalt b. Menschliche Gestalt

„Das trajanische F.-Paar Nil und Tiber/Tigris, wohl aus dem Nymphäum am Esquilin, stand im MA auf dem Monte Cavallo, bevor es 1517 zum Kapitol transportiert wurde (ebd. S. 16f., 138-141, Taf. 2-6; zur Interpretation und Ergänzung im 15. und 16. Jh. s. Sp. 65).“

II. Antike B. Darstellungen 2. Attribute

„Dem gelegentlich aus dunklem Material gestalteten Nil wurden seit hadrianischer Zeit z. B. Nilpferd, Krokodil, Lotos und/oder Sphinx beigegeben;“

IV. Neuzeit A. Antikenrezeption

„15.-16. Jh.: Zwar war einer der kapitolinischen F. vom Monte Cavallo (Abb. 7) bereits um 1430-1432 von Pisanello gezeichnet worden (Kat. „Die ital. Zchgn. des 14. und 15. Jh. im Berliner Kk.“, bearb. von Hein-Th. Schulze Altcappenberg, Bln. 1995, S. 49-52), doch wurde das Figurenpaar erst um 1485 von Pomponio Leto nachweislich als F. bezeichnet („fluminum dei“). Wie die durch die römischen Antiken angeregten, um 1455-1458 geschaffenen F. am Triumphbogen Alfonsos I. in Neapel (Abb. 8) benannt wurden, ist unbekannt. Die Frage, um welche F. es sich bei den römischen Skulpturen handele, wurde auch A. 16. Jh. noch unterschiedlich beantwortet: 1513 bezeichnete Andrea Fulvio das Paar als Ister/Danubius und Achelous, 1527 als Nil und Tigris. Wohl unter dem Eindruck der 1512 ergrabenen Figur des Tiber und deren Gegenstück, des Nil (s. Sp. 57), wurde das halb zerstörte Attribut des Tigris (ein von Maarten van Heemskerck zw. 1533 und 1536 sowie von Hermannus Posthumus 1536 abgebildeter Löwe; zu diesem Antonio Giuliano, Antiqua statua Tygridis fluvii marmorea, Xenia 11, 1986, S. 85-88) um 1568 durch die Wölfin mit Romulus und Remus ersetzt und damit für den Brunnen vor Michelangelos Konservatorenpalast ein Tiber gegenüber dem F. Nil rekonstruiert [29]. - Das vatikanische F.-Paar Tiber und Nil wurde seit seiner Aufstellung im „Cortile delle statue“ mehrfach beschrieben und nachgezeichnet (zur Rezeption s. Phyllis Pray Bober und Ruth Rubinstein, Renss. Artists and Antique Sculpture ..., Oxf. 1986, S. 102-104, Nr. 66, 67); der vatikanische Tigris fand erst 1536 Erwähnung (Hans Henrik Brummer, The Statue Court in the Vatican Belvedere, Stockholm 1970, S. 186-204).“

IV. Neuzeit B. Mythographische und ikonographische Quellen

„In der ersten illustrierten Aufl. der „Iconologia“ von Cesare Ripa ist die größte Bandbreite von F. - sowohl geographisch identifizierbarer als auch der antiken Mythologie und Dichtung entnommener F. - versammelt (Rom 1603, S. 156 bis 162);“

„Der Tigris soll einen Tiger neben sich haben, Sinnbild seiner starken Strömung und Hinweis auf die an seinen Ufern lebenden Tiere.“

https://arachne.uni-koeln.de/arachne/index.php?view[layout]=objekt_item&search[constraints][objekt][searchSeriennummer]=18129

„Herkunft:

Esquilin, Nymphäum, die Statue scheint zusammen mit einer gegengleich gearbeiteten Figur, die in späterer Zeit als `Tigris´ bezeichnet und schließlich zu einem `Tiber´ umgearbeitet wurde, das Nymphäum auf dem Esquilin in Rom geschmückt zu haben; beide Statuen gelangten wahrscheinlich noch in der Antike in den Serapistempel auf dem Quirinal; im Mittelalter und in der frühen Renaissance befanden sie sich zusammen mit den Dioskuren auf dem Monte Cavallo; 1517 brachte man sie auf den Kapitolsplatz, wo Heemskerck sie vor dem alten Konservatorenpalast zeichnete; 1552 wurden beide Statuen nach einem Plan von Michelangelo bei der Treppe zum Senatorenpalast aufgestellt, seit dem Mittelalter eines der Wahrzeichen der Stadt Rom“

https://arachne.uni-koeln.de/arachne/index.php?view[layout]=objekt_item&search[constraints][objekt][searchSeriennummer]=18128

Moderne Bearbeitungen: das rechte Oberlid, die Lippen, die Finger der Rechten sowie die Zehen des linken Fußes ergänzt; modern sind zudem die Schnauze der Wölfin und der untere Teil des Füllhorns; zwischen 1565-1568 arbeitete man den sog. Tigris in eine Darstellung des Tiber um, indem man dem ursprünglich beigegebenen Raubtier zwei Knaben hinzufügte und es so zur die Zwillinge nährenden Lupa machte; inwieweit man dabei den Kopf des Tieres umarbeitete, ist nicht gänzlich nachvollziehbar; nach dem Stein zu urteilen, sind der Kopf und der Körper der Lupa aus einem Stück mit der Figur Flusses gemacht; die jetzige Vorderkante mit der Tatze der Wölfin ist aus drei Teilen modern angefügt worden; beide Putten wurden mit eigenen, kleinen, wohl modernen Plinthen auf dem Felsgrund aufgesetzt; der rechte Knabe ist mit Sicherheit modern; der linke Putto könnte antik sein“


emmabella 
Beitragsersteller
 03.07.2020, 19:04

Oh wow. Das ist eine sehr ausführlich hilfreiche Antwort. Danke, dass du dir die Zeit dafür genommen hast! 🥰

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Ich vermute, dass der linke der Flussgott Nil und der rechte der Flussgott Tiber ist. Die wurden in der Renaissance oft dargestellt, meist als alte Männer.

Das sind die DIOSKUREN Kastor und Pollux, Söhne des Zeus. Zwillinge.


emmabella 
Beitragsersteller
 02.07.2020, 07:17

Oh ja, das würde Sinn ergeben! Danke :)

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eiapopeia  02.07.2020, 07:32
@emmabella

Ich denke nicht, denn die beiden wurden stets als junge Männer dargestellt.

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Kamihe  02.07.2020, 08:06
@eiapopeia

Was ist bei Göttern Jung und Alt, Sie haben auch die gleiche Frisur wie ihr Vater, was die Zugehörigkeit verdeutlichen soll.

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eiapopeia  02.07.2020, 08:48
@Kamihe

Das Alter und die Haartracht spielen in der Darstellung schon eine Rolle. Apollo ist eben ein junger, schöner Mann, Poseidon ein alter mit Zottelhaar, Hera ist älter, Aphrodite jünger usw.

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Kamihe  02.07.2020, 13:13
@eiapopeia

Dem Künstler hat es gefallen sie so darzustellen, die Körper sehen keineswegs Alt aus. Für diese Beiden gibt es keine festgelegten Attribute. Du kannst davon ausgehen, dass der Künstler mit Absicht diese Haarpracht gewählt hat um sie zu erkennen. Es ist Müßig darüber zu diskutieren, es sei denn, du bringst eine Alternative.

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emmabella 
Beitragsersteller
 03.07.2020, 10:23
@Kamihe

Naja ihr Vorschlag waren ja die Flussgötter Nil und Tiber. Und da das Attribut von dem Flussgott Nil eine Sphinx ist, find ich das inzwischen auch sehr logisch 🤔

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Kamihe  03.07.2020, 12:59
@emmabella

Was die Sphinx mit den griechischen Göttern zu tun hat und sich auf dem Olymp befindet, ist mir auch ein Rätsel.

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Kamihe  03.07.2020, 13:07
@Kamihe

Ich meine, es soll PYTHIA darstellen, das Orakel von Delphi, sie sitzt auf einem Stuhl bei dem die Füße als Löwentatzen abgebildet sind.

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