Wer ist die lilienarmige Here?

1 Antwort

Die »lilienarmige Here« ist, wie richtig vermutet, die Göttin Hera.

Beim Namen gibt es Unterschiede unter den Dialekten der altgriechischen Sprache. Statt Ἥϱα (Hera aiolischen/äolischen Dialekt enthält und außerdem wohl weitere sprachliche Einflüsse aus alter mündlicher) heißt er im ionischen Dialekt Ἥϱη (Here). Ein Merkmal des Ionischen ist, daß ein ursprüngliches langes Alpha (ᾱ [ā]) zu einem Eta (η [ē]) wird. Homer verwendet eine epische Kunstsprache, deren Grundlage Ionisches Griechisch in einer altertümlichen Form (Altionisch) ist, die aber auch Überlieferung.

In der Benennung ist »lilienarmig« ein Epitheton ornans (schmückendes Beiwort/schmückender Zusatz). Bei Homer steht λευκώλενος Ἥϱη (einige Beispielstellen: Homer, Ilias Α 1. Gesang, Vers 55; Homer, Ilias Α 1. Gesang, Vers 195; Homer, Ilias Ξ 14. Gesang, Vers 277; Homer, Ilias Ο 15. Gesang, Vers 78; Homer, Ilias Ο 15. Gesang, Vers 92; Homer, Ilias Τ 19. Gesang, Vers 407).Das Adjektiv wird wörtlicher mit »weißarmig« übersetzt. Der Ausdruck »lilienarmig«, also mit Bezug auf ein meist weiße Blume, ist vielleicht als besonders poetisch empfunden worden.

Andere Epitheta ornantia für Hera, die sich auf ein schönes, vornehmes Aussehen beziehen: βοῶπις (kuhäugig; große, runde, offene, glänzende Augen; im Beiwort steckt auch der besondere Bezug zu Rindern); εὔκομος (homerische Sprachform: ἠύκομος; schönhaarig)

In der griechischen Mythologie ist die Göttin Hera Tochter von Kronos und Rhea, Schwester und Ehefrau des Gottes Zeus. Sie kann als Himmelskönigin der Olympier verstanden werden. Hera ist Hochzeitsgöttin, Ehegöttin und Fruchtbarkeitsgöttin, auch wird sie als Geburtsgöttin mit ihrer Tochter Eileithyia gleichgesetzt.

Hera ist einerseits mit der Welt der frühen Polis (insbesondere der jungen kriegerischen Männer) verbunden, andererseits und vor allem Schutzgöttin der Ehe. Außerdem ist sie Stadtgöttin/Schützerin von Städten.

Informationen über Hera in Büchern:

Fritz Graf, Hera I. Kult und Mythos. In: Der neue Pauly (DNP) : Enzyklopädie der Antike ; Altertum. Herausgegeben von Hubert Cancik und Helmuth Schneider. Band 5: Gru – Iug. Stuttgart ; Weimar, Metzler, 1998, Spalte 357 – 360

Anne Ley, Hera II. Ikonographie. In: Der neue Pauly (DNP) : Enzyklopädie der Antike ; Altertum. Herausgegeben von Hubert Cancik und Helmuth Schneider. Band 5: Gru – Iug. Stuttgart ; Weimar, Metzler, 1998, Spalte 360 – 362

Udo Reinhardt, Der antike Mythos : ein systematisches Handbuch. 1. Auflage. Freiburg im Breisgau ; Berlin ; Wien : Rombach, 2011 (Rombach-Wissenschaften, Reihe Paradeigmata ; Band 14), S, 173 – 174

Reiner Abenstein, Griechische Mythologie. 3., überarbeitete Auflage. Paderborn ; München ; Wien ; Zürich : Schöningh, 2012 (UTB ; 2592. KulturKompakt), S. 36 - 40

Erika Simon, Die Götter der Griechen. Aufnahmen von Max Hirmer und anderen. 4., neu bearbeitete Auflage. München : Hirmer, 1998, 32 – 57

Herbert Jennings Rose, Griechische Mythologie : ein Handbuch. Aus dem Englischen übertragen von Anna Elisabeth Berve-Glauning. 3. Auflage. München : Beck, 2011 (Beck'sche Reihe ; 1530), S. 49 – 50 und 94 – 100

Karl Kerényi, Die Mythologie der Griechen : Götter, Menschen und Heroen. Sonderausgabe. Stuttgart : Klett-Cotta, 2013, S. 75 – 77 und S. 113


paulklaus  11.05.2015, 13:56

Mehrere DH, nicht nur für die Erläuterungen, sondern auch für die Literatur-Empfehlungen !

pk

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