Wendepunkt bei „Die Küchenuhr“ von Wolfgang Borchert?

2 Antworten

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Es gibt verschiedene Interpretationen, wann der Wendepunkt in "Die Küchenuhr" liegt.

Mögliche Wendepunkte:

* Die Erkenntnis des Protagonisten, dass die Uhr wertlos ist: Dies könnte man als Wendepunkt sehen, da der Protagonist hier seine naive Sichtweise auf die Welt verliert und die Realität des Krieges und der Zerstörung erkennt.

* Die Begegnung mit der Frau und dem Kind: Diese Begegnung könnte als Wendepunkt gesehen werden, da der Protagonist hier zum ersten Mal seit langer Zeit wieder Mitgefühl und Hoffnung empfindet.

* Die Realisation des Protagonisten vom Paradies: Wie Sie schon sagten, könnte dies als Wendepunkt gesehen werden, da der Protagonist hier erkennt, dass es kein Paradies gibt und dass er sich mit der Realität seiner Situation auseinandersetzen muss.

Argumente für die Realisation des Paradieses als Wendepunkt:

* Die Uhr als Symbol: Die Uhr könnte als Symbol für die Vergangenheit und die verlorene Unschuld des Protagonisten gesehen werden. Wenn er erkennt, dass es kein Paradies gibt, muss er sich mit seiner Vergangenheit und den Schrecken des Krieges auseinandersetzen.

* Die Veränderung der Stimmung: Nach der Realisation des Protagonisten vom Paradies ändert sich die Stimmung der Geschichte. Es wird düsterer und hoffnungsloser.

* Der Schluss der Geschichte: Der offene Schluss der Geschichte könnte als Hinweis darauf interpretiert werden, dass der Protagonist noch nicht weiß, wie er mit seiner neuen Erkenntnis umgehen soll.

Es ist wichtig zu beachten, dass es keine eindeutige Antwort auf die Frage nach dem Wendepunkt gibt. Es ist vielmehr eine Frage der Interpretation, und verschiedene Leser können zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen.


odderanders  12.06.2024, 16:08

Danke fürs ⭐️nchen

Diese Erzählug ist eine moderne Erzähllung. Man kann fast sagen, dass sie Merkmale der in den 50er Jahren auslaufenden internationalen modernistischen Kunstauffassung hat:

Offenes Ende, szenische Darstellung (statt durchgehender Erzählhaltung), Verwendung von Symbolen (die Uhr, aber auch die Uhrzeit, die oft wiederholt wird, und so eine Art Link zum alten Leben), Fehlen eines tatsächlichen Wendepunktes. Das alles entspricht der Absicht, frühere Formvorschriften zu überwinden oder zumindest zu ignorieren.( Hemingway hat einige Jahre früher diverse literarische Versuche hierzu geliefert).

Es gibt nur eine Art Paukenschlag am Schluss, die Auflösung - das alte Leben war das Paradies, jetzt ist alles kapuutt. Aber die Uhr ist die Verbindung zum alten (guten) Leben. Sie hält die gute Erfahrung in der Erinnerung fest.

Diese modernen Erzählungen lassen viele Möglichkeiten zur Interpretation offen - das ist Absicht.