Welches Tier/Lebewesen ist älter als die Dinosaurier, und lebt es noch?

10 Antworten

Es gibt eine ganze Reihe von Tieren, die weitaus älter sind als die Dinosaurier. Die ersten primitiven Tiere entwickelten sich bereits vor über 665 Millionen Jahren. Die Dinosaurier hingegen traten erst vor etwa 235 Millionen Jahren in Erscheinung, sind also was ihre Entwicklung angeht sogar noch ziemlich jung: auch die Säugetiere, die Krokodile, die Schildkröten, Echsen und Brückenechsen sind in etwa genauso alt und traten wie die Dinos auch erst in der Trias zum ersten Mal auf, und sie gibt es noch heute. Weitere Tiere, die sogar noch älter sind als die Dinos, sind die Amphibien, die Knochen- und Knorpelfische, die Neunaugen Schleimaale, die Weichtiere (Muscheln, Tintenfische etc.), die Krebstiere, die Insekten, die Spinnen und Skorpione, und auch sessile Tiere wie Seeigel, Korallen und Schwämme, sowie die allermeisten Ordnungen der Würmer und Quallen.

Allerdings muss man sagen: das gilt natürlich nur auf Ebene ihrer großen Obergruppen, oder wie der Fachmann sagt: für die höheren Taxa. Auf Ebene der Gattung oder gar der Art ist wohl kaum ein Tier aus der (Vor-)Dinosaurierzeit noch am Leben.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Umfassende Recherchen für meinen Roman über Dinosaurier.

Als lebende Fossilien bezeichnet man heute lebende Organismen, die in ihrem Körperbau sehr stark fossilen Formen ähneln und in nahezu unveränderter Weise bis heute überlebt haben. Der Begriff ist jedoch ein wenig irreführend, denn er erweckt den Eindruck als wären lebende Fossilien sehr alte Arten, die schon lange existierten. Das ist jedoch nicht richtig, die meisten lebenden Fossilien existieren als Arten erst seit vergleichsweise kurzer Zeit.

Als ein lebendes Fossil gilt der Quastenflosser, Latimeria chalumnae. Seine Entdeckungsgeschichte liest sich wirklich sehr spannend. Die Quastenflosser oder Hohlstachler (Coelacanthiformes) gehören zu einer Gruppe von Fischen, die als Fleischflosser (Sarcopterygii) benannt sind. Aus einer Gruppe der Fleischflosser gingen schließlich vor über 365 Mio. Jahren die Landwirbeltiere (Tetrapoda) hervor. Man nahm lange an, dass die Quastenflosser die Vorfahren der Tetrapoden gewesen seien, heute gilt jedoch als wahrscheinlicher, dass die Vorfahren der Landwirbeltiere eher bei den Lungenfischen (Dipnoi) zu suchen sind, von denen heute noch eine Art in Australien, eine in Südamerika und drei Arten in Afrika existieren. Die Quastenflosser sind daher eher eine Seitenlinie zu den Landwirbeltieren, wenn man so will eine "evolutionäre Sackgasse".
Fossilien von Quastenflossern sind bereits aus Gesteinsschichten bekannt, die rund 400 Mio. Jahre alt sind, die jüngsten Funde datieren auf eine Zeit von etwa 70 Mio. Jahren vor heute. In jüngeren Gesteinsschichten fanden sich keine Quastenflosser mehr, sodass man lange Zeit annahm, sie seien heute ausgestorben. 1938 schließlich entdeckte die Kuratorin des East London Museum in Kapstadt, Marjorie Courteney-Latimer, auf einem Fischmarkt einen Fisch, der vor der Mündung des Flusses Chalumna im Indik gefangen worden war. Der Fisch erschien ihr merkwürdig, sodass sie ihn mitnahm und der Ichthyologe James L. B. Smith konnte das Tier schließlich den Quastenflossern zuordnen, von denen man bis dato ausgegangen war, sie seien ausgestorben. Zu Ehren der "Entdeckerin" nannte man das Tier Latimeria und chalumnae nach dem vermeintlichen Fundort. Erst später stellte sich heraus, dass die Quastenflosser eigentlich vor den Komoren heimisch sind.
In der Tat ähnelt der Körperbau von Latimeria sehr dem seiner ausgestorbenen fossilen Verwandten. Aber er gehört keiner dieser ausgestorbenen Arten an, sondern ist ein Vertreter einer eigenen, vergleichsweise jungen Art, die sich nur einen sehr ursprünglichen Körperbau bewahrt hat. Der Bauplan, den der Komoren-Quastenflosser repräsentiert, ist also schon sehr alt, Latimeria ist es nicht.

Was für den Quastenflosser gilt, gilt für fast alle Arten lebender Fossilien. Auch Haie (Selachii) werden oft als lebende Fossilien bezeichnet, denn ihre Vorfahren schwammen bereits lange vor den Dinosauriern im Devon vor etwa 400 Mio. Jahren in den Meeren umher und seitdem hat sich der Körperbau kaum verändert. Aber keine einzige der heute mehr als 500 Arten von Haien lebte schon zu dieser Zeit. Molekulargenetische Funde zeigen, dass lebende Fossilien als Arten oft sehr jungen Ursprungs sind. Der Tuatara (Sphenodon punctatus) auf Neuseeland, auch Brückenechse genannt, ist der letzte noch lebende Vertreter der Schnabelköpfe (Rhynchocephalia). Sein Körperbau hat sich seit der Kreidezeit so gut wie überhaupt nicht verändert. Umso überraschender war es daher, dass seine molekulare Evolutionsgeschwindigkeit extrem hoch ist; es ist eine der höchsten in der gesamten Gruppe der Schädeltiere (Craniota). Insgesamt ist die Lebensdauer einer Art vergleichsweise gering. Im Durschschnitt lebt eine Art rund ein bis zwei Mio. Jahre lang. Danach stirbt eine Art entweder aus oder divergiert in zwei andere Arten. Lebende Fossilien mögen daher als Evolutionslinien sehr alt sein und ihr Körperbau sehr ursprünglich, ihre rezenten Vertreter sind jedoch jung.

Es gibt jedoch eine Ausnahme. Der Urzeit-Krebs (Triops cancriformis) aus der Gruppe der Kiemenfüßer (Branchiopoda) gilt als älteste heute noch lebende Tierart. Man hat Fossilien dieser Tiere in 275 Mio. Jahre alten Gesteinsschichten aus dem Perm entdeckt und als Angehörige exakt derselben heute noch lebenden Art beschrieben. Die Funde wurden als eigene Unterart, Triops cancriformis permiensis, beschrieben und unterscheiden sich morphologisch nicht von heutigen Triops-Krebsen. Damit wäre diese Art die stammesgeschichtlich wohl älteste heute noch lebende Art, sogar rund 40 Mio. Jahre älter als der erste Dinosaurier.
Doch nur weil sich die Morphologie bis heute nicht geändert hat, muss das auch für Triops nicht zwangsläufig bedeuten, dass sie heute noch identisch mit den fossilen Formen sind. Gäbe es die Möglichkeit, DNA aus diesen alten Fossilien zu extrahieren und mit der von heutigen Urzeit-Krebsen zu vergleichen, würde man große Unterschiede feststellen. So ist es nicht verwunderlich, dass unter den molekulargenetischen Gesichtspunkten Triops cancriformis als wesentlich jüngere Art eingestuft werden muss. Möglich wird das durch ein Verfahren, das molekulare Uhr genannt wird. Mit diesem kann man bestimmen, wann zwei Arten sich voneinander getrennt haben müssen. Die Sequenz der DNA ändert sich (tiergruppenspezifisch) im Lauf der Zeit mit einer kontinuierlichen Geschwindigkeit. Die meisten Mutationen sind neutral, sie wirken sich nicht auf den Phänotyp aus und werden deshalb nicht ausselektiert und sammeln sich im Genom an. Je länger die Trennung zweier Arten her ist, umso größer sind dann die Sequenz-Unterschiede. Um zu überprüfen, wann zwei Arten sich voneinander trennten, muss man dann nur noch die Ganggeschwindigkeit der Uhr kennen und dies wird üblicherweise gemacht, indem man die Uhr kalibriert, d. h. die Vergleichssequenz einer Art in die Analyse einfließen lässt, deren Alter man anhand von Fossilien bestimmen konnte. Je genauer die Datierung, je genauer also die Kalibrierung, umso exakter ist dann das Ergebnis. Im Fall von Triops cancriformis zeigte sich, dass die Art wesentlich jünger ist und vermutlich erst am Überganz von der Kreidezeit ins Palaeogen entstanden ist, vor rund 66 Mio. Jahren und nicht bereits vor über 270 Mio. Jahren im Perm.
Für eine Art ist ein Alter von 66 Mio. Jahren aber immer noch erstaunlich hoch. Zur Erinnerung: im Durchschnitt hält sich eine Art maximal ein bis zwei Mio. Jahre lang. Da sind 66 Mio. Jahre wirklich ein biblisches Alter und immerhin dürften die frühen Vertreter von Triops cancriformis damit noch persönlich auf Tyrannosaurus rex getroffen haben. Welches andere heute lebende Wesen kann das schon von sich behaupten?

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Biologiestudium, Universität Leipzig

Als die Dinosaurier auf der Bildfläche erschienen sind, hatte das Leben auf der Erde bereits eine 3,5 Milliarden Jahre lange Geschichte hinter sich. Darum gibt es natürlich unzählige Gruppen, die älter sind als Dinosaurier, und einige davon sind heute noch verbreitet.

Diese Altersvergleiche machen aber nicht viel Sinn, wenn man offen lässt, wie weit man die Gruppen fassen darf. Die Echten Knochenfische (Teleostei) beispielsweise sind als Gruppe älter als die Dinosaurier, aber die einzelnen Ordnungen, Familien und Arten sind erheblich jünger. Die Ordnung der Dorschartigen ist beispielsweise während der Kreidezeit entstanden, die Familie der Dorsche erst nach dem Aussterben der Nicht-Vogel-Dinosaurier, und der Kabeljau (Gadus morhua) existiert nach geologischen Maßstäben erst seit einem Wimpernschlag.

Auch lebende Fossilien sind als Arten in aller Regel wesentlich jünger als die Dinosaurier, auch wenn sie sich oberflächlich betrachtet kaum von viel älteren Vertretern ihrer Verwandtschaft unterscheiden.

Hallo Webclon,

Hier ein Beispiel aus dem Reich der Wirbeltiere (Vertebrata).

Der Quastenflosser (Coelacanthiformes)

https://de.wikipedia.org/wiki/Quastenflosser.

Ihn gab es schon lange bevor die ersten Saurier das Land eroberten.

Ebenso einige den Haien verwandte Arten.

Unter den Pflanzen gilt unter anderem der Ginkgo als lebendes Fossil, nebst den Farnen und Schachtellhalmgewächsen.

Andere (primive) Lebenformen (zum Beispiel Cyanobakterien) gibt es in nahezu unveränderter Form seit mehr als 3 Milliarden Jahren.

Die Liste ließe sich Endlos fortsetzen, dies sind nur einige wenige Beispiele.

Frohes neues Jahr !

MFG automathias
Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Albert-Ludwigs-Universität Freiburg