Welches Schönheitsideal gilt bei Frauen in Frankreich, Luxemburg, Schweiz, Österreich, Belgien?

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In den meisten westeuropäischen Ländern mit Ausnahme Großbritanniens gilt nach wie vor das alte indogermanische Schönheitsideal für Frauen, also groß, athletisch-schlank, blonde, wellige Haare und blaue Augen. Jedoch variiert es von Land so Land und von Epoche zu Epoche, wird von Trends und Subtrends überlagern oder modifiziert und durch andere Ideale herausgefordert. Heute tendiert es z. B. eher zu sportlich-fitten, oft überbetont schlanken Zügen, da Gebärfähigkeit nicht mehr als wichtig gilt. Dennoch sollten die Körperformen immer noch Rundungen zeigen, so gilt die „Sanduhr“-Form nach wie vor als die femininste und bei Frauen attraktivste. Ebenso werden feinere, nicht zu große Nasen, eher kleinere Ohren und volle, jedoch nicht vulgär-wulstige Lippen verlangt. Seit den Tagen des Italieners Agnolo Firenzuola und dessen Dialogo delle bellezze delle donne hat sich also nichts Grundlegendes geändert.

Daneben gibt es in Spanien und Teilen Italiens auch noch das mediterrane Ideal mit schneeweißer Haut und schwarzen, zuweilen großlockigen Haaren und großen schwarzen Augen. Dieses Ideal ist das Relikt der ausgestorbenen altmediterranen Rasse, die für die alten Minoer der Bronzezeit die typische war. Bei den Formen wird hier ebenfalls Femininität gefordert, dazu aber oft geradezu übergrazile Züge, die zuweilen gebrechlich wirken können.

Drittens hätten wir in der Postmoderne auch noch das britische Ideal großer, knochenstarker, etwas maskuliner Frauen mit braunen oder rotbraunen (engl. auburn) Haaren. Dies soll der Typus der „taffen“ und „smarten“ westeuropäischen Frau von heute sein, der Karriere, beruflicher Aufstieg, Herumkommandieren anderer und wohl auch Sport wichtiger sind als die klassische Rolle, als Familien Kinder zu erziehen und somit die Zukunft zu sichern. Lara Croft ist hier der stilbildende Typus, der im Übrigen viel aussagt über die Mentalität britischer Männer …

In den USA wird seit Jahrzehnten auch Propaganda gemacht für mischrassige, latinoartige Frauen mit überbreiten Hintern, riesigen Brüsten und dergleichen. Hier wächst, wie üblich in den USA, alles ins Extrem. Die US-Amerikaner haben den wohl ungriechischsten Geschmack von allen Völkern derzeit. Empirisch werden dort aber stets neue kurzlebige „Ideale“, Sternschnuppen gleich, durch Trends und extravertierte „Influencer“ hervorgebracht, die meisten etwas mit Vermischung zu tun haben, so z. B. das „Nordic-mediterranean“-Ideal mancher Schauspielerin, also sehr grazile, aber nicht unbedingt vollschlanke Frauen mit rundlich-kindlichen Gesichtern, dunkelblonden, zuweilen lockigen Haaren und hellbraunen (engl. hazel) Augen. Oder halt das alte britische Ideal mit dunklen Haaren und blauen Augen, das in den USA aber femininer ausfällt als in Großbritannien. Das altmediterrane Ideal gibt es dort nicht, die Verherrlichung von Latinas folgt einem gänzlich anderen Geschmacksempfinden.

Insgesamt sehe ich in Frankreich eine starke Vorliebe für schlanke, feminine Blondinen erkennen, daneben ein Ideal, das dem Altmediterranen nahe kommt, von diesem aber nicht unbedingt inspiriert ist: Einige mögen es das „Gothic“-Ideal nennen, auch wenn dieses weder mit dem germanischen Stamm der Goten noch mit dem mittelalterlichen Baustil der Gotik etwas zu tun hat. Es ist die Idealisierung der Kontrastierung schneeweißer Haut mit schwarzen Haaren („Schneewittchen“), jedoch nicht unbedingt dunklen Augen wie bei den altmediterranen Mittelmeervölkern des Vor-Altertums.

Frankreich ist heute allerdings in Europa weniger stilbildend als die englischsprachige Welt. Nicht nur die USA, auch Großbritannien und die Staaten des British Commonwealth machen hier Propaganda für dunklere Frauen, oft die Powerbrünette des Lara-Croft-Typus. Ausnahme ist vielleicht Australien und in den USA Florida oder konservativere Staaten, wo es dann oft auch Powerblondinen sein dürfen.

Deutschland als der harmlose, verspottete Esel unter den Nationen sowie die diesem in der Ästhetik folgenden Österreicher und Schweizer bringen heute selbst keinerlei Ideale mehr hervor. Allerdings ist das uralte, ewige indogermanische Ideal der schlanken, langbeinigen Blondine im Grunde ein urgermanisches und, wenn man es so sehen will, „urdeutsches“. Das kann allein durch südliche oder westliche Propaganda auch schwerlich gänzlich verdrängt werden.