Welches Geld bekamen Gladiatoren?

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Von Experte Neugier4711 bestätigt

Das Geld kam vom Veranstalter/Ausrichter (editor) der Gladiatorenkämpfe.

Sie zahlten ganz oder zumindest teilweise aus ihrem privaten Vermögen. Nur reiche Leute konnten sich so etwas leisten.

Bei den Kaisern war das dem Namen nach private Vermögen (fiscus) der Sache nach kaum vom Staatsvermögen zu trennen.

Wer aufgrund der Ausübung eines öffentlichen Amtes öffentliche Spiele veranstaltete (wie z. B. Gladiatorenkämpfe) veranstaltete (was erst seit der sehr späten Zeit der Republik geschah), konnte bei Einsatz privaten Vermögens auch einen Betrag aus der öffentlichen Kasse verwenden. Beispielsweise waren nach der lex coloniae Iuliae Genetivae für die römische colonia Urso in der Baetica die duoviri verpflichtet, mindestens 2.000 Sesterzen ihres Vermögens für ein viertägiges munus oder für ludi scaenici zu Ehren der Kapitolinischen Trias Jupiter, Juno und Minerva aufwenden. Dafür hatten sie das Recht, aus der Kasse der colonia weitere 2.000 Sesterzen für die Spiele zu entnehmen.

Ein freiwilliger Gladiator wurde auctoratus genannt (auctoratus = für Geld/Lohn verdingt/vermietet; Plural: auctorati; der Vertrag kann auctoramentum genannt werden). Die freiwilligen Gladiatoren bekamen einen etwas höheren Anteil vom gezahlten Geld als die unfreiwilligen Gladiatoren.

Marcus Junkelmann, Gladiatoren : das Spiel mit dem Tod. Mainz am Rhein : von Zabern, 2008, S. 186 – 189 (Ränge und Gagen)

S. 189: „Unabhängig vom Ausgang des Kampfes erhielt ein freier Gladiator 25 %, ein unfreier 20 % der Gage, den Rest strich der lanista ein […].“

S. 41: „Für die veranstaltenden Beamten war ein munus ein gewaltiger finanzieller Aufwand. Ein Senatsbeschluß aus der Zeit des Marcus Aurelius wirft ein bezeichnendes Licht auf die große finanzielle Belastung der Oberschicht durch die Verpflichtung, munera abzuhalten […]. Man versuchte damals, Höchstpreise für Gladiatoren festzulegen, die differenziert waren nach Qualität und Niveau der Veranstaltung. Am billigsten sind Fechter, die als gregariiin Masse kämpften und nicht als vollgültige Gladiatoren anzusehen sind. Der Maximalpreis für diese Klasse liegt bei 3000 Sesterzen (Mindestpreis 1000). Der Höchstpreis der obersten Gladiatorenkategorie beträgt 15000 Sesterzen. Anderen Quellen ist zu entnehmen, daß es einen enormen Unterschied ausmachte, ob ein Gladiator den Kampf ohne schwere Verletzung überstand oder ob er getötet bzw. verkrüppelt, jedenfalls auf Dauer kampfunfähig wurde. Im ersteren Fall hatte der Veranstalter nur das Honorar, gewissermaßen die Miete, zu bezahlen, in letzterem muß er den Wert des Gladiators voll ersetzen, ihn also kaufen. Nach Angaben des Juristen Gaius (Institutiones 3, 146) konnte der Unterschied im Verhältnis 1: 50 stehen […].“

Thomas Wiedemann, Kaiser und Gladiatoren : die Macht der Spiele im antiken Rom. Aus dem Englischen von Nicole Albrecht. Darmstadt: Primus-Verlag 2001, S. 128 - 129:  

„Es gibt literarische, epigraphische und rechtliche Zeugnisse, dass ein Gladiator, der besonders tapfer kämpfte, mit einem Sack voller Münzen belohnt zu werden pflegte. Die Digesten sprechen von lances und disci, die den bestiarii gegeben wurden. Juvenal erwähnt die finanziellen Belohnungen der erfolgreichen Gladiatoren, und Sueton berichtet, dass in der Herrschaftszeit des Tiberius ein Gladiator im Ruhestand 100000 Sesterzen zugesprochen bekam, während Nero dem murmillo Spiculus einen Palast und das Gut eines Triumphators gab. Horaz legt nahe, dass es für einen früheren Gladiator durchaus im Bereich des Möglichen lag, sich auf einem Landgut zu Ruhe zu setzen. Allein schon die Tatsache, dass ihre Familie ihnen einen Grabstein errichten konnte, ist Anzeichen für einen gewissen Wohlstand. Ein Beispiel ist eine Grabinschrift in Velletri in Etrurien, auf der ausdrücklich erwähnt wird, dass sie gemäß dem Testament eines freigelassenen lanista errichtet wurde. An ganz unerwarteten Orten sind solche Gladiatorengrabmäler in ganz erstaunlicher Anzahl zu finden; in Stara Zagora in Bulgarien zum Beispiel sind bis jetzt zwölf Grabsteine mit Abbildungen von Gladiatoren gefunden worden. Aber nur die wenigsten Gladiatoren werden in der Lage gewesen sein, Preisgeld in dieser Höhe anzuhäufen.“

Quellen: Mosaik in Smirna, welches bestiarii darstellt die „saccis missos“ („mit Säcken entlassen“) sind; Digesten 12,1,11 pr.[incipium], 30, 51; 16, 3, 26 § 2; Iuvenal 6, 204, Sueton, Tiberius 7, 1, Sueton, Nero 30, 2; Horaz, Epistel 1,1, 4 - 5

S. 137 – 138 informiert er über eine Inschrift (offensichtlich aus dem Jahr 177 n. Chr.) über einen Senatsbeschluß zur Einschränkung des finanziellen Aufwandes der Gladiatorenspiele (Senatus consultum de sumptibus ludorum gladiatorum minuendis; CIL II 6278 = ILS 5163) für den Kaiser Marc Aurel gedankt wird.

S. 138: „25 % des Preisgeldes sollte den auctorati vorbehalten sein, 20 % den Sklaven; diejenigen, die freiwillig kämpften (d. h. Gladiatoren von freier Geburt), sollten 2000 HS erhalten; freigelassenen Sklaven (liberati), die bereit waren, wieder zu kämpfen, konnte bis zu 12000 HS in Form von Preisgeld gegeben werden.“

Christian Mann, „Um keinen Kranz, um das Leben kämpfen wir!" : Gladiatoren im Osten des Römischen Reiches und die Frage der Romanisierung. Berlin : VA, Verlag Antike, 2011 (Studien zur alten Geschichte ; Band 14), S. 57 – 73

Christian Mann, Die Gladiatoren. Originalausgabe. München : Beck, 2013 (Beck'sche Reihe ; 2772 : C. H. Beck Wissen), S. 76 - 88

Ein freiwilliger Gladiador, der mit einem lanista einen Vertrag zum Gladiatorendienst einging, bekam einen ausgehandelten Geldbetrag dafür.

Hinzu kamen für alle Gladiatoren als Sieger eines Kampfes Olivenzweig oder Kranz und zumindest einige Münzen.

In Einzelfällen sind Sieger ziemlich reich beschenkt worden.

Immaterielle Belohnung besteht in Appplaus, Bewunderung, Ruhm und Ähnlichem.

Von der Gage/dem Antrittshonorar/der Miete (Entgelt für Dienstleistung) bekamen anscheinend Gladiatoren, die Freie waren, ein Viertel (25%), Gladiatoren, die Sklaven waren, ein Fünftel (20 %).

Ein Senatsbeschluß (senatus consultum, SC) 177 n. Chr., in der Zeit des Kaisers Marcus Aurelius, über die Verringerung der Gladiatorenpreise (senatus consultum de pretiis gladiatorum minuendis) gibt einige Aufschlüsse über Kosten.Es gab eine Preishierarchie mit 5 Stufen der Güteklassen für die Veranstaltungen:

Kategorie I: über 150000 Sesterzen

Kategorie II: zwischen 100000 und 150000 Sesterzen

Kategorie III: zwischen 60000 und 100000 Sesterzen

Kategorie IV: zwischen 30000 und 60000 Sesterzen

Kategorie V: 30000 Sesterzen

Gladiatoren waren in Rangstufen/Grade wie z. B. primus palus (erster Rang) und secundus palus (zweiter Rang) eingeordnet. Bei den teuersten Gladiatorenveranstaltungen (Kategorie I) kosteten:

palus I 15000 Sesterzen

palus II 12000 Sesterzen

palus III 9000 Sesterzen

palus IV 7000 Sesterzen

tiro (Neuling) 6000 Sesterzen

Bei der Kategorie II kosteten Gladiatoren erster, zweite, dritter und vierter Wahl 10000, 8000, 6000 und 5000 Sesterzen. Bei der Kategorie III kosteten Gladiatoren erster, zweiter und dritter Wahl 8000, 6000 und 5000 Sesterzen. Bei der Kategorie IV kosteten Gladiatoren erster, zweiter und dritter Wahl nur 5000, 4000 und 3000 Sesterzen. Außerhalb des Systems der Grade/Rangstufen standen die wohl kollektiv/in Gruppen kämpfenden gregarii (grex = Herde), Verurteilte, von denen die besseren 1000 – 2000 Sesterzen wert waren.

Der Senatsbeschluß bedarf einer Deutung, worauf sich die Preise beziehen (einmalige Miete oder voller Marktwert des Gladiators) und welche Dauer gemeint ist.

Nach den Gaii Institutiones 3, 146 war das Verhältnis Gage/Miete – Ersatz des vollen Marktwerts 1 : 50, also 2 %.

Der Jurist Gaius gibt hier wohl ein möglichst deutliches vertragsrechtliches Beispiel und zielt auf das Grundsätzliche, während die konkreten Zahlen keine exakten Angaben sind.

Als wahrscheinlich werden Mietkosten in Höhe von 5 – 10 % des Marktwertes angenommen.

Die Zahlenangaben des Senatsbeschlusses sind als Kaufpreise verstehen. Abgeschlossen wurde ein Mietvertrag und dieser in einen Kaufvertrag umgewandelt, wenn Gladiatoren in der Arena getötet wurden oder sei als Invaliden verließen (auf Dauer nicht mehr für Gladiatorenkämpfe einsetzbar).

Für freie Gladiatoren, die auctorati waren, kann demnach eine Gage von 15 und 75 Sesterzen errechnet werden, die sie kassierten, für unfreie Gladiatoren eine Gage zwischen 12 und 60 Sesterzen.

Freie Gladiatoren, die nicht mehr zum Gladiatorendienst verpflichtet waren, konnten, wenn sie berühmt waren/eine Anhängerschaft hatten, und als tüchtig galten, unter Umständen deutlich höhere Gagen für einen Gladiatorenkampf bekommen.

Christian Mann, „Um keinen Kranz, um das Leben kämpfen wir!" : Gladiatoren im Osten des Römischen Reiches und die Frage der Romanisierung. Berlin : VA, Verlag Antike, 2011 (Studien zur alten Geschichte ; Band 14), S. 92:  

„Für die Summen, die es als Preisgeld zu verdienen gab, gibt es nur vereinzelte Hinweise, den wichtigsten im bekannten Senatsbeschluß über die Senkung der Kosten für munera. Hier wird festgesetzt, daß ein siegreicher Gladiator nach dem Kampf, falls er ein freier Mann war, ein Viertel des Mitpreises erhalten sollte, den der Ausrichter dem lanista zu zahlen hatte; war er ein Sklave, erhielt er ein Fünftel. Beim Mietpreis von Gladiatoren handelte es sich um etwa zwei Prozent des Kaufpreises […], der laut Inschrift – je nach Qualität des Gladiators und Größe der munera – zwischen 3.000 und 15.000 Sesterzen betrug. Daraus läßt sich ein Preisgeld von 15 bis 75 Sesterzen für einen freien Gladiator, von 12 – 16 Sesterzen für einen Sklaven errechnen. Für die freien Gladiatoren, die sich nach ihrem Ausscheiden aus dem ludus für einzelne Kämpfe anboten, werden die Summen deutlich höher gewesen sein.“

Anm. 24.: „Tiberius soll berühmten ausgedienten Gladiatoren je 100.000 Sesterzen gezahlt haben, damit sie sich für seine Spiele reaktivieren ließe (Suet. Tiberius 7,1). Ein Preisgeld von 10.000 Drachmen, das der Skythe Sisinnes bei Lukians „Toxatis“ (58-60) erkämpfte, erscheint für Provinzstädte – die Handlung spielt in Amastris am Schwarzen Meer – allerdings deutlich übertrieben.“

Suet. = Sueton

Karl Schneider, Gladiatores. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft : RE Supplementband III. Aachen bis ad Iuglandem. Stuttgart : Druckenmüller, 1918, Spalte 783 gibt an, siegreiche Fechter seien oft mit Geld oder anderem Gut beschenkt worden (Martial, Liber spectaculorum (Epigrammaton liber) 29. G. Sueton, Divus Augustus 45, 2, Sueton, Nero 30, 2). „Die Siegespreise fielen auf Rechnung des Spielegebers; nach dem Tarife Marc Aurels betrugen sie 1/4 des Ankaufspreises einen freien, 1/5 des Ankaufspreises einen dem Sklavenstand angehörigen G.[ladiators].“


Oskar100 
Beitragsersteller
 18.02.2018, 18:04

Dankeschön diese Antwort war sehr hilfreich hat mir beim Vortrag sehr geholfen

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