Was wird sie gewesen sein?

BaseballHugo678  06.07.2024, 13:23

Du weißt, was "Sudetendeutsche" sind.

Nelekol 
Beitragsersteller
 06.07.2024, 13:37

Nope

4 Antworten

Mein Opa war ebenfalls aus dem Sudetenland. Bei der Geburt 1931 war er Tschechoslowake. Nach dem Anschluss des Sudetenlands als ethnischer Deutscher würde er deutsch. 1946 würde er dann als Deutscher ausgewiesen.

Hallo,

sie war dann wohl Deutsche, hat aber in einem Grenzgebiet zur Tschechoslowakei gelebt.

LG


Nelekol 
Beitragsersteller
 05.07.2024, 23:10

Kann sein wobei sie direkt in der Tschechei und wohl an der Grenze zu Polen gewohnt haben soll.

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Assistenzpfote  05.07.2024, 23:12
@Nelekol

Als der Begriff nach dem ersten Weltkrieg entstand, sahen Deutschland und Polen noch anders aus. Genau erfahren wirst du es vermutlich nicht mehr, aber wenn sie sich selbst als Sudetendeutsche gesehen hat, dann bestimmt nicht ohne Grund.

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BaseballHugo678  06.07.2024, 13:26

Sie hat nicht in einem "Grenzgebiet" zur Tschechoslowakei" gewohnt, sondern in einem (überwiegend) deutschsprachigen Ort, der bis 1918 zu Österreich gehört hat, aber 1919 der neugegründeten Tschechoslowakei zugeschlagen wurde.

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Die reine Staatszugehörigkeit spielt bei der Beantwortung vielleicht weniger eine Rolle. Wichtig wäre dort zu wissen, ob sie vor 1918 geboren wurde oder im Zeitraum zwischen 1938 und 1945. Höchstwahrscheinlich war es aber auf tschechischem Gebiet. Die „Sudendeutschen“ haben sich aber nicht als Tschechische sondern als Deutsche Staatsbürger nach Sprache, Kultur und Eigenidentifikation gesehen. Der Raum lag im Grenzgebiet vom Deutschen Reich, der Tschechoslowakei und Österreich/Ungarn, überschneidet sich mit Böhmen und Mähren und war sowieso kein zusammenhängendes Gebiet sondern eher Fleckenhaft. Also je nachdem wo die Mehrzahl deutschsprachig war. An der Grenze zu Polen ist eher unwahrscheinlich, wurde allerdings auch erst 1918 als Republik gegründet.


Nelekol 
Beitragsersteller
 05.07.2024, 23:37

Also sie ist nicht vor 1918 geboren und auch nicht zwischen 1938 und 1945 sondern 1925

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Ericdraven28  06.07.2024, 01:03
@Nelekol

Das fällt dann direkt in die "Sudetenkrise". In dieser Zeit wurde mit aller Kraft versucht die Deutschprachigen in diesem Raum durch Zwang zu Tschechen zu machen und auch die Amtsprache Tschechisch durchzusetzen. 1925 wurden infolge des Gesetzes zur „Vereinfachung“ der öffentlichen Verwaltung 18. 000 Sudetendeutsche und Ungarn, entlassen um die Ämter mit Tschechoslowaken zu besetzen.

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Nelekol 
Beitragsersteller
 06.07.2024, 01:04
@Ericdraven28

Mhm dann wird meine Uroma deswegen auch Tschechisch gesprochen haben🤔

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Ericdraven28  06.07.2024, 01:22
@Nelekol

Schau mal Platz 6 der beliebtesten Namen von Sudetendeutschen 1925. 1. Anna

2. Elisabeth

3. Johanna

4. Gertrud

5. Hedwig

6. Emilie

7. Margarete

8. Lina

9. Helene

10. Franziska

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Ericdraven28  06.07.2024, 01:25
@Nelekol

Na die meisten Namen sind ja von anderen abgeleitet. Steffani, Steffi, Steffen, Stephan. Emilie ist sicher eine von Emma. Und mit Emmi ist es ja auch der gleiche Spitzname.

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BaseballHugo678  06.07.2024, 13:32

Die ganze heutige Tschechisch-Polnische Grenze war mit 1918 Österreichisch-Deutsche Grenze. Und somit deutschsprachig.

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Pfefferprinz  06.07.2024, 18:14
An der Grenze zu Polen ist eher unwahrscheinlich,

Nein, ist es nicht. Ich war mal im Riesengebirge, und das war bis 1945 komplett deutsch besiedelt beiderseits der heutigen polnisch-tschechischen Grenze.

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Ericdraven28  06.07.2024, 18:23
@Pfefferprinz

Doch ist es, du verwechselst nämlich gerade Schlesien mit dem Sudetenland. Das sind zwar beides deutschsprachige Gebiete gewesen, aber Schlesien lag an der tschechisch/ polnischen Grenze (Riesengebirge) das Sudetenland weiter südlich.

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Pfefferprinz  06.07.2024, 18:27
@Ericdraven28

Ja ok, ich habe gerade nicht berücksichtigt, daß Schlesien damals noch deutsch war. Trotzdem gehörte nur der Nordteil des Riesengebirges zu Schlesien, der Südteil war Sudetenland.

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Ericdraven28  06.07.2024, 18:30
@Pfefferprinz

Okay, das meinte ich mich unwahrscheinlich. Stimmt, das Sudetenland war ja wie oben geschrieben auch nicht richtig zusammenhängend, sondern fleckenartig.

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BaseballHugo678  06.07.2024, 23:38
@Ericdraven28

Alle deutschsprachigen Personen, die bis 1918 die österreichische Staatsbürgerschaft hatten und 1919 die tschechoslowakische annehmen mussten, werden als "Sudetendeutsche" bezeichnet. Schlesien liegt bis heute an der polnisch-tschechischen Grenze. Der größte Teil in Polen, der kleinere, der in Tschechien liegt, wurde bis 1918 als Österreichisch-Schlesien bezeichnet.

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Ericdraven28  07.07.2024, 00:07
@BaseballHugo678

Nein, das ist so nicht ganz richtig. Das Sudetenland lag ausschließlich im Bereich der späteren Tschechoslowakei. Da kann dir den „Historischer Atlas von Mitteleuropa” von Helmut Jäger und Peter Knoch empfehlen. Dieser zeigt die territorialen Veränderungen in Mitteleuropa und verdeutlicht die Lage von Schlesien und dem Sudetenland. Und in Schlesien waren spätere Preußen, das hat (Territorial) überhaupt nichts mit dem Sudetenland zu tun. Auch du verwechselst was, was sich zugegeben leicht verwechseln lässt weil die Namensgebung Unglück ist, nämlich das Gebiet Österreich-Schlesien. Anders als der Name vermuten lässt, hat das nichts mit Schlesien zu tun, sondern bildet zusammen mit Gebieten von Mähren und Böhmen das Sudetenland (ausschließlich in der Tschechei gelegen)

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BaseballHugo678  07.07.2024, 00:24
@Ericdraven28

Ich habe auch nicht behauptet, dass das Sudetenland oder Teile davon außerhalb der Tschechoslowakei gelegen hätten. Österreichisch-Schlesien ist der Teil Schlesiens, der nach dem Siebenjährigen Krieg bei Österreich-Ungarn geblieben war. Heute gehört dieses Gebiet zu Tschechien und bildet das Grenzgebiet zu Polen. Ein Teil davon ist Sudetenschlesien. Der Begriff "Sudetenland" als Sammelbegriff für alle überwiegend deutschsprachigen Gebiete Tschechiens hat sich erst im Vorfeld des Münchner Abkommens durch die Verwendung in der Presse eingebürgert. Den Atlas habe ich im Geschichtsstudium zur Genüge durchgeackert.

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Ericdraven28  07.07.2024, 00:42
@BaseballHugo678

Da stimme ich wieder komplett zu, und hab das vielleicht falsch verstanden. Im Grunde meinen wir sicher auch das gleiche, fokussieren uns aber auf verschiedene Zeiträume. Als Teil der Habsburger Monarchie hast du selbstverständlich recht, und Österreich Schlesiens war (südl.) Teil Schlesiens, nördl. Mährens. Dieser Teil war allerdings keineswegs rein deutschsprachig. Ich habe mich widerrum auf die Deutsprachigkeit bezogen, und da war Österreich-Schlesien nach 1918 ja Teil des Sudetenlandes. Aber ich sehe, da haben wir keinen Widerspruch. Was ich nicht wusste ist, dass der Begriff durch die Presse 38 geprägt wurde, wohl aber welche Teile unter die Definition fallen fallen soll(t)en.

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BaseballHugo678  07.07.2024, 00:55
@Ericdraven28

Im Vorfeld des Münchner Abkommens war in der Presse von der "Sudetenkrise" die Rede. Ob der Begriff "Sudeten" im MA überhaupt vorkommt kann, ich nicht sicher ausschließen, ich meine aber nicht. Tatsache ist, dass ab 1945 alle aus der Tschechoslowakei vertriebenen Deutschsprachigen als "Sudetendeutsche" bezeichnet werden. Sogar deutschsprachige Brünner und Prager.

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BaseballHugo678  07.07.2024, 01:08
@BaseballHugo678

Anders gesagt: die Begriffe "Sudetenland" und "Sudetendeutsche" wurden allen Deutschböhmen als "Sammelbegriffe" übergestülpt, indem man das Sudetengebirge zum Symbol für die Schicksalsgemeinschaft aller deutschsprachigen Einwohner Tschechiens machte. Die Bewohner des Böhmerwaldes haben sich 1930 sicher noch nicht selbst als Sudetendeutsche bezeichnet.

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Ericdraven28  07.07.2024, 01:10
@BaseballHugo678

hab ich noch mal nachgesehen, um nichts falsches zu schreiben, aber doch, wurde bereits ab dem 14. Jahrhundert verwendet, um diese Berge im Grenzgebiet (Mähren, Schlesien, Böhmen) zu benennen. Kommt vom lateinischen sudeta montes, was wiederum vom keltischen kommt. Das stimmt, sowie die NSDAP Alles verallgemeinert und für sich in Anspruch genommen hat, wurde es nach 45 auch verallgemeinert und galt für (nahezu) alle was die Vertreibung angeht.

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BaseballHugo678  07.07.2024, 09:04
@Ericdraven28

Der Böhmerwald war historisch natürlich eher zu Bayern orientiert als zu Preußen. Der Einfachheit halber nennt man jetzt alle aus Böhmen vertriebenen Deutschsprachigen "Sudetendeutsche", auch die aus Südböhmen.

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BaseballHugo678  07.07.2024, 11:52
@Ericdraven28

Ich meinte mit MA nicht Mittelalter, sondern das Münchner Abkommen. Dort ist meines Wissens von "deutsch besiedelten Gebieten" die Rede.

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Ericdraven28  07.07.2024, 11:56
@BaseballHugo678

Oh, völlig Banane. Sorry. Okay, da hätte ich durchaus das Wort „Sudeten“ o.ä. vermutet. Gut zu wissen.

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Ericdraven28  07.07.2024, 12:04
@BaseballHugo678

Ist eben leider so, dass „ Sudetenland“ ohne eindeutige Grenzen, Raum für die Verwendung als Oberbegriff bietet. Also war Südböhmen deiner Ansicht nach nicht Teil des Sudetenlandes, oder bemängelst du die undifferenzierte Analogie?

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BaseballHugo678  07.07.2024, 12:18
@Ericdraven28

Unter "Sudetenland" im geographischen Sinne verstehe ich das Gebiet der Sudeten. Dass im Zusammenhang mit dem MA und der späteren Vertreibung sogar Südböhmen zum "Sudetenland" gerechnet wird, macht die Sache halt etwas kompliziert. Auch aus Prag und Brünn vertriebene Deutschsprachige wurden ja Mitglieder der "Landsmannschaft der Sudetendeutschen". Ich hätte es besser gefunden, wenn sie sich "Böhmen" genannt hätten.

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Ericdraven28  07.07.2024, 12:31
@BaseballHugo678

Kann ich genau so unterschreiben. Sicher war die Interessenlage jene, dass es in erster Linie um die „Schicksalsgmeinschaft“ ging und nicht die Unterscheidung nach Kulturgruppen oder Historie aber es macht den Interessierten (Hobby-) Historikern die Sache eben nicht einfacher.

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Wenn sie Sudetendeutsche ist, ist sie Sudetendeutsche. Die Sudetendeutschen waren bis 1918 Österreicher, 1919 - 38 galten sie offiziell als "deutsche Volksgruppe in der Tschechoslowakei". 1938 erhielten sie die deutsche Staatsbürgerschaft, diese behielten sie 1945, mussten aber in daS Gebiet der heutigen BRD ausreisen.