Was versteht ihr unter Erziehung?
Guten Morgen Allerseids !
Ich bin auf dem Weg zu Erzieherin (Behindertenpädagogik).
In der Berufsschule nehmen haben wir das Fach Erziehung und beschäftigen uns zur Zeit damit wie andere Menschen den Begriff Erziehung defininieren).
Also was versteht IHR unter Erziehung?
Dankeschön :)
16 Antworten
Hallo Liselotte, als mein Kind zur Welt kam, dachte ich a) Kinder sind unbeschriebene Blätter B) die Erziehung (Formung der Persönlichkeit) liegt bei der Bezugsperson. Schon in den ersten Tagen erlebte ich, dass ein winzig kleiner Mensch mit ganz vielen Eigenarten geboren wird. Und in den nächsten 2 Jahren wurde mir dann klar, dass er auch nicht "einfach so zu formen ist, wie ich es mir wünsche". Da ich das Kind schon immer viel und intensiv beobchtet habe und versucht habe, nicht sofort auf alles zu reagieren (macht man bei einem Einzelkind sehr schnell, hab ich dann auch gelernt, dass Erziehung immer die Interaktion zwischen den Menschen meint. Wenn man denn überhaupt zulässt, dass der andere einen anderen Standpunkt hat und den stehen lassen kann, erkennt man sehr schnell, welche Auswirkung das dann auf den "Erziehenden" hat. Ein Beispiel: ich habe mich über meinen 7 J ährigen geärgert, weil sein Zimmer ein Chaos bot. Als er aus der Schule kommt, mache ich ihn deswegen an und steiger mich auch noch hinein, werde laut. Als ich dann endlich eine Pause einlegte, fragte mich mein Sohn, Mama meinst Du wirklich mich? Ja, wen dennn sonst dachte ich, mir blieb aber einfach die Spucke weg und so drehte ich mich nur um. So gewann ich auch Zeit, über seine Aussage nachzudenken und es stimmte: ich meinte gar nicht ihn, ich hatte mich über etwas ganz anderes geärgert. Und gehe normalerweise auch komplett anders mit einem unordentlichen Zimmer um, als ihn dafür anzumachen. Ich habe ihm dann erklärt, dass ich ihn nicht meinte und warum ich so ärgerlich war. Mir ist das ganz oft passiert, dass Kinder und Jugendliche mich in meinen "Erziehungs-gedanken" stoppen und ich etwas dazulerne. Würden wir alle mehr vom anderen zulassen, bräuchten wir das Wort Erziehung vielleicht nicht mehr und würden es durch ein sinnvolleres (ich hab jetzt leider keines) ersetzen.
erziehung bedeutet für mich: dem kind die welt erklären, den unterschied von gut und böse beibringen und ein kind alltagstauglich machen, also es sollte regeln und grenzen lernen. das ganze mit viel liebe und ohne gewalt und strafen.
erziehung ist für mich:
die begleitung meines kindes bis zum erreichen des erwachsenwerdens,
wobei ich ihm Werte vermittle ( moralische, soziale, ethische, gut und böse verständlich mache u.s.w.),
die welt zeige und diese so gut wie möglich erkläre
und dafür sorge trage, dass es seinen platz in dieser als erwachsener mensch findet bzw. in diese hineinpasst.
Erziehung sollte im Bestfall eine realitätskonforme Gehirnwäsche sein, die einen auf möglichst viele Aspekte und Situationen des Lebens vorbereitet.
Erziehung ist in meinen Augen "Hilfe zur Selbsthilfe" und zwar nicht in der Rolle Erwachsener und Kind sondern als Partnerschaft, immer mit dem Erinnern, wie habe ich das als Kind empfunden (wenn möglich), es ist kein Umformprozess!! das Kind hat auch Dinge, die es wesentlich besser als wir Erwachsenen kann (z.B. sich entspannen, Phantasie,...) das sollten wir Erwachsenen anerkennen, es ist keine Schande, wenn ein Kind "Recht hatte" und der Erwachsene falsch lag -das kann man zugeben!
es ist von Anfang an eine eigenständige Persönlichkeit und sollte auch so behandelt werden, egal ob in Gesprächen, ...es ist auch immer Erklärungen wert, warum ich etwas von ihm möchte, das erwarte ich ja auch und ein Kind hat nicht in erster Linie vor, mich zu ärgern, es hat immer einen Grund, den man ernst zu nehmen hat, wenn es weint, nicht essen will,...auch wenn das gerade ungünstig sein sollte
ansonsten zu den wiss. Hintergründen kann ich Prof. Manfred Spitzer sehr empfehlen (Hirn- und Verhaltensforscher, Entwicklungspsychologe), weil hier nicht, wie relativ oft nur das pädagogische Möchten/Wollen, sondern eben die wiss. Grundlagen behandelt werden (nicht wie so oft in der Pädagogik nach Goethes Worten "Edel sei der Mensch, hilfreich und gut..."
Widersprüche in der Entwicklung sind zulässig und Andersein auch, man muss nicht, wie in der Schule oft erzwungen, einheitliche Entwicklungsstandardts erfüllen!! (ein Kind hat das Recht zum Langsamsein!!)