Was soll ich ihn fragen (Vater)?

3 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Am besten fängst du erst mal mit irgendwas ganz Alltäglichem an. Das wird sich am Anfang sicher ziemlich komisch anfühlen, seinen Vater nach so langer Zeit wiederzusehen, so viele Fragen zu haben, diese schwierige Vergangenheit im Nacken zu haben und sich dann über irgendwelche Banalitäten zu unterhalten, aber meistens braucht man irgendwas, um das Eis zu brechen, um überhaupt erst mal ins Gespräch zu kommen. Erzählt euch, wie es euch geht, was ihr im Moment zu tun habt, was ihr gern in eurer Freizeit macht, was ihr in letzter Zeit Lustiges erlebt habt, was ihr Interessantes erfahren habt und all so was. Versucht, eine Grundlage für ein positives Verhältnis zu schaffen und den Kontakt nicht direkt mit dem zu beginnen, was in der Vergangenheit falsch gelaufen ist. Es wird der Moment kommen, in dem es sich richtig anfühlt, eine Frage zu stellen, die sich auf die Zeit damals bezieht, oder das Gespräch anderweitig in diese Richtung zu lenken.

Alternativ kannst du die Vergangenheit bei eurem ersten Gespräch seit sieben Jahren auch erst mal ganz weglassen. Ich bin mir sicher, dass auch er nervös ist und sich freuen würde, ein normales Gespräch mit seiner Tochter zu führen ohne dass direkt seine Fehler von damals auf dem Plan stehen. Stattdessen könntest du all die Fragen, die du hast, und all die unangenehmen Dinge, die du ihm sagen willst, in einen Brief schreiben, den du ihm gibst, und ihm sagen, dass du zwar viele Fragen hast, dass du aber nicht willst, dass das Treffen unangenehm wird und du zu nervös bist, um das alles jetzt in einem einzigen Gespräch klären zu wollen. Meistens läuft es sowieso nicht wie geplant, und wenn man sich noch so viele Gedanken macht. Wenn ihr einfach eine möglichst nette Zeit miteinander verbringt und den Beginn einer neuen Vertrauensbasis schafft, dann kann er sich diesen Brief in Ruhe zu Hause durchlesen und sich die Antworten auf deine Fragen genau durch den Kopf gehen lassen, auch vor dem Hintergrund, dass er dich erst mal als dich selbst kennengelernt hat und nicht als das Mädchen, das unangenehme Fragen stellt, auch wenn er natürlich damit rechnen muss, sich diesen Fragen stellen zu müssen. Dann kannst du entscheiden, ob er deine Fragen in einem Brief oder bei einem nächsten Treffen beantworten soll oder ob das Gespräch so gut verläuft, dass ihr euch zutraut, den Brief direkt an Ort und Stelle zu öffnen.

Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass es einen großen Unterschied machen kann, ob Menschen auf unangenehme Fragen aus einem Impuls heraus reagieren müssen oder Zeit haben, sich ihre Antworten zu überlegen. Das kann positiv sein, weil sie besser reflektieren können und das instinktive Bedürfnis, die eigenen Handlungen zu rechtfertigen, sacken kann bevor sie antworten. Das KANN aber auch negativ sein, eben weil sie ihrem ersten, vielleicht ehrlicheren Impuls widerstehen können und Zeit haben, sich eine Antwort zu formulieren, die so klingt, wie sie sie haben wollen. Aber das ist letztendlich von Mensch zu Mensch verschieden.

Letztendlich kannst das alles nur du entscheiden, weil sehr viel davon abhängt, wie sich die Situation anfühlt, wenn du mittendrin stehst. Aber ich bin mir sicher, dass du das packen wirst.


BrokenGirl22 
Beitragsersteller
 13.12.2023, 06:44

Danke das Problem ist halt das mein Vater sagen wir mal sehr "besitzergreifend" und konservativ ist und ich ehrlich gesagt nicht weiß wozu er fähig ist.

Bei diesem Treffen ist meine Therapeutin dabei, damit ich die Fragen stellen kann die mir schon so lange auf der Seele brennen. Ich weiß nicht ob ich noch so eine Chance kriege.

Sie hat angeboten beim ersten Treffen dabei zu sein, weil wir erstmal nicht wollen das er weiß wo ich wohne und um mir einen sicheren Rahmen zu schaffen.

Danke für deine Antwort, ich werde ein paar der Dinge auf jeden fall beachten.😊

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Hiordis  13.12.2023, 06:49
@BrokenGirl22

Ach, so ist das. Ich wusste nicht, dass deine Therapeutin dabei sein wird, ich dachte, das wird eher locker ^^

Ich würde trotzdem sagen, dass ihr erst mal kurz versuchen solltet, das Eis zu brechen. Das ist natürlich etwas schwieriger, wenn eine dritte Person daneben sitzt, die eine solche Aufgabe hat, aber das kriegt ihr schon irgendwie hin.

Und wenn er so besitztergreifend ist würde ich erst recht sagen, dass du dir deine Fragen auf einen Zettel schreibst. Mein Vater kann auch ziemlich dominant sein, und das schon mein ganzes Leben lang, deswegen bringen mich Diskussionen mit Menschen, die auf mich ähnlich wirken wie er, schnell aus der Fassung. Dann ist es besser, wenn man sich vorher in Ruhe Gedanken gemacht hat und in dieser Stresssituation auf diese Gedanken zurückgreifen kann. Und auch wenn es nur ein Blatt Papier ist fühlt es sich manchmal auch einfach gut an, sich an etwas festhalten zu können, einfach damit die Hände was zu tun haben, oder auch etwas zwischen euch halten zu können, wenn die Situatiuon sich unangenehm anfühlen sollte.

Du packst das schon. Deine Therapeutin ist da, dein Vater scheint gesprächsbereit zu sein und du wirkst wie eine kluge und reife Person, die sich Gedanken macht und möchte, dass das funktioniert. Das sind tolle Voraussetzungen. :)

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Ich würde ihn erstmal*neu* kennenlernen, Smalltalk wie geht es dir, habe ich noch Geschwister dazu bekommen usw. . Sicherlich wird es deinem Vater auch auf den Nägeln brennen aufzuklären bzw aufzuarbeiten, was da passiert ist, also lass ihn da den Anfang machen. Du bist bis jetzt ohne ihn klar gekommen, es ist nicht wichtig ob ihr da schon morgen alles aufarbeitet. Schätze ihn erstmal ein, ob er überhaupt wieder Teil deines Lebens werden kann/soll. Ich wünsche dir alles Gute.


BrokenGirl22 
Beitragsersteller
 13.12.2023, 06:45

Vielen Dank

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2-3 Fragen wirst du doch sicher an ihn haben... Außerdem wird sich das von ganz alleine entwicklen. Da braucht man kein Skript, oder Drehbuch..