was sind die sünden im christentum ( evangelisch )?

14 Antworten

bitte keine persöhnliche meinungen was sünde ist und was nicht .

"Evangelisch" ist ein Sammelbegriff, insbesondere in der "großen" evangelischen Kirche gibt es da sehr unterschiedliche Richtungen. Wenn du wissen willst, "was Sünde ist und was nicht", gibt es da kaum einen gemeinsamen Nenner, sondern nur unterschiedliche (evangelische) Meinungen.

Eigentlich kann sinnvoll nur über den Begriff Sünde ("Wesen der Sünde" etv.) gesprochen werden, da gibt es mehr Gemeinsamkeiten.

Das Wort, das meist im griechischen Grundtext steht, wenn mit "Sünde" übersetzt wird, ist hamartia, was so viel wie Abweichung bedeutet (irgendein Fachidiot hat das mit "Zielverfehlung" wiedergegeben, falls dir das Wort über den Weg läuft ...). Auch die hebräischen Wörter, die mit "Sünde" übersetzt werden, haben meist damit zu tun, dass jemand von Gottes Wegen abweicht, also Seine Gebote nicht befolgt.

Allerdings wird in der Bibel die Sünde auch also eine Macht beschrieben, die Menschen versklavt. Ein gutes Beispiel dafür wäre z.B. Alkoholsucht: ein Alkoholiker kann nicht einfach entscheiden, dass er jetzt mit dem übermäßigen Trinken aufhört, er braucht Hilfen (aus christlicher Sicht natürlich Gottes Hilfe) um von seiner Sucht frei zu werden. Ein anderes Beispiel (dem allerdings nicht alle evangelische Christen zustimmen würden) ist strukturelle Sünde, wie z.B. die ungerechte Verteilung der Güter dieser Welt, die auch nicht so einfach abgeschafft werden kann.

Nach typisch evangelischer Auffassung kann Sünde nicht durch gute Taten kompensiert werden, sondern wird nur durch die Vergebung Gottes getilgt, die zugleich die Voraussetzung dafür ist, dass jemand von der Macht der Sünde frei kommt. Diese Vergebung ist möglich, weil Jesus für unsere Sünden gestorben ist.

Sobald ich mehr ins Detail gehe, wird das nicht mehr "allgemein evangelisch", also breche ich hier mal ab.

"Evangelen" ist eine abfällige Bezeichnung. Evangelische nennt man "Evangelische" oder "evangelische Christen".

Und "Sünde" ist bei uns auch nichts anderes als bei den anderen Christen: Pläne und Taten, von denen wir wissen, daß sie böse sind, lieblos, gottvergessen, ohne Mitgefühl. Sich an einem Katalog von einzelnen Taten festzuhalten ist Quatsch. Da helfen auch die 10 Gebote nicht weiter. Es geht nicht um das Einhalten von Gesetzen sondern um den Geist der Liebe zu Gott und den Menschen. Gruß, q.

Der Begriff der "Sünde" ist ein theologisch sehr strapazierter Begriff, der in seiner ursprünglichen Bedeutung kaum noch verstanden wird. Sünde bedeutet auf der einen Seite die willentliche Entfernung des Menschen von Gott durch den Bruch der Weisung Gottes, wie sie im Alten und Neuen Testament geschrieben ist. Auf der anderen Seite ist der Mensch aber auch von Geburt an "sündig", weil er nicht gottgleich ist und in der Freiheit auch die Möglichkeit hat, sich und anderen zu schaden. Der griechische Ausdruck αμαρτια (hamartia) des Neuen Testaments und das hebräischen Wort chat’at des Alten Testamentes bedeuten Verfehlen eines Ziels – konkret und im übertragenen Sinn, also Verfehlung – und wurde von Luther in deutschen Bibelübersetzungen mit Sünde wiedergegeben. Neben hamartia sind noch mehrere andere hebräische Begriffe von Luther mit Sünde übersetzt worden. Bei den anderen Begriffen zeigt sich das gesamte Spektrum der Sünde (Tat- und Unterlassungssünden.

Die generelle christliche Sichtweise der Sünde geht über die alttestamentliche (jüdische) hinaus und ist in ihren wichtigsten Punkten aus dem Neuen Testament entnommen.

Der Begriff Sünde geht von einer verantwortlichen Beziehung des Menschen zu Gott aus. Sünde ist der Bruch dieser Beziehung. Die vielen einzelnen Sünden (sündhaften Handlungen) werden als Symptome der einen Sünde gesehen die im Leben ohne Gottesbeziehung besteht. Sünde im christlichen Sinn schließt immer eine Verfehlung gegen Gott ein -- es gibt keine Sünde nur gegen Menschen. Ein Beispiel gibt das Gleichnis vom Verlorenen Sohn (Lukas 15 11-32 ) wo der Sohn sich eigentlich nur zwischenmenschlich verfehlt aber dann zur Erkenntnis kommt: "Vater ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir..." (Lukas 15 18)

Im neutestamentlichen Verständnis ist kein Mensch von Natur aus frei von Sünde: "Wenn wir sagen dass wir keine Sünde haben führen wir uns selbst in die Irre und die Wahrheit ist nicht in uns." (1. Johannesbrief 1 8). Sünden haben die Tendenz weitere Sünden nach sich zu ziehen. Der Mensch hat keine Chance im Alleingang frei von Sünde zu werden.

Konkrete Sünden die ihm Neuen Testament erwähnt werden sind: Entweihung des Tempels (Mk 11 15-18) Heuchelei (Mk. 23 1-36) Habsucht (Lk 12 15) Gotteslästerung (Mt. 12 22-37) Ehebruch (Mt. 5 27-32) Prahlerei (Mt. 6 1-18). Sündenlisten gibt es in Römer 1 29 30 Epheser 5 1-6 1. Timotheus 3 1-4 .

Paulus schreibt im Römerbrief dass die Gebote Gottes (das Gesetz) die Sünde und die Sünden erkennbar machen: ohne die Gebote hätten die Menschen keinen Maßstab um ihre Sünde zu erkennen (Römer 7 7-13)

Arten der Sünde

Nicht alle Sünden sind gleich: Totschlag und Diebstahl sind sichtbare Handlungen Neid und Habgier finden in Gedanken statt sind aber ebenso sündhaft. Unterlassungssünden (Jak. 4 17) sind ebenfalls nicht offensichtlich aber doch Sünden. Sünden die jemand mit großer Erkenntnis verübt wiegen schwerer als Sünden die jemand mit wenig Erkenntnis verübt (Lk. 12 47-48)

Sünde wider den heiligen Geist Hauptsünde Todsünde läßliche Sünde Wahrlich, ich sage euch: Alle Sünden werden den Menschenkindern vergeben, auch die Lästerungen, wie viel sie auch lästern mögen; wer aber den Heiligen Geist lästert, der hat keine Vergebung in Ewigkeit, sondern ist ewiger Sünde schuldig.

Markus 3,28-29

Man könnte also auch sagen: Die Pharisäer hielten den (Heiligen) Geist der durch Jesus wirkte für den Teufel. Auch im Anschluss an die obige Bibelstelle heißt es: Denn sie sagten: Er hat einen unreinen Geist.

Markus 3,30

Naja ich finde die ersten Sätze des Wikipedia-Artikels zu Sünde geben da schon ziemlich gute Auskunft: "Sünde ist ein Begriff insbesondere im Judentum, Christentum und Islam. Er bezeichnet vor allem im christlichen Verständnis den unvollkommenen Zustand des von Gott getrennten Menschen und seine falsche Lebensweise. Diese Trennung kam, der biblischen Erzählung (Gen 3 EU) zufolge, durch den Sündenfall zustande. Die Sünde besteht nach christlichem Verständnis in einer willentlichen Abkehr von Gottes gutem Willen, im Misstrauen Gott gegenüber, im Zulassen des Bösen oder im Sich-Verführen-Lassen."


Bogn3r  13.01.2015, 19:16

Was genau ist mit " willentlichen Abkehr von Gottes gutem Willen" gemeint?

0
lunanuova  21.10.2012, 18:46

Die Sünde besteht nach christlichem Verständnis in einer willentlichen Abkehr von Gottes gutem Willen, im Misstrauen Gott gegenüber, im Zulassen des Bösen oder im Sich-Verführen-Lassen.

Genau so! Gute Antwort!

0
lunanuova  21.10.2012, 18:49
@lunanuova

Alles andere, auch die 7 Todsünden der Katholiken, ergibt sich aus dieser Abkehr von Gott.

0

Bin nicht sicher ob es evang. oder kath. ist aber auf jeden Fall besagt das Cristentum das Sünde eine bewusste Verletzung eines auf Gott bzw. das Heilige zurückgeführten Gesetzes, Gebotes durch den Menschen ist, wodurch das Gott-Mensch-Verhältnis zeitweilig gestört wird. Schwerwiegende sind z.B. Lästerung des Gottesnamens und die Profanierung heil. Orte & Gegenstände. Allerdings wird noch mal zwischen Stufen unterschieden:

Da wären läßliche Sünden & Todsünden: Hochmut, Neid, Maßlosigkeit, Wollust, Zorn Habgier usw. . Läßliche wären "heilbar" (curabile, remediabile), Todsünden mit ewiger Höllenstrafe geandet. Augustinus & B. v. Clairvaux entwickelten Sündenstufenlehren. Die da wären.

Zitat

Modi peccati

  1. Verführung zur Sünde (suggestio)

  2. Gefallen finden an der Sünde (delectatio)

  3. Zustimmung zur Sünde (consensus)

  4. Vollbringen der Sünde (opus oder factum)

  5. Gewohnheitssünde (consuetudo)

Unterscheidung zwischen läßlicher (peccatum veniale) & Todsünde (peccatum mortale) geschehen nach der 2, Stufe. Nicht das sündige machen, erst die Zustimmung zur Sünde hat Höllenstrafe zur Folge.