Was sind Abschreibungen und sind sie für Unternehmen positiv oder negativ?

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Du nennst drei oder vier Fragen, bereits die im Blick zu haben und sinnvoll vernetzte Antworten zu bieten, die wesentliche Merkmale zum Ausdruck bringen ist nicht einfach. Auch weil bestimmte Kommentarbestandteile je nach Standpunkt sicher in mehreren Beziehungen zum Fragenkreis stehen.

Was sind Abschreibungen? Ja, buchmäßig wird versucht die Wertminderungen durch die Nutzung von Anlagegütern  darzustellen. Richtig nennt man die Abschreibungen auch 'Absetzung für Abnutzungen'. Ein deutlicherer Ausdruck.

Als Unternehmer habe ich ein Bedürfnis. Ich möchte wissen wie leistungsfähig mein Unternehmen für die Zukunft da steht. Auch möchte ich wissen, wie teuer kam mich die Produktion im letzten Vergleichszeitraum? Waren in diesem Zeitraum Änderungen zu den Vergleichszeiträumen davor?

Für diese Betrachtung brauche ich Vergleichsmöglichkeiten. Würde ich Maschinen ganz weg lassen, dann hätte ich keine Aussage über meinen Erfolg. Was beim Versicherungsvertreter vielleicht noch kein Problem darstellt, aber bei einem Maschinenbauer ganz deutliche Verwerfungen mit sich bringt.

Daher gibt es Abschreibungen nicht nur im Steuerrecht. Dort ist die Formulierung aber besonders erhellend. Ein Wirtschaftsgut, welches eigenständig nutzbar ist und dem Betrieb bestimmt ist, länger als ein Jahr zu dienen unterliegt Abschreibungen.

Dazu muss man dann die Ausnahmen kennen. Grund und Boden darf nicht abgeschrieben werden, da man da eigentlich mit einem Werterhalt rechnet. Nur in Ausnahmen gibt es dort Werberichtigungen, aber keine Absetzungen für Abnutzungen.

Das ist in der Regel ein sehr kapitalintensives Wirtschaftsgut. GWGs sind das Gegenteil und dürfen daher auch sofort und voll abgeschrieben werden.

Abschreibungen - Investitionen verwandeln sich in Kosten. Habe ich ohne Abschreibungen einen immer gleichen Wert für ein Gebäude oder Auto im Betriebsvermögen, so wandeln Abschreibungen diese Werte in Kosten um. Was ja auch die Erlaubnis ist, diese Wirtschaftsgüter anteilig mit den Periodeneinnahmen 'zu verrechnen'.

Was interessiert sich der Staat für meine Abschreibungen? Tut er nur bedingt. Grundsätzlich kann man natürlich hergehen und nur seine Einnahmen in der Steuererklärung nennen und auf jeglichen Betriebsausgabenabzug verzichten. Nur will das kein rational denkender Unternehmer. Denn die Höhe der Einnahmen bestimmt die Steuern. Darf ich im Rahmen einer Gewinnermittlungsart dann Betriebsausgaben dagegen geltend machen, dann tue ich dieses um nicht den gesamten Betrag versteuern zu müssen.

Dabei hat der Gesetzgeber natürlich festgelegt, wer Ausgaben mit Einnahmen verrechnet sehen will, der muss Nachweise vorlegen und weitere Spielregeln beachten. Da wäre dann der Nachweis darüber, dass das gekaufte auch tatsächlich eine Ausgabe für den Betrieb gewesen ist und nicht für private Zwecke war. Das fällt bei einer Baumaschine noch ziemlich leicht. Doch schon beim Pkw gibt es immer wieder Streit.

Der Staat interessiert sich auch für die Betriebsausgaben, weil er sehen will ob die erklärten Einnahmen in ihrer Höhe stimmen können. Wer über Jahre nur Verluste macht, wie kann er oder sie sich das leisten? Wovon wird gelebt?

Wie kann einer der Pleite ist, denn noch Geld für diese Betriebsausgaben haben?

Wenn Du also Finanzamt als Ausdruck des staatlichen Handelns siehst, dann könntest Du also locker folgendes an das Finanzamt melden, würdest aber nicht einmal eine Danksagung bekommen. Dich vielleicht sogar noch unglaubwürdig machen.

Du gibst eine Erklärung über die Einnahmen ab. Und nennst diese Einnahmen dann Einkünfte. Das bedeutet, dass Du die Betriebsausgaben oder Werbungskosten bereits abgezogen hast. Dann machst Du eine Anlage zur Steuererklärung und unterrichtest das Finanzamt welche Betriebsausgaben entstanden sind.

Mit einem Herkunftsnachweis fährst Du fort. Das würde bedeuten zu schildern wo man das Geld her genommen hat, um diese Ausgaben zu tätigen. Also Betriebseinnahmen standen zur Verfügung und habe einen bestimmten Betrag geerbt. Da war aber auch steuerfrei, deshalb keine Erbschaftssteuer zu bezahlen war. Oder hast einen Sparvertrag ausgezahlt bekommen oder hast das Geld von einem Sparbuch genommen. Bei so einem Sparbuch sollte man dann auch gleich angeben, dass es in den letzten Steuererklärungen enthalten war oder keine Angaben dazu zu machen waren. Begründung nicht vergessen. Möglichst gleich noch ein Beleg für die Richtigkeit Deiner Angaben.

Jetzt hat das Finanzamt alle Angaben und um Missverständnisse zu vermeiden schreibst Du noch auf die Anlage zur Erklärung - Betriebsausgabenabzug für die hier nachgewiesenen Beträge wird nicht beantragt. Du wirst feststellen wie vollkommen egal dem Finanzamt auf einmal Deine Abschreibungen sind.

Was bringt den Staat dazu Abschreibungen als Betriebsausgaben zum Abzug zu erlauben? Ganz klar die Gleichbehandlung aller! Es liegt auf der Hand, dass je nach Branche unterschiedlich hohe Betriebsausgaben anfallen.
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Dirk-D. Hansmann  25.05.2015, 08:05

Hat also der eine seine Einnahmen ohne Betriebsausgaben erzielen können, hat der andere vielleicht 95% seiner Einnahmen gleich wieder ausgeben müssen. Unterstellt, dass die zwei jetzt wegen der gleichen Einnahmenhöhe die gleichen Steuern zahlen müssten, dann wäre das wohl augenscheinlich nicht angemessen.

Deshalb sind Abschreibungen zugelassen.

Wie schützt der Staat seine Bevölkerung? Der Staat als Wächter der Daseinsvorsorge. Bei dauerhaftem Minus kann es passieren, dass das Finanzamt sagt: Das ist Dein Hobby. Wir erkennen Dein Minus nicht länger an. Damit schützt er auch manchen Unternehmer vor sich selber.

Aber auch andere Kunden oder Lieferanten werden vor solchen Unternehmern dann geschützt. Sie können nicht wenn sie Einblick in die Bilanz verlangen können feststellen wie werthaltig das Unternehmen ist. "Kann der meine Bestellung auch erledigen? Oder ist meine Anzahlung in sechs Monaten weg?" Das ist auch Daseinsvorsorge.

Warum dürfen Investitionen nicht sofort in einem Betrag geltend gemacht werden? Der Staat will zum einen dem Kaufmann oder anderen Unternehmern helfen, vielleicht auch zwingen, die Betriebsausgaben mit den Einnahmen in Einklang zu bringen. Mit dem Wareneinsatz ist das fast automatisch der Fall. Wer kauft schon ein, wenn er keinen Absatz erwartet?

Durch die gleichmäßige Verteilung der Aufwendungen für Wirtschaftsgüter ergibt sich auch eine durchschnittliche Verteilung der Betriebsausgaben. Das Ergebnis wird 'harmonischer', es gibt nicht die Jahre mit extremen Sprüngen.

Man könnte ja auch festlegen, dass alle Betriebsausgaben im Zeitpunkt der Verschaffung der Verfügungsmacht abzugsfähig sind. Eine Maschine wird vielleicht 10 Jahre in einem Betrieb genutzt werden, erst dann wird eine neue gekauft. Die dann auch wieder 10 Jahre läuft. Alle 10 Jahre knallt also das Betriebsergebnis nach unten. Steuern die anfallen 0 Euro. In den 9 Jahren zwischen den Anschaffungen dafür um so höher.

Dieses würde selbst aus Sicht des Unternehmens gar nicht so gut sein. Zum einen verliert man so schnell den Überblick über die Frage: Was hat mich mein Geschäftsjahr eigentlich gekostet? Und die andere Frage: Wie erfolgreich bin ich als Unternehmer?

Ich hoffe Deine Fragen richtig abgeleitet zu haben und eine Erklärung geliefert zu haben, die für Dich nachvollziehbar ist.

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1. Es gibt die planmäßigen Abschreibungen z. B. ein Auto auf 5 Jahre.

2. es gibt aber auch ausserordentliche Abschreibungen, z. B. wegen aussergewöhnlicher Wertminderung

3. Neben der steuerlichen Komponente, Abschreibungen vermindern den Gewinn, man nennt es auch "Innenfinanzierung, ist

4. Die Bilanzklarheit und -wahrheit wichtig. Ein Kaufmann darf sich in der Bilanz auch nicht reicher machen. Also müssen Abschreibungen vorgenommen werden.

(1) Weil das Einfluss auf die Steuern hat. Ein Kaufmann zahlt Steuern auf seinen Gewinn, also auf Einnahmen minus Kosten. Wenn ich mir Rohstoffe kaufe und die verarbeite, dann ist der Einkauf von Rohstoffen sofort voll und ganz Kosten. Wenn ich mir eine Maschine kaufe und die mehrere Jahre nutze, dann ist der Kaufpreis nicht sofort als Kosten absetzbar, sondern er wird über die Nutzungsdauer der Maschine verteilt. Das funktioniert über die Abschreibungen.

(2) Wegen des richtigen Ansatzes in der Bilanz. Ein Unternehmen muss jedes Jahr eine Bilanz aufstellen, in der Schulden und Vermögen aufgelistet wird. Und die Maschine muss in dieser Bilanz eben nicht mit dem Anschaffungswert stehen, sondern mit dem Restwert, den sie nach soundsoviel Jahren noch hat.

Hi :)

Mit der Abschreibung sind die Firmen ebenfalls in der Lage Rücklagenkonten zu bilden, welche immer um den abgeschriebenen Betrag "aufgefüllt" werden.

Dieses Konto dient später zur Neuanschaffung. 

Soweit ich weiß, müssen diese Konten nicht versteuert werden und bieten daher für die Firmen einen weiteren Vorteil.

Abschreibung von Arbeitsmitteln ist steuermindernd und bringt für Unternehmen Vorteile.