Was passiert mit Ebbe und Flut wenn der Mond sich immer weiter von der Erde entfernt?

6 Antworten

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Hallo Leysha,

vielleicht wird die Antwort klarer, wenn Du Dir überlegst, WARUM sich der Mond immer weiter von der Erde entfernt: Das passiert nämlich aufgrund der sogenannten Gezeitenreibung.

Die Reibung der Erde bei ihrer täglichen Rotation um die eigene Achse unter den auf den Mond ausgerichteten Flutbergen hindurch entzieht der Erde Drehimpuls. Wegen der Drehimpulserhaltung bleibt der Drehimpuls im Gesamtsystem Erde-Mond erhalten: Der Mond steigt auf eine minimal höhere Umlaufbahn.

Das bedeutet aber auch, dass dieses Vergrößern des Erde-Mond-Abstandes nicht ewig weiter geht: Wenn auch die Erde in gebundener Rotation zum Mond ist (so wie der Mond schon heute zur Erde), dann endet dieser Reibungsprozess. Die Erde dreht dem Mond dann immer diesselbe Seite zu, so wie der Mond uns heute immer dieselbe Seite zudreht. Der Mond scheint dann über einem Punkt der Erde fest zu stehen.

Tag und Monat sind dann gleich lang (etwa 40 heutige Tage). Der durch den Mond verursachte Flutberg ist dann erheblich kleiner als heute - wegen des größeren Abstandes - und steht auf der Erde fest in Richtung der Erde-Mond-Achse.

Die Flutberge werden also nicht einfach kleiner, mit den beteiligten Rotationsgeschwindigkeiten verändert sich auch der Rhythmus der Gezeiten allmählich über die Jahrmillionen. Da einige besonders hohe Tidenunterschiede Resonanzphänomene in den Küstenbecken sind, kann es dabei zu erheblichen Unterschieden kommen - je nachdem ob ein Becken aus der Resonanzverstärkung von ein- und auslaufenden Wellen kommt oder in sie hineinkommt.

Insgesamt werden mit dem größeren Abstand die Phänomene aber schwächer. Verschwinden werden die Gezeiten aber nicht, weil ja auch die Sonne einen nicht unerheblichen Anteil an den Gezeiten hat. Bis die Erde aber in gebundene Rotation zur Sonne kommt, ist die Lebensdauer des Sonnensystems längst überschritten.

Grüße

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Diplom in Physik, Schwerpunkt Geo-/Astrophysik, FAU

Ebbe und Flut entstehen ja bekanntlich wegen der Gravitation des Mondes. Würde der Mond sich ständig weiter weg von der Erde entfernen, würde einerseits Ebbe und Flut immer schwächer und die Phasen anderseits auch länger anhalten, da die Umlaufbahn des Mondes auch entsprechend länger ist.

Irgendwann ist die Anziehung des Mondes so schwach das Ebbe und Flut auch nicht mehr erkennbar wäre.


Leysha 
Beitragsersteller
 26.06.2016, 16:00

Danke an die Länge der Umlaufbahn hätt ich nicht gedacht

MatthiasHerz  26.06.2016, 16:35
@Leysha

Da die Rotation der Erde sich durch die Gezeitenreibung unter dem Einfluss des Mondes stetig verlangsamt, wird irgendwann die Erde dem Mond immer dieselbe Seite zuwenden.

Bis der Mond weit genug weg ist, damit Ebbe und Flut aussetzen, gibt es die Erde nicht mehr.

Ja.

Der Mond entfernt sich jedes Jahr 3-4 cm von der Erde und vermutlich wird sich der Effekt vergrößern, je weiter der Mond sich entfernt. Irgendwann wird er vielleicht vom Schwerefeld eines anderen Planeten eingefangen, wenn er das der Erde verlassen hat oder als Zwergplanet um die Sonne kreisen - wenn ihn die Sonne nicht vorher "verschlingt".

Ebbe und Flut werden nicht ganz verschwinden, weil auch die Gezeitenkräfte der Sonne auf die Erde wirken und die werden wir nicht los ^^

Also ich glaube darüber brauchen wir uns keine Gedanken zu machen, bis dahin ist die Erde eh nicht mehr bewohnbar. Jedenfalls nicht für uns Menschen.