Was nicht tötet, härtet ab?

5 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet
Was nicht tötet, härtet ab

Studie: Kleine Krisen können stärker machen

Es ist ein blöder Spruch, den man oft über sich ergehen lassen muss, wenn einem Schlimmes im Leben widerfährt. Aber es ist etwas dran, wie der Psychologe Mark Seery von der University at Buffalo und KollegInnen von der University of California herausgefunden haben: Ein paar schlechte Erlebnisse im Leben könnenn dafür sorgen, dass Menschen mit negativem Stress besser umgehen können, sich wohler fühlen und eine bessere geistige Gesundheit aufweisen. In den meisten wissenschaftlichen Arbeiten wurde bisher immer davon ausgegangen, dass schlimme Erlebnisse dem Wohlbefinden und der Gesundheit grundsätzlich schaden. Je weniger schlechte Erfahrungen, desto besser, dachte man.

Seery und sein Team sehen das jetzt anders. Ein paar Widrigkeiten im Leben tragen offenbar zu einer höheren Zufriedenheit und einer besseren Belastbarkeit bei, sogar mehr, als wenn das Leben bislang vollkommen sorgenfrei verlief. Zu viele und zu schwere Schicksalsschläge dürfen es allerdings nicht sein. 

2.398 Personen wurden für die Untersuchung im Zeitraum von drei Jahren wiederholt zu negativen Erlebnissen in ihrem Leben, ihrer Zufriedenheit und ihrem Stressempfinden befragt.

Bei der Auswertung zeigte sich, dass die Gleichung "je mehr negative Erlebnisse, desto niedriger Zufriedenheit und Stressbelastung" so nicht stimmt. Eine begrenzte Anzahl negativer Erlebnisse führt im Gegenteil sogar offenbar bei einigen ProbandInnen zu einer besseren psychischen Verfassung. Sie fühlten sich auch von gerade erst zurückliegenden Schicksalsschlägen weniger gestresst als ProbandInnen, die bislang gar keine schlechten Erfahrungen gemacht hatten oder deren Leben eine einzige Abfolge schlimmer Erlebnisse war. Die Ergebnisse lassen vermuten, dass eine moderate Anzahl von durchlebten Schicksalsschlägen tatsächlich abhärten kann und dazu führt, dass man mit künftigen Dramen besser umgehen kann. Die ForscherInnen glauben, dass das nicht nur auf härtere psychische Belastungen zutreffen könnte, sondern auch auf alltäglichere Sorgen.

Ich hoffe, ich konnte dir ein bisschen weiterhelfen..

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Studium der Rechtswissenschaften / 4. Semester

Eledthy 
Beitragsersteller
 23.05.2020, 17:20

Liebe Jasmin,

vielen Dank für deine ausführliche Antwort! Ich denke sehr wohl, dass das Sprichwort auf psychische und physische Dinge zutreffen kann, aber eben nicht MUSS. Nehmen wir z.B. Leukämie. Wenn man überlebt, ist das Immunsystem doch vielmehr geschwächt als abgehärtet?

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2001Jasmin  23.05.2020, 17:22
@Eledthy

Bitte sehr, immer wieder gerne... Da muss ich dir zustimmen, was die Leukämie betrifft. Auch ich finde, dass zwar was an der aussage dran ist, aber sie nicht immer stimmen muss!

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Meiner Meinung nach trifft es immer zu, mit fällt gerade nichts ein auf das es nicht zu trifft.

Es bedeutet ja, wenn man eine schwierige Situation meistert ist man hinterher stärker, und das stimmt auch.

Es gibt kein solches Sprichwort, jedoch ein Zitat, das zum Sprichwort avanciert ist:

Was mich nicht umbringt, macht mich stärker.

(Nietzsche: Götzendämmerung)

Herkunft:

Potius sero quam numquam.

(Titus Livius)

Woher ich das weiß:Recherche

Udo Jürgens hat 1993 in seinem Lied "Was dich nicht umbringt, gibt dir neue Kraft zum Leben" (-----> hier der Text) aufbereitet. Da ist aus meiner Sicht schon was dran.

Ich sage es mal so: Mit jeder Erfahrung reift man und wird dadurch psychisch/mental (wie man es sehen will) stärker, umsichtiger, reifer und vorsichtiger zugleich. Man denkt intensiver nach und zehrt von dieser durch einen Tiefschlag erworbenen Reife. Außerdem weiß man beim zweiten Mal, was man tun muss und geht ganz anders an die Sache - beim ersten Mal war alles noch neu und unsicher.

Jedes Ereignis prägt einen und jemand, der eine schwere Krankheit hinter sich hat, lebt und denkt ganz anders wie ein Mensch, der noch nie irgendwelche Sorgen erdulden musste. Es kommt aber auch drauf an, wie man damit umgeht.

Ähnlich geht es auf anderer Ebene alten Menschen, die vieles erlebt haben (Vertreibung, Krieg, Nahrungsknappheit usw.) und durch diese "Reife der Jahre" abgehärtet worden sind.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Das trifft sogar oft zu

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Hab viel mit Leuten zu tun

Eledthy 
Beitragsersteller
 23.05.2020, 17:16

Ich weiß, aber eben oft auch nicht, und diese Freundin behauptet eben, das würde auf jede Situation zutreffen.

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