Was muss man beim Einsingen eines Chors beachten?

3 Antworten

Darf ich fragen, wie du zu der Ehre gekommen bist? Der eigentliche Chorleiter wird dir sicherlich Tipps geben können oder zumindest, wo du etwas über chorisches Einsingen und chorische Stimmbildung nachlesen kannst!

Es gibt einige sehr gute Bücher, die die chorische Stimmbildung behandeln. Allen voran Kurt Hofbauers Buch "Praxis der chorischen Stimmbildung".

Es gibt kein einzig wahre Rezept, was ein Einsingen beinhalten muss. Jeder Chorleiter setzt da andere Prioritäten, basierend auf seinen Zielen mit dem Chor und dem aktuellen Leistungsstand und Tagesverfassung des Chors.

Wenn ich einen Chor einsinge, mach ich ca. folgende Reihenfolge.

  • Körper lockern und zentrieren
  • Atmung vertiefen, Support etablieren
  • Zwerchfell aktivieren
  • Mittellage aufwecken
  • Tiefe sanft wecken, später im Einsingen nochmal (aber dann bis ans Ende)
  • Höhe sanft wecken, später im Einsingen nochmal (aber dann bis ans Ende)
  • Resonanz aktivieren
  • Artikulation auflockern
  • Zusammenklang des Chores stärken, Auf-Einander-Hören
  • Abschluss: ein Kanon, um ins Singen mit mehreren der o.g. Parametern reinzukommen

Viele Übungen, die ich verwende, stammen modifiziert aus dem Solo-Gesangsunterricht, und bedienen mehr als nur einen Verwendungszweck (s. Liste). Da muss jeder Chorleiter seine eigenen Übungen finden und natürlich schauen, worauf der Chor gut reagiert.

Die oben stehende Liste ist auch nicht in Stein gemeißelt, bes. nicht der Ablauf Tiefe --> Höhe --> Zusamenklang. Kommt immer darauf an.

Pluspunkte gab es von meinen Chorleitungs-Lehrern immer, wenn man Elemente aus dem Lied nimmt, das in dieser Probe geübt werden soll, und sie in eine leichte Übung verwandelt. Z.B. einen komplexen Rhythmus, ein besonderes Intervall oder eine Stelle mit kniffliger Aussprache.

Im Endeffekt ist es wie immer: Musik ist keine Wissenschaft, sondern eine Kunst!

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Vocal Coach für Popmusik

jpPopgesang  02.12.2014, 00:41

Noch ein paar Tipps:

  • Geh mit den Übungen chromatisch vor. Startton C, nächste Runde Cis, nächste Runde D etc.
  • Notiere dir, mit welchem Startton du beginnen willst - und mit welchem du enden möchtest. Es ist peinlich, wenn man den Chor 3 Minuten lang eine 10-Sekunden-Übung in unendliche Höhen duddeln lässt.
  • Berechne dabei auch mit ein, wie weit in die Höhe oder Tiefe eine Übung geht. Startton h1 klingt toll, aber nicht, wenn es die erste Übung in die Höhe und dann gleich eine Oktavübung ist.
  • Sei flexibel und reagiere auf den Chor. Wenn er die letzten 4 Runden, die du dir notiert hast, nicht mehr packt, kehr um oder geh zur nächsten Übung über. Tagesverfassung, KWIM?
  • Mach dir einen konkreten Plan: Welcher Übungsbereich (s. Liste oben), welche Übungen, von welchen Tönen bis zu welchen Tönen, Sinn und Zweck der Übung.
  • Singe jede Übung vor! Es ist enorm wichtig, dass der Chor dich singen hört und so erfährt, wie du die Übung von ihm haben willst.
  • Hab Spaß! Lach auch mal.
  • Und wenn dir ein Fehler unterläuft, steh selbstbewusst drüber! Lass dich vor allen Dingen nicht vom Chor auslachen. Die sollen erst mal an deiner Stelle stehen - dann vergeht denen auch Hören und Sehen!
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Es gibt ziemlich viele gute Bücher zum Einsingen. Einsingen ist nämlich gleich einsingen. Einsingen bei einem Profichor dient der Vorbereitung der Probe. Da will man Stücke vorentlasten und aktiv Stimmbildung betreiben.

Bei Laienchören, Schulchören und Freizeitchören sieht das anders aus. Da will man die Stimme eher aufwärmen und einen Einstieg in die Chorprobe schaffen. Dazu würde ich eher auf lustige Übungen zurückgreifen, die Spaß machen und auflockern.

Guck hier z.B. mal:

http://www.fidelio-verlag.de/detail/index/sArticle/146/sCategory/9

Also erstmal die Stimmen trainieren. Also so mit Sprachfetzen ("mi mi mi"; "ma ma ma";...) die Tonhöhe variieren. Aber bitte langsam nach oben bzw. unten, denn sonst sind viele bald heißer.