Was macht für euch ein guten trainer aus, was erwartet ihr z.B. von einem Kampfsportlehrer?

Graduierung

Ich würde nicht nur eine ausreichend hohe Graduierung erwarten, sondern mir auch seinen sportlichen Lebenslauf ansehen.

Ich tendiere dazu, Leuten die viele Graduierungen in unterschiedlichen Disziplinen haben, darunter obskure neue Kampfsysteme und die zahlreiche Titel und angebliche Wettkampfsiege vorweisen, sehr zu misstrauen.

Es erinnert mich zu sehr an den "Hansdampf in allen Gassen". Meiner Meinung nach sollte ein Lehrer ein Experte auf seinem Gebiet sein und kein Tausendsassa in hundert Stilen.

Charakter

Gerade in traditionellen Kampfkünsten ist der "Sensei" mehr als nur ein Vorturner, oder Sportlehrer. Er steht für das Wissen und die Geisteshaltung, die der Schüler anstrebt und erlernen will. Deshalb sollte er charakterlich ein Vorbild für seine Schüler sein.

Mangelnde Reife des Lehrers ist ein wichtiges Ausschlusskriterium für mich. Wer es notwendig hat, sich selbst als mächtigen Oberlehrer darzustellen, der einen auf dicken Macker macht, seine Schüler runterputzt und demütigt, ist ein schlechter Lehrer.

Ein guter Lehrer lernt auch durch seine Schüler und behandelt sie nicht von oben herab. Außerdem darf er keine Dünkel haben wirklich "alles" zu lehren, und nicht ein paar "Geheimtechniken" zurückzuhalten, um seinen Status zu erhalten.

Pädagogik

Ein Lehrer sollte zuhören können und bereit sein, auf die Bedürfnisse seiner Schüler einzugehen. Anfänger muss er anders behandeln, als Fortgeschrittene

Von jemandem, der noch sehr ungelenkig ist, unbarmherzig immer nur "höher, höher höher!" zu fordern, ohne Ratschläge zu geben, spricht beispielsweise nicht gerade für die pädagogische Qualifikation.

Er muss fähig sein, unterschiedliche Charaktere gleichermaßen zu fördern und den Unterricht interessant zu halten, auch wenn immer wieder die gleichen Grundtechniken geübt werden.

zB beim Erklären von Ausweichbewegungen mal ein Holz-Tanto (Messer) zu verwenden, oder bei Fallübungen und Rollen über mehrere Schüler hinweg springen zu lassen, bringt Abwechslung rein.

Gerade bei japanischen Lehrern und westlichen Lehrern die lange bei japanischen Meistern gelernt haben, muss man allerdings damit rechnen, auf das "japanische Lehrsystem" zu stoßen.

In diesem Fall erklärt der Lehrer eher wenig und es ist Aufgabe des Schülers, durch Nachahmung zu lernen und dem eigenen Lehrer die Techniken gewissermaßen zu "stehlen".

Sonstiges

Wichtig ist auch Vertrauen und Sympathie gegenüber dem Lehrer. Immerhin lehrt er einem Dinge, von denen man oft selbst keine Ahnung hat. Man muss also schon das Gefühl haben, das man ihm Vertrauen kann und dass er einem keinen Scheibenkleister beibringt.

"Wer etwas kann, der tut es. Wer nichts kann, der lehrt es."

Ich würde erwarten, dass er selber ein (noch) aktiver Meister in seiner Sportart ist. 

Er sollte über eine ausgezeichnete Fähigkeit und Fachkompetenz in seinem Kampfsport verfügen UND er muss willens und fähig sein, diese uneingeschränkt so an seine Schüler zu vermitteln, dass diese sich die gleiche Fähigkeit und Kompetenz mit seiner Hilfe erarbeiten können.

Im Einzelnen:

- praktische Fähigkeit in seinem Kampfsport

- theoretisches Wissen über seinen Kampfsport

- Basiswissen über Trainingslehre, Sportphysiologie und Sportanatomie

- gute didaktische Fähigkeiten  

- praktische Erfahrung im Unterrichten seines Kampfsportes

- Geduld und Einfühlungsvermögen im Umgang mit den Schülern

- Begeisterungs- und Motivationsfähigkeit

- Kreativität und Einfallsreichtum im Unterrichsaufbau

- "Auge" für die Stärken und Schwächen seiner Schüler im Kampfsport

- Führungsfähigkeit, Zuverlässigkeit und Verantwortungsbewusstsein

Bestimmt hab ich noch Einiges vergessen...

Ich erwarte von einem kampfsport Lehrer das er mir diesen sport bei bringt. Ganz einfach :D