Was mache ich beim Yoga falsch?
Yoga interessiert mich schon seit langem und deshalb habe ich mir gerade auf YouTube ein Video dazu angeschaut und alles nachgemacht. Was soll ich sagen, es war furchtbar. Es hat mich total überfordert, weil ich bestimmte Körperteile strecken und andere beugen musste und dazu noch zur richtigen Zeit ein- und ausatmen sollte. Es war total anstrengend. Ich meine aber nicht anstrengend wie bei Workouts, wenn die Muskeln brennen und man daran erkennt, dass es funktioniert. Es war einfach unangenehm, jede Asana hat sich total unnatürlich angefühlt. Ich dachte Yoga soll entspannen, davon merke ich aber leider nichts. Am Video lag es schon mal nicht, denn ich habe auch andere Tutorials ausprobiert und bei denen war es nicht besser, dabei waren die alle für Anfänger. Ist das am Anfang normal und wird mit der Zeit besser, oder mache ich einfach etwas falsch? Bitte keine Antworten, in denen steht, dass ich einen Kurs machen soll. Ich weiß, dass das gut wäre, aber in meiner Nähe gibt es kein Studio, deshalb kommt das nicht in Frage. Danke im Voraus!
Magst du mal den Link von dem Video teilen? Um einschätzen zu können, was der Grund für die Überforderung sein könnte, würde ich gern mal in das Video reinschauen.
Klar, gerne. Zuerst habe ich das hier ausprobiert: https://youtu.be/UErN1VLCXC0 und danach das hier: https://youtu.be/L5qVuszo470
4 Antworten
An sich sind die Videos beide gut. Das zweite war mir einen Zacken zu schnell und der Schnitt ohne ordentlichen Übergang in den herabschauenden Hund ist auch nicht so doll gemacht. Von der Schwierigkeit der Haltungen sind beide Videos für Anfänger (mit Vorkenntnissen) geeignet, aber:
Du kennst die Haltungen für sich genommen nicht und du hast keine Erfahrung mit den Übergängen von einer Haltung zur anderen. In dem ganzen auch noch richtig zu atmen, ist anfangs zu viel verlangt. Den Flow aus dem ersten Video könnte man in einem Anfängerkurs nach ca. drei bis vier Grundlagenstunden gut machen.
Normalerweise würde man am Anfang jede Haltung für sich genommen üben und auch mal Varianten davon ausprobieren, die es leichter machen, wenn Kraft, Gleichgewicht oder Beweglichkeit noch nicht so gut sind. An sich kann man für jede einzelne Haltung, die in diesen Übungsfolgen drin sind, eine eigene Yogastunde machen, spezifisch die Muskulatur und Beweglichkeit dafür vorbereiten und so jede einzelne Übung fundiert lernen. Schau mal, auf dem Kanal von dem ersten Video, ob da noch Videos kommen, wo sie die einzelnen Asanas detaillierter vorstellt und anleitet, was sie ja ursprünglich vor hatte.
Folgende Tipps, damit dir die Übungsabfolge besser gelingt:
Geduld! Du mußt das noch nicht hinkriegen. Du fängst gerade erst an. Mache diese Abfolge ruhig mal einige Tage in Folge mit, ohne dich auf die Atmung großartig zu konzentrieren. Lerne ersteinmal den Bewgungsablauf. Ab dem vierten Mal fängst du an, mehr auf die Atmung zu achten. Mit der Zeit kennst du den Bewegungsablauf so gut, dass du weißt, was als nächstes kommt und wie die Bewegung geht. Ab dem Punkt kannst du besonders achtsam mit der Atmung üben.
Als Daumenregel: alle Übungen, die die Vorderseite/den Brustkorb öffnen und dich lang aufrichten, werden mit Einatmung ausgeführt. Alle Übungen, die die Vorderseite schließen (also eher die Rückseite dehnen) werden mit Ausatmung ausgeführt. Die Atmung unterstützt so immer die Bewegung.
Später lernt man, erst mit den atmen anzufangen und dann die entsprechende Bewegung in der Atmung auszuführen. Dafür sind aber beide Videos zu flott und das geht am Anfang auch noch nicht. Nur so als Orientierung, wo es hingeht. So richtig entspannend wird Yoga tatsächlich erst, wenn die Atmung die Bewegung führt und nicht umgekehrt.
Vielleicht gelingt es dir, die Übungsstunde auswendig zu lernen, indem du sie täglich machst. Dann könntest Du dich von dem Video lösen und mal im eigenen Tempo üben, dir mehr Zeit lassen, eine Zwischenatmung machen anstatt sofort die Haltung zu ändern und so mehr einzutauchen.
Aber das wäre quasi ein Fernziel. Für den Anfang mach die Reihe immer wieder mit. Nach und nach kommt dir alles nicht mehr so chaotisch vor. Sei geduldig mit dir. Es ist völlig normal, dass dir das hier bei den ersten paar Mal nicht gelingt. Übung macht hier tatsächlich den Meister.
Wenn du den Link zum Video mal teilst, gebe ich dir gern Feedback, was dir helfen könnte. Aber ich würde dir gerne auch eine Anregung geben, weil Du schreibst, dass du kein Studio in der Nähe hast. Corona bringt das Yogastudio zur Zeit zu dir nach Hause. Viele Yogastudios und unabhängige Lehrer sind online gegangen und bieten richtigen Yogaunterricht über Videochat an. Das ist wie Youtube aber mit Feedback und Möglichkeit Fragen zu stellen. Kostet natürlich auch was.
Eine andere Möglichkeit, um überhaupt mal die Grundlagen fundiert zu lernen, ist Yoga-Urlaub. Das kann man in Deutschland und Österreich bei Sivananda Yoga oder Yoga Vidya machen (beides klassisches Hatha Yoga mit Theorie und Philosophie dazu, wenn man mag) , oder auch in anderen Yogarichtungen an tollen Urlaubsorten am Meer im Ausland. Geht sicher auch erst nach Corona, aber grundsätzlich ist es die sicherste Methode Yoga zu lernen, indem man in irgendeiner Form interaktiven Unterricht nimmt.
Beim Yoga ist es ganz wichtig, die Übungen korrekt auszuführen und mit leichten Anfängerübungen zu beginnen. Für jede Übung gibt es in der Regel leichte und schwere Ausführungen. Das lernt man nicht durch ein paar youtube Videos. Auch wenn du es nicht hören willst: ohne persönliche Anleitung (zumindest am Anfang) wird das nichts. Das muss auch kein teures Yogastudio sein, auch Volkshochschulen etc bieten da Kurse an. Wenn du sowas nicht machen willst, dann lass es lieber komplett, denn mit falsch durchgeführten Übungen machst du mehr kaputt als besser.
Übung macht den Meister.