Was ist in Georg Trakls Gedicht Melusine auszudrücken?

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Trakl spielt hier mit dem mittelalterlichen Melusine-Mythos, der von vielen deutschen Dichtern verarbeitet wurde; es geht immer um die Verbindung eines Menschen mit einem überirdischen Wesen, einer Mahrten-Ehe (von Mahr, Incubus, Succubus, Alp). Im Erzählkern handelt die Sage davon, dass Melusine einen Ritter unter der Bedingung eines speziellen Betrachtungstabus heiratet, wodurch er sie an einem bestimmten Tag nicht in ihrer wahren Gestalt sehen soll: der einer Wasserfee, meist mit Schlangenleib. Melusine wird zur Quelle seines Ansehens und Reichtums, bis der Ritter das Tabu bricht.

Ähnliche Motive gibt es doch auch in der chinesischen Literatur, Liao Zhai Zhiyi u.s.w

hier zur Inspiration, Melusine-Motive

https://de.wikipedia.org/wiki/Melusine#Geschichten_der_Melusine_in_der_Neuzeit


Melusine ist eine mythische Sagengestalt des Mittelalters. Im Erzählkern handelt die Sage davon, dass Melusine einen Ritter
unter der Bedingung heiratet, dass er sie an einem bestimmten Tag nicht in ihrer wahren Gestalt sehen soll: der einer Wasserfee, meist mit Schlangenleib. Melusine wird zur Quelle seines Ansehens und Reichtums, bis der Ritter das Tabu bricht (Wikipedia "Melusine").
Die Interpretationen der Gestalt werden dominiert durch
psychoanalytische, politische und feministische Ansätze. So wurde sie
als die im Mittelalter vom Mann unterdrückte Frau gesehen.Weitere Deutungen sehen eine Dämonisierung der Frau im Spätmittelalter.

Es gibt 2 Melusine-Gedichte von Trakl. In diesem geht es wohl vordergründig um Nacht und Schlaf (Traumwelt), Realität und Täuschen, das Sterben eines Kindes, dessen Leben von einer Art geheimnisvoller Gestalt genommen wird, die das Kind aber zugleich tröstet bzw. ihm antworten gibt, die als täuschend gesehen werden können (In Märchen werden oft Kinder durch Wassernixen angelockt, geraubt bzw. unter Wasser gezogen).

Prinzipiell aber ist Trakl immer recht vieldeutig, so dass man mit seinen Gedichten sehr viele Assoziationen verbinden kann, aber von diesem Kern ausgehend kann man versuchen, die Bedeutungen des Gedichts zu erschließen.






Das Gedicht gehört zu den "(Anti?)Balladen", die Trakl geschrieben hat: s. auch das Ballade betitelte Gedicht, da steckt dahinter Goethes Der König in Thule.

Hier ist das Modell ganz klar die Ballade Erlkönig. Solche Intertextualität gehört unbedingt zur Interpretation.

In der einen Tradition hat Melusine als "mater lucina" mit der Geburt zu tun. Hier eindeutig mit dem Tod...

Sprachlich korrekt müsste man fragen: Was wird in Trakls Gedicht ausgedrückt? Du meinst wahrscheinlich: Wie ist Trakls Gedicht zu interpretieren?

Hoffentlich überfordern dich die hier gegebenen Interpretationshilfen nicht.