Was ist eine Nation?

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Eine "Nation" ist im eigentlichen, im antiken Sinne ein Volksstamm, sofern er gemeinschaftliche Abstammung, Sprache und Sitten hat.

Im 19. Jahrhundert war die große Zeit des Nationalismus, als "Nation" zu einer politischen Ideologie ausgeformt wurde, mit der eine Zusammengehörigkeit vorallem auf biologisch-rassistischer Grundlage behauptet wurde. Diese Ideologie musste dazu herhalten, eine angebliche Überlegenheit über andere Nationen oder Völkerschaften, z. B. in den Kolonialgebieten, zu begründen.

"Nation" und Nationalismus sind gedankliche Konstruktionen, die mit der Wirklichkeit nicht viel zu tun haben, wenn sie auf der Vorstellung gemeinsamer Abstammung gründen. Nehmen wir das deutsche Beispiel: Deutschland besteht aus verschiedenen "Volksstämmen", aus verschiedenen "Nationen", die ihre unterschiedlichen Sitten und sogar Sprachen (Dialekte) pflegen. Sie eint ihre Zugehörigkeit zu einem gemeinsamen Staat, der Bundesrepublik, und der Gebrauch einer gemeinsamen Hochsprache, des Deutschen. Die oft beschworenen gemeinsamen Wertvorstellungen sind nicht deutsch, sondern gemeineuropäisch. Jeder, der Mitglied in unserem Staat sein will und sich der hochdeutschen Sprache bedienen kann, kann Deutscher werden und sein. Diese Bemerkung trifft grundsätzlich auf alle Länder zu. Schon in der Antike z. B. bildeten sich "nationes", bestehend aus verschiedenen Volksstämmen oder verschiedenen kleineren Gruppen, die sich freiwillig zur Erreichung bestimmter Ziele zusammenfanden und zusammenblieben, weil sie es wollten und es sich für sie als vorteilhaft erwies.

MfG

Arnold

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Ich arbeite als Historiker.