Was ist die bedeutung von diesem text?
aus dem buch jugend ohne gott
Alles Denken ist ihnen verhaßt. Sie pfeifen auf den Menschen! Sie wollen Maschinen sein, Schrauben, Räder, Kolben, Riemen - doch noch lieber als Maschinen wären sie Munition: Bomben, Schrapnells, Granaten. Wie gerne würden sie krepieren auf irgendeinem Feld! Der Name auf einem Kriegerdenkmal ist der Traum ihrer Pubertät.
1 Antwort
Bei "alles Denken ist ihnen verhasst" wird thematisiert, dass der Weg zum produktiven Denken mühsam und anstrengend ist und aus diesem Grund gemieden wird. Da die Überlegenheit der zum Denken fähigen Menschen trotzdem gesehen und anerkannt wird, werden eben diese Menschen mit ihren erworbenen Befähigungen bekämpft.
Da es bekanntlich nicht reicht ein etabliertes Ideal (der denkende autonome Mensch) nur zu diskreditieren, werden nun die genau dazu konträren Positionen idealisiert - auch wenn das ganz kontraintuitiv ist. Jetzt wird ein faktisch entmenschlichtes Wesen, quasi ein Maschinenwesen ohne Individualität als erstrebenswertes Ziel ausgegeben. Da ohne die positiven Gefühle, die selbständiges Denken und Handeln beim Menschen auslöst, nur die blanke Aggression auf alles und jedes von den so agierenden Wesen erlebt wird, entläd sich das in Zerstörungsphantasien, die sich optimal in Sprengladungen mit ihrer desaströsen alles vernichtenden Wirkung verwirklichen.
Interessant ist dabei der letzte Gedanke, dass auch bei diesen Jugendlichen dennoch der archaische Impuls durch "irgendeine besondere Tat, durch irgendein herausragendes Werk" ein Stück "Unsterblichkeit" zu erlangen, nicht ausgelöscht wird. Sie wollen wie einst "die Inschriften auf Heldengräbern" mit ihren Namen auf Kriegerdenkmälern verewigt sein.