Was ist der unterschied zwischen Minnelyrik und Liebeslyrik des Mittelalters

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Minnelyrik ist die deutsche Liebeslyrik im Mittelalter. Die damalige Bezeichnung war Minnesang. In einer Anzahl anderer europäischer Länder gibt es Entsprechungen. Bei einer Unterscheidung könnte vielleicht auf Feinheiten abgezielt sein, indem bei dem Begriff Liebeslyrik etwas nicht so eindeutig ausgeschossen wird, wie mehr objektive Arten der Dichtung gegenüber der mehr subjektiven Art in der Minnelyrik oder ein ganz anderes Leitbild als Minne als Grundlage bei einigen Arten spätmittelalterlicher Liebesdichtung.

Ob bei der Verwendung verschiedener Bezeichnungen (möglicherweise ja in unterschiedlichen Veröffentlichungen und von verschiedenen Personen) ein sachlicher Unterschied besteht, ist mir erst einmal zweifelhaft. Zur Klärung der Begriffe sind Lexika über Literatur und das Mittelalter empfehlenswert.

Ulrich Müller, Lyrik des Mittelalters: In: Literaturlexikon : Autoren und Werke deutscher Sprache. Herausgeben von Walther Killy. Band 14: Begriffe, Realien, Methoden : Les – Z. Gütersloh ; München : Bertelsmann, 1993, S. 50 - 57

S. 53 – 54: Liebeslyrik: Sie bildet die wohl größte thematische Gruppe (-> Minnesang). Mit ihren unterschiedlichen Ausformungen reichte sie von Anfang an von unverblümter und derbster Erotik bis zu sublimierender „Wahn-Minne“ und „Hoher Minne“, die gelegentlich masochistische Züge hat. Das Aufkommen einer weltlichen Literatur, die nicht mehr primär auf Gott, Jenseits, Sünde und Reue fixiert ist, sondern von weltlicher Tüchtigkeit, von Abenteuer und Erotik handelt, von den zwischenmenschlichen Beziehungen, von Liebe, Erotik und Sexualität, die in vielen Liedern das Weibliche, „die Frau“ zum höchsten Wert erhebt, im wahrsten Wortsinn vergöttlicht, ist ein wichtiges Symptom für die ab dem 11. Jahrhundert sich abzeichnende Emanzipation des Weltlichen, die sich allerdings keineswegs geradlinig und widerspruchsfrei entwickelte.

Die Liebeslyrik, vor allem in der Volkssprache ist ein kleiner, für die weltliche Adelskultur aber dennoch signifikanter Bereich dieser Entwicklung: Kennzeichnend ist insgesamt, daß sie die Mann/Frau-Beziehung in den Vorstellungen und Begriffen der feudalen Lehensherrschaft formuliert (Herr/Herrin, Diener, Dienst, Lohn, Huld, Gnade, Ehre, Treue usw.), ja letztlich gar nicht anders ausdrücken kann; ferner daß sie das für das Christentum seit Paulus und Augustinus typische „gespaltene Frauenbild“ (Heilige/Verführerin – Maria/Eva) widerspiegelt.

Günther Schweikle, Minnesang. In: Literaturlexikon : Autoren und Werke deutscher Sprache. Herausgeben von Walther Killy. Band 14: Begriffe, Realien, Methoden : Les – Z. Gütersloh ; München : Bertelsmann, 1993, S.94 - 101

S. 94: Das Wort Minnesang begegnet erstmals in einem Alterslied Walthers von der Vogelwiede (L 66, 21) und bezeichnet seine Liebeslyrik im Unterschied zu seiner Spruchlyrik; mittelhochdeutsch „minne“ bedeutet „freundliches Gedenken, Erinnerung, Liebe (vgl. griechisch mimneskein, lateinisch memini; sich erinnern). Nachdem im Spätmittelalter in der Wortbedeutung von „minne“ die sexuelle Komponente vorherrschend gewesen war, trat an seine Stelle immer mehr das Wort „Liebe“, das in mittelhochdeutscher Zeit noch primär „Wohlgefallen“ bedeutet.

Peter Dinzelbach, Liebeslyrik. In: Sachwörterbuch der Mediävistik. Herausgegeben von Peter Dinzelbauer. Stuttgart : Kröner, 1992 (Kröners Taschenausgabe ; Band 477), S. 483

Liebe als eine Grunderfahrung menschlichen Seins fand frühzeitig Ausdruck in der subjektivistischsten der drei Formen der Dichtung. Im Hochmittelalter fand die Idee der höfischen Liebe (-> Minne) in der fast ausschließlich aristokratisch Epik und Lyrik gesamteuropäischen Ausdruck (-> Höfische Lyrik) Die Liebeslyrik wurde besonders in der Provence (-> Trobadors), Frankreich (-> Trouvères) und Deutschland (-> Minnesang), aber auch in England, Italien und Spanien gepflegt.

Im Spätmittelalter mehren sich die Zeugnisse für die Pflege der Liebeslyrik auch in anderen Schichten als in der höfisch-aristokratischen. Große Bedeutung erlangte das oft in der bürgerlichen Sphäre angesiedelte sogenannte -> Gesellschaftslied, das in den Liederbänden des 15. Jahrhunderts auftaucht.

minnelyrik war nicht ernst gemeint. ritter wollten zur zeigen dass sie kulturnah sind und haben deshalb einer frau ein minnelied geschrieben. das war so eine art wettkampf. liebeslyrik hingegen ist ernst gemeint.