Was ist der Unterschied zwischen einem Opportunisten und einem Heuchler?
Bzw. wo genau definiert man die Schnittstelle von Heuchelei und Opportunismus? Denn beides wird sehr gerne als Gegenteil von Authentizität benutzt, sodass ich mich frage, wo genau da denn nun der Unterschied ist (falls vorhanden).
4 Antworten
Die Wortbedeutungen liegen eigentlich recht nah beeinander, wobei der Begriff "Opportunist" nobler klingt als der Begriff "Heuchler".
Sowohl der Heuchler als auch der Opportunist steuert sein Verhalten und wählt seine Worte nach Kalkül, um nach außen hin als wohlwollende, aufrichtige und vertrauenswürdige Person mit positiven Absichten und Moralvorstellungen wahrgenommen zu werden, während dessen tatsächliches Denken und Handeln sowie seine Interessen und Ziele auf eine deutlich davon abweichende Gesinnung schließen lässt.
Sowohl der Heuchler als auch der Opportunist verhält sich manipulativ, bspw. indem er sich populäre Meinungen und Ansichten aneignet, ggf. auch um Fürsprecher und Unterstützer für sich zu gewinnen, die er dann wiederum auch gegen jene ausspielen kann, die ihn durchschaut haben und daraufhin demaskieren wollen.
Im politischen Kontext gebraucht man für diese Verhaltensmuster auch den Begriff "Populismus".
Ja und vor allem in der hohen Politik bilden Heuchler, Opportunisten und Populisten deutlich die absolute Mehrheit. Denn Heuchelei, Opportunismus oder Populismus sind Disziplinen, die kaum eine Berufsgruppe in einer derartigen Perfektion beherrscht, als die Politikdarsteller.
Also ein wirklich erkennbares Unterscheidungsmerkmal hinsichtlich der Begriffsbedeutung dieser Vokabeln sehe ich hier nicht, außer dass es für Außenstehende weit weniger aggressiv klingt, wenn jemand einen anderen öffentlich als Opportunist bezeichnet, als wenn er ihn einen Heuchler schimpft.
Ich würde diese Vokabeln jedenfalls wie Synonyme behandeln.
Der Unterschied liegt im Verhalten. Ein Opportunist passt sich der jeweiligen Lage an und zeigt das nach außen, er hat heute die Meinung und morgen jene. Was er wirklich denkt, bleibt offen. Ein Heuchler zeichnet von sich aus ein Trugbild. Das ist eng mit dem Opportunisten verwandt, aber hat nicht zwangsläufig etwas mit Nützlichkeitserwägungen oder der Mehrheitsmeinung der Gesellschaft zu tun. Ich selbst habe Züge von Heuchelei und Opportunismus, da ich jedem gerne das erzähle, was er hören möchte, damit ich Diskussionen aus dem Weg gehen kann. Ich kann auch anderen Menschen Gefühle vorspielen, das mache ich aber nur, wenn ich Lust habe. Von meinen wahren Gedanken und Gefühlen erzähle ich keinem.
Ist auch verständlich :-) Die meisten Leute versuchen ihr langweiliges Leben halt irgendwie interessanter zu machen, hauptsächlich durch Lästern und somit Zerstören von Harmonie.
Das ist aber auch wiederum kein Wunder, denn wenn jemand unzufrieden mit sich selbst ist, dann fängt er irgendwann an, sich immer mehr mit dem Leben anderer Leute zu beschäftigen und diese dabei dann auch (teilweise) zu stören.
Opportunist ist jemand, der sich aus Nützlichkeitserwägungen schnell und bedenkenlos der jeweils gegebenen Lage anpasst.
Heuchler bezeichnet ein moralisch bzw. ethisch negativ besetztes Verhalten, bei dem eine Person nach außen hin ein Bild von sich vermittelt, das nicht ihrem realen Selbst entspricht. Das zugrundeliegende Zeitwort heucheln stammt ursprünglich vom unterwürfigen ducken und kriechen des Hundes ab und wurde auf vorgespieltes, schmeichelndes Verhalten übertragen.
Heuchelei hat keine Nützlichkeitserwägung, und passt sich nicht an die Anforderungen an? xD
Wo ist der unterschied zwischen Gut und Böse? Wo ist die Schnittstelle? Ich denke in deinem Kopf. Du benutzt nahverwandte Begriffe um zu unterscheiden. Du lebst eine Moral die deinen Massstäben und Wertevorstellung entspricht. Warum sollte man dir eine Begriffsdefinition geben die ohnehin keine Gültigkeit besitzt, da es zwei Begriffe sind die sich in einer Grauzone bewegen?
Das kann man bei jeder Sache sagen, allerdings ist das nicht der Inhalt meiner Frage.
Natürlich ist letztendlich alles immer eine Wahrnehmungssache, da hast du völlig Recht. Darum geht es mir hier jedoch nicht. Ich würde gerne eine auf der (Sozial-)wissenschaft basierte, fundierte Antwort bekommen. Und nicht die Bemerkung, dass ja ohnehin letztendlich alles Ansichtssache ist und dass das sowohl so, als auch so sein bzw. wahrgenommen werden kann.
Wo ist die Schnittstelle zwischen gut und böse? Na, ganz einfach: Schau ins Gesetzbuch. Wenn jemand angeklagt wurde, dann ist das "böse" und/oder "gut", was der Richter sagt. Ganz einfach. Genau DAS meine ich letztendlich mit fundierter, sachlicher Antwort, auf Wissenschaft basierend. In diesem Beispiel dann auf Rechtswissenschaften.
Vielleicht verstehst du jetzt, was ich meine (Fakten). Denn nur das interessiert mich momentan, nicht aber eine mögliche Subjektivierung.
Ähem. Vorsicht, gefährliche Falle!
Gesetze geben uns keinen verlässlichen Aufschluss darüber, was "gut" und was "böse" ist. Diese simple Einschätzung mag zwar Deiner Meinung nach sachlich erscheinen, faktisch zutreffend wird sie dadurch nicht.
Das mag allenfalls auf sehr polarisierende Straftatbestände wie bspw. "Raub" oder "Mord" zutreffen. Aber Gesetze behandeln ja nicht nur derartige Extreme. Also SO einfach ist das nicht.
Gesetze können auch willkürlich ausgelegt werden, so dass sie in erster Linie einem Machterhalt oder anderen Interessen dienen, nicht aber das Allgemeinwohl im Sinn haben. Gesetze können sich auch offenkundig gegen geltende Menschenrechte richten.
Aber erst einmal ein paar einfache Beispiele zum Veranschaulichen:
- Wenn jemand bspw. wegen 'Totschlags' angeklagt wird, weil der Angeklagte ein Familienmitglied beschützen wollte, indem er dem bewaffneten Angreifer oder dem Bedroher einen tödlichen Präventivschlag versetzt hat, würdest Du diesen Angeklagten dann pauschal als "böse" einschätzen?
- Wenn jemand aus moralischer Überzeugung Steuerzahlungen unterlässt, weil er u.a. militärische Interaktionen gegen andere Länder mit Todesopfern nicht mitfinanzieren möchte und deshalb wegen Steuerhinterziehung angeklagt wird, würdest Du diesen Angeklagten dann als "böse" bezeichnen?
- Und würdest Du einen Richter als "gut" bezeichnen, der auf bloßem Verdacht gegen den Angeklagten wegen Besitz oder Konsum von Rauschgift das Todesurteil ausspricht (wie das in manchen Ländern ja auch vorkommt)?
Also Gesetze taugen nicht wirklich dazu, um zwischen "gut" und "böse" unterscheiden zu können, oder?
Meinst Du nicht auch, dass Du künftig Gesetze und Gesetzbücher differenzierter betrachten solltest?
Selbstverständlich. Das habe ich allerdings auch nie behauptet - Es ist nur das, worauf ich letzendlich hinauswollte. Und zwar auf etwas, was bereits in irgendeiner Weise (wissenschaftlich) festgelegt wurde.
Ob es debattierbar, moralisch/ethisch vertretbar oder inwieweit eine Subjektivierung möglich ist, ist eine ganz andere Geschichte. Mich interessiert einfach nur, ob es jemals irgendeine Art Unterscheidung der Begriffe "Opportunismus" und "Heuchelei" gegeben hat bzw. gibt. Inwieweit diese dann als korrekt empfunden, bezeichnet oder deklariert werden kann, ist auch hier wieder ein anderes Thema :-)
Ja, ok.
Aber wie Du bereits schon aus anderen Antworten entnommen hast, kann hier kaum jemand einen Unterschied in der Bedeutung beider Begriffe erkennen, außer eben, dass der Begriff "Opportunismus" gehobener und gepflegter klingt.
Aber ist es gewissermaßen nicht auch eine Form von Nützlichkeitserwägung, wenn man bewusst von sich aus ein Trugbild zeichnet (soziale Anerkennung, Selbstdarstellung)?