Was ist der Unterschied zwischen dem psychosozialen und psychosexuellen Modell?
Hallo,
ich würde gerne wissen, wie man am besten den Unterschied des psychosozialen Modells nach Erikson und des psychosexuellen Modells nach Freud zusammen fassen könnte.
Danke im voraus für die hoffentlich zahlreichen Antworten!
2 Antworten
Ist nicht ganz einfach (und ich gebe zu, dass das bei mir auch schon eine Weile her ist, dass ich mich mit dem Thema tiefer befasst habe).
Grundsätzlich schließen sich beide Modelle nicht aus, Eriksons Modell erweitert das Siegmund Freuds in erster Linie um die soziale Komponente.
Erik Eriksons Modell bezieht sich grundsätzlich darauf, dass die Entwicklung der Weg zur "Identität" ist, der ein Leben lang läuft. Diese "Identität" entsteht aus der Bewältigung von sogenannten "Krisen" die entweder so oder so "gelöst" werden können (freilihc ist das immer idealtypisch, es ist ja ein Modell). Laut Eriksons Modell sind das acht Stück die (ungefähr) in bestimmten Lebensaltern gelöst (oder auch nicht) werden - ist nicht dogmatisch oder gar als Indiz für eine "Schöpfung" zu sehen. Diese Krisen sind aber immer im Kontext mit dem sozialen Umkreis zu verstehen, d.h. es ist keine behavioristische "Blackbox" wo zum Zeitpunkt X A rein geht und B raus kommt sondern die Umwelt (wie auch immer sie geartet sein mag) hat einen erheblichen Einfluss darauf, deswegen auch "psychosoziales Modell".
Freud hingegen beschreibt in der Theorie etwas basaler anhand der Entwicklung des sexuellen Verhaltens des Kindes. Hier spielt auch das Prinzip des Es - Ich - Über-Ich eine tragende Rolle. Freud gliedert die Entwicklung in mehrere Phasen (Oral, Anal, phallisch, Latenz, Genital) und diese Phasen haben neben den klar beobachtbaren Verhaltensweisen die für die jeweilige Phase typisch sind eben auch Auswirkungen (z.B. bei gezielter Förderung oder Störung) auf das aktuelle bzw. spätere Verhalten des Kindes.
Freud sieht also primär die Art und Weise der Lustbefriedigung (auch im abstrakten Sinne) als wesentlichen Faktor für die Entwicklung des Menschen, Erikson widerspricht dem zwar nicht, fügt aber eben auch die soziale Komponente hinzu.
Das große Fragezeichen bei dieser Sache ist nicht, dass Freuds Phasen im Modell nicht korrekt wären (das lässt sich recht einfach bei den meisten Kindern beobachten) sondern wie stark die beiden Komponenten, soziales und körperliches, die Entwicklung beeinflussen. Aus naheliegenden Gründen kann man das empirisch auch schlecht überprüfen...
Vielen Dank für die doch sehr ausführliche Antwort. Hat mir auf jeden Fall geholfen!
Psychosozial meint erstmal, dass eine soziale Dimension mit einbezogen wird. Es spielen also soziale Größen, bspw. Gleichaltrige eine Rolle für die Entwicklung. Erikson spricht dabei vor allem von psychosozialen Krisen, die sich auf jeder Stufe finden lassen und durch bestimmte Grundkonflikte gekennzeichnet werden, welche in der Theorie Erik Eriksons klar benannt werden, z.B. Vertrauen gegen Misstrauen. Diese Grundkonflikte beziehen immer andere Menschen mit ein, so bildet sich Vertrauen bzw. Misstrauen nur, wenn man mit anderen Menschen entsprechende Erfahrungen gemacht hat.
Schau dir dazu gerne mein Video an, da ich erkläre ich das ausführlich:https://www.youtube.com/watch?v=SxZ8VRoc-AY
Psychosexuell ist an der Psychanalytik Freuds angeknüpft. Der eher an bestimmtne Phasen der geschlechtlichen Reifunf Entwicklung festmacht.
Liebe Grüße