Was ist das 4-2 Läufersystem im Volleyball und welche Ausgangspositionen gibt es?

2 Antworten

Damit du das 2-4-System zunächst richtig einordnen kannst, versuche ich im Folgendem, die vorhandenen Spielsysteme bei Volleyball in eine Art Rangfolge aufzustellen. Im Alltag findet man je nach Verein und Stärke der Spieler auch schon mal Misch- bzw. Übergangsformen vor. Typischerweise fängt man als Anfänger bei dem allerersten System an; mit den Jahren sowie mit fortschreitender Verbesserung der Mannschaft in Technik und Taktik wird das Aufstellungssystem immer ausgefeilter bzw. komplizierter und stellt dabei immer höhere Anforderungen an das Können der Mannschaft; dementsprechend steigt man in der Liste dann immer weiter auf. Logischerweise kann man also jede weitere Stufe als Hinführung bzw. Vorbereitung für die allerletzte und professionellste (bei entsprechendem Können auch die effizienteste) sehen:

1.) Anfänger: Stellen von der 3, vorgezogene 6; Kein Läufersystem, also keine Spezialisierung bzw. wechsel der Positionen nach dem Aufschlag;

2.) Fortgeschrittene Anfänger: Stellen von der 2, zurückgezogene 6; Kein Läufersystem analog zu Nr. 1;

3.) Einführung ins Läufersystem: Formation bei Annahme und nach dem Aufschlag unterscheidet sich nicht von dem Anfängersystem Nr. 2, aber je 2 Spieler haben nun eine Spezialisierung (Läufer, Mittelblocker, Außenangreifer); in der allerersten Aufstellung stellen sie sich zueinander diagonal auf, damit sich zu jedem Zeitpunkt je ein Spezialist in der vorderen Reihe befindet (1 & 4, 2 & 5, 3 & 6) und ein Zuspieler immer in der hinteren Reihe steht (siehe Nr. 4); sobald der Ball die Hand des Aufschlagenden verlassen hat laufen (nur) die vorderen drei Spieler jeweils auf diejenige Position, in der sie die Spezialisten sind; Spieler hinten bleiben aber immer auf ihren Positionen entsprechend Rotationsreihenfolge und wechseln diese nicht;

4.) Läufersystem 4-2 mit Steller von der 2: siehe die Beschreibung und Links weiter unten; wenn der jeweilige Zeitpunkt gekommen ist, wechseln auch die Spieler hinten auf die jeweils günstigste Position (so kann sich beispielsweise der hintere Außenblocker nun hinten seinem Pendant vorne auf der 4 positionieren, also auf die 5 laufen, und die Block- bzw. Angriffssicherung übernehmen). Mit den Ziffern 4 und 2 ist gemeint, dass es grundsätzlich 4 Angreifer und 2 Zuspieler gibt. Dieses Läufersystem wird auch "Annahmeläufer" genannt, da der Zuspieler seine Ausgangsposition nur ein Mal nach erfolgreicher Annahme bzw. Aufschlag wechselt und während des ganzen Ballwechsels diese nicht mehr ändert;

5.) Läufersystem 4-2 mit Steller von 2,5: der Zuspieler aus der hinteren Reihe läuft nach vorne zwischen Positionen 2 und 3; durch die Option mit dem Überkopfpass an den Zuspieler auf Position 3 gibt es nun 3, statt nur 2, Angreifer; ebenfalls ein "Annahmeläufer".

5.) Läufersystem 5-1: es gibt nun nur noch einen Steller; er stellt den Ball für Angriffe nun auch für Spieler aus der hinteren Reihe, wobei diese nach dem Anlauf kurz vor der 3-m-Linie abspringen müssen; wenn der Ball auf die Position 2 oder 3 gestellt wurde läuft der Zuspieler sofort nach dem Stellen ein Paar Schritte zurück und übernimmt die Angriffssicherung, sodass dieses System kein Annahmeläufer mehr ist; zusätzlich gibt es in der Mannschaft nun einen sogenannte Libero - das ist ein Allround-Spezialist, welcher ein Trikot in anderer Farbe als alle anderen Spieler der Mannschaft trägt und für den lockerere Auswechselregeln gelten. Auf nationaler und internationaler Ebene bzw. im Leistungssport wird zumeist in dieser oder ähnlicher Form gespielt.

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Für die Aufstellung bei Annahme bzw. Angriff sind immer die grundsätzlichen Aufstellungsregeln zu beachten - 1 darf nicht vor 2, 6 - vor 3, und 5 - vor 4 stehen (dabei darf aber theoretisch 1 vor 3, oder z. B. 6 vor 2 stehen). Außerdem muss 6 links von 1, 3 - links von 2, 5 - links von 6, und 4 - links von 3 stehen (auch hier dürfte aber theoretisch z. B. die 1 links von 3 stehen, oder 6 - links von 4).

Außer der 2 Zuspieler gibt es auch noch 2 Mittelblocker (derjenige Spieler in der Vorderreihe auf Position 3) und 2 Außenangreifer (vorne - Position 4). Auf ihre jeweilige Position, auf welcher sie sich spezialisieren und für welche sie dementsprechend auch trainieren, rennen sie dann entweder sofort nach dem eigenen Aufschlag (ausschlaggebend ist der Zeitpunkt, nachdem der Ball die Hand des Aufschlagenden verlassen hat), oder nachdem sie den Aufschlag des Gegners erfolgreich abgewehrt und den Ball wieder auf seine Seite gebracht haben. Im letzterem Fall besteht die Besonderheit darin, dass man nach der Annahme sofort den Angriff aufbauen muss und noch keine Zeit dafür hat, um auf seine eigentliche Position zu wechseln. Deswegen kann hier beispielsweise der vordere Außenangreifer bei bestimmten Konstellationen auch schon mal von der 3 angreifen müssen. Auf die eigentliche Position rennt man eben, sobald der Ball nach dem letzten Kontakt der eigenen Mannschaft auf die Gegnerseite gespielt wurde.

Unterschiedliche Aufstellungen der Spieler (vor dem Wechsel auf Ihre eigentliche Position) bei der Annahme zählen zum sogenannten Komplex 1 (K1), bei eigenem Aufschlag - zum K2, und beim Danke-Ball, wenn der Ball vom Gegner schön langsam und angenehm anzunehmen kommt - zum K3. Je nachdem, ob der hintere Zuspieler auf Position 1, 5 oder 6 steht, werden drei Grundformationen unterschieden, die dann "Läufer 1", "Läufer 5", oder "Läufer 6" genannt werden. Da es also drei unterschiedliche Formationen bei Annahme des gegnerischen Aufschlages und zusätzliche drei beim Aufschlag der eigenen Mannschaft gibt, muss man sich also grundsätzlich 6 unterschiedliche Ausgangsaufstellungen merken (K3 habe ich dabei erst mal außen vor gelassen).

Dabei muss man sich nicht nur die Anfangsposition, merken, sondern auch darauf aufpassen, dass man die Grundregeln zur relativen Aufstellungsposition gegenüber anderen Mitspielern, die ich ganz am Anfang erläutert hatte, nicht verletzt. Außerdem muss man immer wissen, auf welchem Wege (vor, hinter bzw. zwischen welchen Spielern) man bei der jeweiligen Aufstellung von seiner Ausgangsposition aus auf die Position kommt, auf die man sich spezialisiert. Das bedeutet, dass es zu den 6 im vorherigem Absatz genannten Formationen zwei weitere Formationen gibt; hier muss man sich aber nur merken, wo man am Ende steht, wenn man sich in der vorderen Reihe befindet, und wo - in der hinteren. Außerdem ist es immer wichtig zu wissen, wo sich jeweils der Zuspieler befindet. Wenn du in der Annahme stehst, musst du den Ball ja versuchen, möglichst sauber in seine Richtung zu delegieren, und wenn du später einer der Angreifer bist, musst du den Zuspieler immer im Blickfeld haben, um rechtzeitig auf einen von ihm gestellten Ball reagieren zu können. Als letztes sei der Sonderfall zu erwähnen, wenn nach der Annahme durch eigene Mannschaft der erste Angriff aufgebaut wird (siehe Beschreibung dieser Besonderheit weiter oben).

Bei Volleyballfreak finde ich die allgemeine Erklärung okey, aber jede einzelne Formation nicht so einfach zu verstehen. Die besten und ausführlichsten Erklärungen habe ich bisher hier gefunden:

http://www.ssv53-volleyball.de/downloads/Volleyball-Taktik/SSV53_Laeufersystem_2_4_Stufe_1.pdf

https://www.ssv53-volleyball.de/downloads/Volleyball-Taktik/SSV53_Laeufersystem_2_4_mit_6_hinten.pdf

https://volleyball.de/uploads/media/vm15_01_30_36.pdf

Von Verein zu Verein können die einzelnen Formationen ein bisschen von denen in der Präsentation von SSV53 (Link) beschriebenen abweichen, so kann z. B. die Aufstellung der Spieler vorne bei K1 Läufer 1 spiegelverkehrt sein, oder, sagen wir, bei K2 Läufer 6 die Spieler hinten andersrum stehen.