Was heißt postdramatisches theater?

3 Antworten

Das heisst das Theaterstück wird nicht "Textgetreu" gehalten sondern wird vom jeweiligen Schauspieler so erzählt, wie es am bestem mit dem Publikum harmoniert.

Also eigentlich heisst es die schauspieler achten auf das Publikum und ändern wenn sie merken da funkt es nicht oder würde es nicht weiter funken wenn sie den normalen text so beibehalten. Also ändern sie es etwas um. Aber spontan. UNd somit wird auch die eigetnliche Handlung umgeändert.


Postkarte  16.12.2010, 16:24

Diese Beschreibung trifft eher auf das Improvisationstheater zu. Postdramatische Spielformen entstehen nicht notwendigerweise spontan, sondern basieren häufig auf umfangreichen Recherchen und Auseinandersetzungen mit einem Thema. Dieses Thema kann ein Stücktext, aber auch etwas anders sein. Vielleicht wird anhand eines Beispiels deutlich, wie postdramatisches Theater aussehen kann:

2005 inszeniert das Regiekollektiv "Rimini Protokoll" (Stefan Kaegi, Helgard Haug, Daniel Wetzel) für die Schillertage am Nationaltheater Mannheim Schillers "Wallenstein". Als Darsteller wurden "Experten" gewonnen, die aufgrund ihres Berufs oder ihrer Interessen eine Deckung mit den Figuren des Wallenstein aufweisen: eine Astrologin, zwei Exsoldaten, ein unerfolgreicher Lokalpolitiker, ein Schiller-Kenner und andere.

Diese Personen lasen Texte aus dem Wallenstein (sie hatten die Reclam-Ausgaben auf der Bühne dabei) und verbanden diese mit eigenen Texten, Gedanken zum Schillerstück, aber auch zum Produktionsprozess dieses, ihres "Wallensteins". Die Arbeit ist dokumentiert in dem Film "Wahl Kampf Wallenstein" (2008, 3 Sat, Haug/Wetzel).

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Nee, Jungs.

postdramatisch ist n schwieriger Begriff. im Prinzip liegt die Unterscheidung innerhalb der Darstellungsweise.

klassisches Theater = die Nachahmung von Handlungen ( Mimesis) auf der Bühne.

Postdramatisches Theater = die Performance von Handlungen = das tatsächliche Durchführen einer Handlung.

Die Brücke zwischen dem Klassischen Theater und dem postdramatischen Theater schlägt Brecht über den Verfremdungseffekt. Damit distanzierte sich der Schauspieler das erste mal von seinem darstellenden Spiel. Brecht eröffnete damit eine Haltung gegenüber dem Theater, die ausgebaut werden konnte, und das Resultat ist performatives, postdramatisches Theater.

Typisch postdramatisch ist, wenn sich das Theater selbst thematisiert, anstatt nur eine vorgegeben Handlung abzuspulen ( Techniker auf der Bühne, inszenierung des Schauspiels und Preisgabe des Schauspiels als Schauspiel), Objekttheater statt Handlungs- oder Charaktertheater, etc...

Ist wirklich nicht sooo leicht. Am besten solche Stücke anschaun. Erika Fischer Lichte und Lehmann haben den Begriff geprägt, und die Kritierien ausgearbeitet. Ich hoffe, ich hab dir ein bisschen geholfen. Aber vergleich einfach eine werktreue Schiller-Inszenierung, ein Brecht Stück, und was von Robert Wilson. Ich hoff, das hat dir ein bisschen weitergeholfen!

postdramatisch heisst eigentlich,dass man sich NACH diesem drama(aufführung) noch gedanken macht.sich also anschliessend noch gedanken nach diesem stück macht.es soll zum nachdenken anregen.


Postkarte  16.12.2010, 16:03

Gedanken über die Wirkweise des Theaters hat sich jede Epoche gemacht. Friedrich Schiller beispielsweise hielt 1784 eine Rede zum Thema "Was kann eine gute stehende Schaubühne eigentlich wirken?" (veröffentlicht als "Die Schaubühne als moralische Anstalt betrachtet"), die Einblick gewährt in seinen Theaterbegriff, in dem die Bühnen als Schulen wirken, die gesellschaftliche Veränderungen im Sinne der Aufklärung publik machen. Und bereits Horaz hat "delectare et prodesse" (erfreuen und nutzen) als die Aufgaben gesehen, welche die Kunst für die Menschen zu leisten vermag. Postdramatik ist das, was nach der dramatischen Dichtung kommt und zwar nicht auf dem Heimweg von der Vorstellung, sondern in Hinsicht auf die historische Entwicklung der Theaterformen.

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