Was hat Aristoteles mit wenn auf der Erde die Liebe herrschte, wären alle Gesetze entbehrlich gemeint ?

3 Antworten

Die Hintergründe werdn von @Albrecht schön erklärt. Die Aussage über Gesetze stimmt aber in der heutigen Welt nicht mehr. Auch wenn die Liebe noch so gross ist, Rechtsfahren im Verkehr oder wie ein Arzt ausgebildet werden soll oder wie hoch die Steuern sind, muss jeweils in einem Gesetz stehen.

Es geht dabei um Liebe im Sinn von Freundschaft.

Wenn allgemein echte und vollkommene Freundschaft untereinander besteht, erweisen die Menschen sich Wohltaten, verhalten sich nicht ungerecht, sondern gehen gut miteinander um. Es herrscht Eintracht und die Menschen stehen sich nicht feindlich im Streit gegenüber.

In diesem Idealfall ergibt sich Gerechtigkeit schon durch allgemeine Freundschaft Gerechtigkeit besteht so schon und muß nicht ergänzend als Tugend hinzukommen. Recht (mit Gesetzesvorschriften) ist nicht nötig. Weil die Menschen aufgrund der Freundschaft nicht dagegen verstoßen, sich gut zu behandeln und in Eintracht zusammenzuleben, sind Gesetze entbehrlich.

Vielleicht ist der Satz, der wie ein Zitat wirkt, eine ungenaue Wiedergabe von Aristoteles, Nikomachische Ethik 8, 1, 1155 a, wo steht, wenn Bürger einander Freunde seien, bedürfe es nicht der Gerechtigkeit (griechisch: δικαιοσύνη [dikaiosyne]). In einer Übersetzung wird dies mit „Rechtsschutz“ wiedergegeben.

Aristoteles, Nikomachische Ethik. Übersetzt und erläutert von Franz Dirlmeier. 10., gegenüber der 6., durchgesehenen, unveränderte Auflage. Berlin : Akademie-Verlag, 1999 (Aristoteles, Werke in deutscher Übersetzung. Begründet von Ernst Grumach, herausgegeben von Hellmut Flashar ; Band 6),

S. 170: „Die Erfahrung lehrt, daß die Freundschaft die Polisgemeinden zusammenhält und die Gesetzgeber sich mehr um sie als um die Gerechtigkeit bemühen, denn die Eintracht hat offenbar eine gewisse Ähnlichkeit mit der Freundschaft. Nach ihr aber trachten sie vor allem, während sie die Zwietracht, als das feindliche Element, vor allem auszutreiben suchen. Sind die Bürger einander freund, so ist kein Rechtsschutz nötig, sind sie aber gerecht, so brauchen sie außerdem noch die Freundschaft, und der höchste Grad gerechten Wesens trägt die sichtbaren Merkmale der Freundschaft.“

Bei vollkommener Freundschaft guter und an Tugend/Vortrefflichkeit ähnlicher Menschen Menschen wünschen Menschen sich in gleicher Weise das Gute (Aristoteles, Nikomachische Ethik 8, 4, 1156 b).

Aristoteles, Nikomachische Ethik, Buch 7 und 8 enthält eine Theorie der Freundschaft.

Freundschaft (griechisch: φιλία [philia]) ist nach der von Aristoteles dargelegten Auffassung ein gezeigtes gegenseitiges Wohlwollen. Bei der eigentlichen Freundschaft wird dabei der anderen Person um dieser selbst willen Gutes gewünscht (Aristoteles, Nikomachische Ethik 8, 2).

Aristoteles unterscheidet Arten der Freundschaft nach den Beweggründen (Grundlage des Liebenswerten).

1) Tugend/Vortrefflichkeit/Tüchtigkeit/Gutsein (griechisch: ἀρετή [arete]): Die Liebe ist auf das Gute (griechisch: τὸ ἀγαθὸν [to agathon]) gerichtet (wertvolles Wesen der Person, das sich in ihrem Chrakter und Verhalten besteht; die eigentliche und vollkommene Freundschaft, bei der Lust/Freude/Annehmlichkeit und Nutzen hinzukommen

2) Lust (griechisch: ἡδονή [hedone]): Die Liebe ist auf das Lustvolle/Erfreuliche/Angenehme (griechisch: τὸ ἡδὺ [to hedy]) gerichtet (instabil, kann schnell verschwinden, wenn das unmittelbar Lustvolle/Erfreuliche/Angenehme verschwindet)

3) Nutzen: Die Liebe ist auf das Nützliche (griechisch: τὸ χρήσιμον [to chresimon]) gerichtet (Gleichheit der Personen nicht unbedingt groß, nicht dauerhaft, Klagen und Vorwürfe können leicht eintreten aufgrund der Meinung, zu wenig bekommen zu haben)

Wenn wir fähig sind zu lieben, dann sind wir auch fähig das Hassen zu lassen.

Leider meinte er dass auch das Gegenteil möglich ist.

Und so rechtfertigt er die Notwendigkeit von Gesetze.