Was haltet ihr von George Orwell´s "1984" szenario?

Das ist eine Fabel. Nicht so offensichtlich wie "Animal Farm", aber da ging es darum sehr plastisch besondere Eigenheiten der menschlichen Gesellscaft zu zeigen und auf mögliche Gefahren zu verweisen.

Es gibt aber genügend Beispiele von Konzepten aus "1984", die ganz oder teilweise schon Realität sind. Der "Smart"-Fernseher, der dir hinterherspioniert ist zwar ein Smart-Phone geworden, aber der Sinn ist der gleiche. Versuche Geschichte umzuschreiben gibt es immer wieder. Gerade läuft im Westen eine massive Umschreibung der Geschichte des 2.WK. Die Macher davon träumen wohl heimlich von den Möglichkeiten der "Ministry of Truth". Double-think ist ziemlich präsent. Auch gerade in unserer Zeit mit dem PC- und Toleranz-Wahn. Auch die Namensgebungen sind nicht so weit entfernt. Da wo Demokratie drauf steht ist Diktatur drin, Kriegstreiber nennen sich Friedenstauben und die Kämpfer für "Freiheit", "Gleichheit" und "Toleranz" sind die schlimmsten Chauvinisten und Faschos.

Was wohl nicht dem orwellschen Bild entspricht ist die Art und Weise wie man Gehirnwäsche betreibt. Sie wird nicht brutal und direkt im "Room 101" vollzogen. Sie kommt auf leisen Sohlen und ist wohl viel effektiver und gefährlicher, weil sie echte Zombies erschafft, die an den Unfug, der in ihre Köpfe gepflanzt wurde innigst glauben.

Begründung:

Die totale Überwachung für sich genommen ist durchaus mehr oder weniger möglich. Das hat uns die Stasi demonstriert, das hat uns auch die NSA mehr oder weniger demonstriert.

Was hingegen nicht möglich ist und auch nie möglich sein wird, ist das herausfiltern und abstrafen von ideologischen Vergehen der gesammten Masse der Menschen, ganz einfach weil man zwar die Kapazitäten hat jemanden 24/7 zu überwachen, allerdings hat man nicht die Kapazitäten dieses Material auch auszuwerten, denn sonst bräuchte man auf der Welt nochmal so viele Menschen, wie sie Einwohner hat, die abgeschottet in einem Bunker sitzt und nonstop den gesammten Tag ein ein Subjekt, auf das sie angesetzt ist überwacht.

Insofern ist Überwachung zwar möglich, durch die Überlastung der auswertungsmöglichkeiten bei einer derart flächendeckenden Überwachung, würde sie aber durchlässig und für den Zweck die Massen auf schritt und tritt zu kontrollieren untauglich.

Insofern ist Orwells Szenario sicherlich Mahnung in Richtung der Möglichkeiten totalitärer Systeme Überwachung und Propaganda einzusetzen, damit allerdings auf die kleinste, individuelle Ebene flächendeckend hinunterzugehen ist unmöglich.

Deswegen bleibt das Szenario eine Dystopie, wenn auch die momentanen Entwicklungen in diesem Bereich, wie die Debatten um Befugnisse der Geheimdienste ja zeigen nicht unwichtig und bedenklich sind.

Hier ist ein Beitrag, der zeigt, dass es in 1984 nicht nur um Überwachung geht, sondern um viele andere Aspekte, die auch heute noch eine große Rolle spielen: https://wissenstagebuch.com/2017/12/20/10-gruende-warum-orwells-1984-auch-heute-noch-aktuell-ist/

Das ist ein gutes Buch, habe ich schon mehrmals gelesen.

Ist in Anbetracht der heutigen Kameraüberwachung auf allen öffentlichen Plätzen und der Nachvollziehbarkeit, wer sich wo im Rechner eingeloggt hat bzw. wo er grade mit seinem Handy unterwegs ist, nicht gar so weit hergeholt.

Regt zum Nachdenken an.

lg Lilo

Ich finde es interessant, wie ein Mensch in den 1940er-Jahren auf die Zukunft in den 80ern blickte und wie sich die 80er vorgestellt wurden.

Natürlich aus heutiger Zeit, etwa 40 Jahre später sind die 80er Vergangenheit.

Im Buch wurden die 80er eher negativ dargestellt. Heutzutage sind die 80er als bestes Jahrzehnt bekannt, wohin jeder gerne zurückreisen würde.