Was haltet ihr von diesem Beruf?
Hey,
ich bin 18 Jahre alt und studiere BWL im ersten Semester, außerdem arbeite ich als Aushilfe bei Lidl. Mein Studium läuft derzeit nur so halbwegs in Ordnung, ich habe ein paar Klausuren nicht bestanden. Jetzt habe ich mir langsam mal ein klares Ziel gesetzt, was ich in den nächsten Jahren erreichen möchte - ich habe mir eine Berufsrichtung ausgesucht welche für mich interessant klingt.
Da ich bei Lidl als Aushilfe arbeite, würde sich dort ein Praktikum in einer Position des Verkaufsleiters lohnen und damit wäre auch eine Anstellung später in dieser Position denkbar.
Ein Verkaufsleiter ist im Prinzip die Position über dem Filialleiter, man ist für maximal 6 Filialen verantwortlich und muss schauen, dass dort alles glatt geht und die Zahlen erfüllt werden. Man fährt viel zwischen den Filialen hin und her und hat jede Menge mit den Angestellten zu tun, man ist der Chef von ca. 100 Mitarbeitern. Man ist für die Weiterbildung und Neueinstellung von Mitarbeitern verantwortlich und sorgt für Maßnahmen, welche den Umsatz steigern können.
Daten:
Abschluss: Abgeschlossenes Studium mit wirtschaftlichem Schwerpunkt oder Ausbildung mit Weiterbildungen und viel Berufserfahrung.
Arbeitszeit: Offiziell rund 40 Stunden die Woche, realistisch gesehen aber eher 60.
Gehalt: Einstiegsgehalt von 66.000€ pro Jahr, das Gehalt steigt für 8 Jahre am Stück jährlich um 10% - häuft sich also ziemlich.
Außerdem gibt es Aufstiegsmöglichkeiten, sodass man quasi der Chef von den Verkaufsleitern wäre - man würde dann 7-10 Verkaufsleiter betreuen (also 700-1000 Mitarbeiter unter einem).
Mir ist klar, dass dieser Beruf mit Sicherheit psychisch anstrengend ist. Schließlich arbeitet man lange, mal früh und mal spät. Außerdem hat man nicht unbedingt Samstags frei und muss daher auch an Wochenenden arbeiten.
Insgesamt werde ich keine Probleme bezüglich der Familienplanung haben, da ich keine Kinder möchte und eher Karriere machen will.
Was haltet ihr davon?
4 Antworten
Gibt "nur" 2 Hürden:
- Jemand muss sich dir annehmen und dich anlernen und einstellen.
- Du musst ausreichend Selbstdisziplin aufweisen.
Sonst ok der Plan.
Wenn es dir möglich ist mach das Praktikum sehr früh im Studium.
Für mich wäre das nichts, aber wenn es dir gefällt.
Aber bist du sicher, dass du diese Arbeitszeiten mehrere Jahre/Jahrzehnte lang durchhälst? Ich denke, das wird dir früher oder später zu viel werden. Du trägst ja auch eine große Verantwortung, das bedeutet viel Stress.
Danke für die Antwort!
Es ist tatsächlich ein sehr wichtiger Aspekt, den du ansprichst. Ich habe mir bereits eingestanden, dass ich Karriere machen möchte und darauf der Fokus liegt.
Dass auf der Karriere der Fokus liegt - okay, das kann ich, zumindest größtenteils, verstehen, aber ein Fokus schließt andere Teile des Lebens nicht aus. Um ein Beispiel zu nennen, bei dem das Gehalt auch eine Rolle spielt: Wenn du 60 Stunden die Woche arbeitest, auch am Wochenende, hast du keine oder nur sehr wenig Zeit das Geld auszugeben. Selbst wenn du mal Urlaub hast: Mit so viel Personalverwaltung dürfte es kaum möglich sein mal abzuschalten. Es ist ja immer irgendwas.
Mit dem Genießen des Lebens zu warten, bis man in Rente ist, finde ich auch schwierig, wo die Menschen doch immer länger arbeiten müssen, um nicht in die Altersarmut zu rutschen und die Lebenserwartung durch Stress alles andere als erhöht wird.
Ich kann dir nur zustimmen, die Mischung muss stimmen. Bis zur Rente mit dem Urlaub zu warten halte ich ebenfalls für völligen Mist, wahrscheinlich lebt man dann gar nicht so lange.
Tatsächlich ist dieser beschriebene Karriereweg nur eine meiner Möglichkeiten. Als Absicherung neben dem Studium habe ich nämlich Bewerbungen verschickt, um als Beamter bei der Polizei im gehobenen Dienst in der Verwaltung zu arbeiten (ich müsste nicht auf Streife). Im Vergleich zu Lidl wäre das Gehalt dort ein wenig geringer, aber man hätte als Einstiegsgehalt immerhin rund 2500€ netto und hätte alle Beamtenvorzuge (wohne in einer günstigen Gegend). Alle 2 Jahre würde es steigen, dort hätte man dann ein ordentliches Gehalt und auch normale Arbeitszeiten ohne all zu viel Stress.
Ich finde es sehr gut, dass du eine Absicherung vorgenommen hast. Man sollte immer eine Alternative haben.
Ich persönlich würde die Beamtenstelle bei der Polizei bevorzugen, wenn ich mich für eins davon entscheiden müsste, aber ich kann auch verstehen, dass dich die Aussicht auf Personalverantwortung und das gute Gehalt bei der Verkaufsleiter-Stelle ansprechen. Am Ende musst du entscheiden. Vertrau auf dein Gefühl. Du hast dich ja offenbar schon viel über beide Stellen informiert. Ein bisschen Zeit hast du ja auch noch zum Überlegen, wenn du im ersten Semester des Studiums bist.
Ich bin tatsächlich auch ein wenig hin und her gerissen bezüglich der beiden Stellen.
Bei Lidl wäre das Gehalt mit der Zeit höher (es gibt auch einen Firmenwagen, habe ich vergessen zu erwähnen), der Stessfaktor aber auch deutlich. Von den reinen Karrierechancen geht hier wohl mehr, vielleicht aber auf Kosten der eigenen Gesundheit. Ich finde es dort attraktiv, dass man eben einen Mix aus Bürojob und viel Kontakt mit Menschen hat. Einerseits fährt man hin und her und quatscht mit vielen Menschen und unterstützt sie, andererseits braucht man das analytische Denken. Hier muss ich natürlich noch rund drei Jahre studieren und bekomme kein Geld dafür, außerdem ist die Stelle dort dann nicht sicher. Wenn ich dort das Praktikum machen würde, bekäme ich währenddessen 1.000€ pro Monat als Vergütung.
Bei der Polizei war ich bereits beim Vorstellungsgespräch (war mein zweites Gespräch in meinem Leben) und ich muss sagen, dass es eigentlich ZU perfekt lief. Wenn ich abgelehnt würde, dann würde mich das schon wundern - aber abwarten. Für diese Stelle würde ich mein BWL Studium abbrechen und würde dann an der Hochschule der Polizei (3 Min von meinem Haus weg) dual studieren, Gehalt 1.500€ pro Monat während des Studiums. Der Arbeitsplatz wäre auch nur 10 Minuten von meinem Zuhause weg und daher attraktiv, außerdem wäre der Beamtenstatus sehr gut. Der Job ist dementsprechend sehr sicher und dadurch der Druck wohl geringer.
Wenn ich die Stelle bei der Polizei angeboten kriege, dann nehme ich sie auch. Wenn nicht, dann bewerbe ich mich dort für nächstes Jahr erneut und gehe mit dem BWL Studium aufs ganze.
Das klingt sinnvoll.
Dass die Stelle sicher ist, ist natürlich auch ein sehr wichtiger Punkt. Selbst das gute Gehalt der ersten Option bringt dir nichts, wenn du nach z.B. zwei Jahren gefeuert wirst. So eine Beamtenstelle hat durchaus ihren Reiz, auch wegen der Rente, die sehr viel höher ist, wenn man verbeamtet ist.
Auch der kurze Weg dorthin ist ein Vorteil.
Ich wünsche dir viel Erfolg bei dieser und bei künftigen Entscheidungen. Beide Optionen sind grundsätzlich gut, also kannst du zumindest keinen großen Fehler machen.
Mach erstmal mit deinem Studium weiter. Du bist gerade mal 18 und hast erst angefangen. Du wirst noch viele Möglichkeiten haben. Deine Prüfungen verliefen ja scheinbar nicht so gut
Danke für die Antwort :)
Das Studium steht natürlich an erster Stelle. Mit den ersten Klausuren konnte ich sogar Erfolge erzielen, bei den letzten paar war meine Motivation aber verschwunden - ich habe nicht einmal mehr dafür gelernt. Das Studium begann ich einfach nach dem Motto: "Ich weiß nicht was ich nach dem Abitur machen soll, Wirtschaft ist aber eigentlich ganz interessant."
Zu diesem Zeitpunkt hatte ich noch keine Ahnung, was ich beruflich mal tun möchte - daher war die Motivation natürlich nicht unbegrenzt.
Ich frage mich nur ob das Studium das richtige für Dich ist, wenn Du schon beim ersten Semester ein paar Prüfungen nicht bestehst. Das ist eigendlich die einfachste Zeit des Studiums. Wie stellst Du Dir das nun weiter vor?
Danke für die Antwort
Natürlich muss mich jemand anlernen, die Einarbeitung ist bei Lidl aber eigentlich gut geregelt. Im Studium lerne ich die ganze Theorie, in der Praxis sieht es natürlich anders aus. Wenn ich ein Praktikum dort machen kann, dann bekomme ich schon einmal einen guten Einblick und entweder wird mein Berufswunsch bestätigt oder zerstört :)