Was gehört eurer Überzeugung nach zum Erwachsen sein dazu?

5 Antworten

  • Eine gewisse Ernsthaftigkeit, wobei das nicht bedeuten muss, dass man seinen Humor komplett verliert. Es gibt viele Themen als Erwachsener, die halt sehr sehr wichtig sind (bspw. Corona, die eigenen Finanzen, die eigenen Aufgaben und Pflichten, Beziehungen usw.).
  • Du brauchst ein gutes Gespür für deine Vorlieben und zwar in jeder Hinsicht. Welcher Beruf Dir gefällt, welche Tätigkeit Dir Spaß macht, welches Essen Du magst, auf welche Personen Du stehst, welche Personen Du gerne als Freunde hättest usw. Wenn Du jemand von der Sorte "ich weiß überhaupt nicht, was ich will und was mir gefällt" bist, dann gehst Du in der Erwachsenenwelt unter, meiner Meinung nach. Es werden ständig irgendwelche Anforderungen an Dich herangetragen, und Du musst dich dazu positionieren - und dafür ist eben wichtig, dass Du Deine Vorlieben und Wünsche kennst. Natürlich muss einem nicht immer direkt alles klar sein, und man kann auch mal was ausprobieren. Aber wenn man seine Vorlieben komplett ignoriert (weil man sie überhaupt nicht kennt oder weil man glaubt, sie wären nicht gerechtfertigt), dann kann man leicht in Situationen geraten, in denen man sich für Andere (für den Job, für den Partner, für die Familie etc.) ins Zeug legt, und am Ende ist man ziemlich ausgebrannt und unzufrieden. Deswegen: Die Pubertät ist eine extrem wichtig Phase, weil man in dieser Zeit genau das testet, was man so mag. Rebellische Phasen sind auch sehr wertvoll.
  • Du brauchst eine gewisse Offenheit für andere Informationen, dafür was Andere zu sagen haben. Denn wenn Du meinst, bereits alles zu wissen oder dass deine Meinung die einzig Richtige ist, dann verrennt man sich leicht in irgendwelchen unsinnigen Ideen.
  • Gleichzeitig sollte man kritisch denken können. Nicht jeder erzählt sinnvolle Dinge. Es gibt auch oft Momente, in denen man dem, was man selbst so denkt und meint, den Vorrang geben muss gegenüber dem, was Andere sagen.
  • Du brauchst eine gewisse Konfliktfähigkeit. "Ja und Amen"-Sager gehen tendenziell unter. Aber Konflikte richtig austragen, sodass beide möglicherweise etwas daraus lernen, ist eine hohe Kunst.

Wenn Du diese Punkte im Wesentlichen erfüllst, dann hast Du für mich eine erwachsene Reife.

Erwachsen sein hat durchaus Vorteile.

Z.B. hat man mehr Freiheiten.

Niemand kann dir vorschreiben, wann du zuhause sein sollst, du kannst einkaufen, was du möchtest, du kannst deine Freunde selbst aussuchen (deine Eltern können dir nicht sagen, besagter Freund sei kein richtiger Umgang für dich und er solle nicht mehr zu Besuch kommen)

Du kannst deine eigene Wohnung haben... Aber damit gehen auch die Pflichten los.

Du musst dich selber unterhalten können (Miete zahlen, Strom und andere Rechnungen zahlen... Steuern zahlen 😖)

Möglichst einer geregelten Arbeit nachgehen.

Man hat keine sechs Wochen Sommerferien mehr. (das fehlt mir schon)

Du bist für dein Handeln selbst verantwortlich. Wenn man also Mist baut, haftet man selbst und nicht mehr die Eltern.


1011011101011 
Beitragsersteller
 04.06.2021, 22:11

Nun... Ein Teil der Antwort ist zwar auch eine Antwort. Aber nicht auf die gestellte Frage. Was die Vorteile und Nachteile sind - das ist mir durchaus bekannt.

Ich fragte ja nur was der hiesigen Meinung nach dazu gehört zum Erwachsen sein. Wann ist jemand "erwachsen"?

Aber der Rest deiner Antwort geht klingt dann tendenziell doch eher ähnlich wie das, was mir ein "alter Freund" von mir versuchte einzubläuen. Und ob das nun so richtig ist - daran möchte ich meine Zweifel haben.

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GraceKelly01  04.06.2021, 22:18
@1011011101011

Ich mag meine Wohnung... Und meinen job... Meistens jedenfalls... "Erwachsen sein" ist nicht zu definieren... Ich selber sehe mich in vielen Dingen als "nicht erwachsen" man tut halt, was ab einem gewissen Alter verlangt wird... Beispiel steuern zahlen ect...alles andere bleibt dir überlassen. Jeder entscheidet anders darüber, was für ihn "erwachsen" ist....

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1011011101011 
Beitragsersteller
 04.06.2021, 23:12
@GraceKelly01

Nun, dann dürfte sich von meiner Definition der Durchschnitt der breiten Masse wahrscheinlich sogar angegriffen fühlen. Ich gebe jedoch auch zu, dass ich - gerade ich - in manchen Hinsichten (vielleicht!) auch etwas extrem bin.

Das scheinbar gängige (beinahe-) Alleinstellungsmerkmal für die meisten Leute, besonders für die, die über 50 Jahre alt sind, ist offenkundig: Arbeit. Also, dass man Arbeit im Sinne von "sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung" hat. Kurz: Um als "erwachsen" zu gelten muss man sein eigenes Geld verdienen. Das scheint so die absolut gängige Sichtweise der Meisten zu sein.

Nun... Da habe ich gleich mehrere Probleme. Tatsächlich habe ich das so nicht. Ich kann es jedoch auch so nicht haben, weil ich de facto arbeitsunfähig krank bin. Ob dies wiederum andere Leute akzeptieren / anerkennen können - das ist wiederum eine andere Geschichte - aber Viele tun es einfach nicht (können es scheinbar nicht, urteilen sehr hart!).

Es ist aber nicht so und es war auch nie so, dass ich nicht arbeiten wollen würde oder dass ich denke, dass mir "die gebratenen Tauben in den Mund fliegen" beispielsweise, um nur einen von unzähligen Sprüchen zu rezitieren, die ich mir so anhören musste in der Vergangenheit. Ich bin absolut nicht stolz darauf in der Lage zu sein in der ich bin. Ich beziehe staatliche Transferleistungen. Leider auch schon seit geraumer Zeit. Manche können oder wollen das nicht verstehen (das "warum" nicht verstehen).

Und jetzt geht meine Gegenargumentation aber richtig los - und ich will mich dessen nicht rühmen -:

Aber feststellen muss ich Folgendes:

Seit ich 17 bin habe ich stets in eigenen Mietverhältnissen gewohnt. Mit allen damit verbundenen Rechten, aber natürlich auch Pflichten. Seit ich 17 bin habe ich bis zum heutigen Tage immer meine Mietzahlungen selbstständig pünktlich und vollständig gezahlt. Seit ich 17 bin lese ich eigene Bücher. Ich bilde mir eigene Meinungen und habe eigene Meinungen. Ich habe Haltung. Und ich gehe mit vielen Dingen verantwortungsbewusst um. Ich helfe wo ich kann. Und ich denke sowohl an meine Umwelt als auch an meine Mitmenschen. Ich übernehme Verantwortung für mein eigenes Handeln. Und was besonders mein jetziges Mietverhältnis betrifft übernehme ich über meine Pflichten als Mieter hinaus einige viel weitergehende Pflichten, die eigentlich Pflichten des Vermieters sind, freiwillig (!) auch noch! Das muss man nun nicht zwangsläufig dem "Erwachsen sein" zurechnen, aber ich möchte es an dieser Stelle bloß mal angemerkt haben.

Und genau so wie mit der Miete habe ich auch alle Rechnungen immer stets ernst genommen und am Ende immer bezahlt.

Ich trinke nie Alkohol. Und ich nehme auch sonst nie irgendwelche Drogen.

Dann darüber hinaus ist es so, dass ich spare. Leider durfte ich mir jahrelang anhören, dass ich "Geld zum Fenster" rauswerfen würde und dass ich sparen sollte. Die Krönung war dann vielleicht noch so ein Spruch wie "Leg' dir doch mal was zurück. Spar' mal was an!" Letzteren Spruch finde ich besonders in der heutigen Zeit (und im Hinblick auf die Entwicklung der letzten 13 Jahre besonders abstrus und lächerlich). Denn man muss auch berücksichtigen - und das vor allem - dass ich nie wirklich Geld hatte, also kein Einkommen hatte, von dem ich hätte was zurücklegen können. Sodass ich also zu Recht in der Position war, um zu antworten "Wovon denn?!".

Aber meine Mutter ist nie müde geworden mir ihre Milchmädchen-Rechnungen vorzutragen. Eine Frau, die Probleme grundsätzlich nie bei sich sieht, sondern nur bei Anderen und die täglich und schon jahrzehntelang abends vor der Glotze hängt und billige Chips vom Aldi frisst und sich dabei "Rosamunde Pilcher" anschaut. Der materielle Wohlstand, den meine Eltern haben, sei ihnen gegönnt. Jedoch - in Relation gesehen - haben die schon immer mehr Geld zum Fenster raus geschmissen als ich. Das ist die eigentliche Wirklichkeit, die ich auch beweisen könnte. Und wenn ich mit meinen Eltern vernünftig reden könnte über solche Themen, dann würde ich denen mal etwas vorrechnen. Aber das wären dann eben keine Milchmädchen-Rechnungen, sondern Fakten.

Aber... natürlich ist man über jeden Zweifel erhaben und glaubt alles besser zu wissen, nur weil man eben älter ist und - wenngleich das stimmen mag - ausbildungs- und berufstechnisch etwas erreicht hat im Leben.

(Absatz 2 folgt gleich)

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1011011101011 
Beitragsersteller
 04.06.2021, 23:34
@GraceKelly01

Um nur ein Beispiel zu nennen: Thema Strom. Ich habe bis heute noch keinen Menschen gefunden, der 1. so viel Strom spart wie ich. und 2. der so wenig für Strom bezahlt wie ich. Beides hat mir wirklich, wirklich nicht besonders viel Mühe gemacht. Ich muss mich da wirklich nicht großartig anstrengen. Ich weiß welche Geräte und Lampen was verbrauchen. Dementsprechend habe ich mitunter auch eingekauft. Ich lese jeden Monat den Stromzähler ab und gebe die Zwischenablesungen beim Netzbetreiber durch. Und ich habe einen günstigen Stromanbieter, bei dem ich monatlich 16,50 € per Überweisung einzahle. Und wie bisher immer werde ich am Ende der Abrechnungsperiode dennoch Geld zurück bekommen. Auch wenn es beim nächsten Mal nur ca. 8 bis 12 € sein werden. Aber ist ja egal. Geld zurück zu bekommen ist besser als Geld nachzuzahlen. In meinem Umfeld - auch ältere Leute - haben immer die große Klappe. Aber komischerweise kenne ich fast nur Leute, die in aller Regel in der Grundversorgung sind, sich nie um so etwas gekümmert haben und jedes Jahr auf's Neue die abenteuerlichsten Nachzahlungen haben, obwohl sie so schon monatlich so viel Geld für Strom bezahlen.

Und das ist einfach mal der Punkt. Das ist das, was mich wirklich aufregt, mittlerweile nur noch zum Kopfschütteln bringt.

So.

Und dann gehört für mich zum Erwachsen sein z.B. auch dazu, dass man sich informiert. Auch zum Thema Impfen. Ich denke nämlich nicht, dass alles sein muss. Aber meine Mutter hat dies nie getan. Die Konsequenzen bzw. eine Konsequenz davon darf ich dann dafür bis heute mit mir rumtragen - Danke dafür! (sehr erwachsen).

Oder auch was Politik angeht... Ich habe mich immer dafür interessiert und bin in aller Regel gut informiert darüber was los ist in Deutschland. Meine Mutter ist hingegen nahezu komplett apolitisch und desinformiert und desinteressiert. Ein Verhalten, welches ich nie verstanden habe. Tut mir leid.

Entschuldige bitte (entschuldigt bitte) meine Worte und langen Zeilen. Aber ich musste das irgendwie mal loswerden.

Ein "alter Freund" hat mich am Telefon gestern angebrüllt mit den Worten "Du bist nie erwachsen geworden".

Und.... Daher denke ich darüber nach und irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass solche Sprüche schizophren sind. Genauso schizophren wie viele Bewertungen (Aburteilungen) meiner Eltern z.B. schizophren sind (nach meiner Meinung jedenfalls!).

Denn der Eine war jahrelang Alkoholiker und glaubt scheinbar an den Kapitalismus, zitiert aber gleichzeitig aus der Bibel.

Und meine Eltern... Nunja, meine Mutter insbesondere geht nicht in Therapie. Würde sie auch nie. Wieso sollte sie auch.

Aber auch das - will ich meinen - gehört zum Erwachsen sein dazu. Aus Fehlern zu lernen bzw. und vor allem auch Krankheitseinsicht zu haben, wenn man nun mal krank ist. Okay. Das mag' - je nach dem - auch schwierig sein.

Ich gehe aber zur Therapie. Freiwillig.

Und jetzt, da ich so darüber nachdenke, erinnere ich mich im Übrigen an einen "runden Tisch" im Elternhaus. Das war eine Situation, da war ich wohl gerade 17 geworden und die Konflikte wurden so schlimm, dass ein Mord nicht mehr auszuschließen war. Die Situation war dann schließlich die, dass das Jugendamt im Haus war. Eine Vertreterin vom Gesundheitsamt war ebenfalls zugegen. Ich habe die Aktennotiz von damals. Wie ich heute resümieren kann wurden Vereinbarungen getroffen. Ich sollte "In Ruhe gelassen" werden und "meinen Schulabschluss" machen. Meine Mutter sollte "mich in Ruhe lassen und sich um sich selbst kümmern... Therapie" usw...

Tja... Ich habe meinen Part erfüllt.

Ihr könnt' euch bestimmt schon vorstellen was meine Mutter gemacht hat.

Sie hat gar nichts gemacht.

Ich hingegen hatte dann bloß das riesengroße Glück, dass wieder einmal ein Freund zur Stelle war, der mir eine frisch renovierte Wohnung zur Anmietung zur Verfügung stellen konnte. Also zog' ich mit 17 aus und in die Wohnung meines Freundes ein.

Nun fällt mir gerade viel mehr nicht dazu ein. Ich glaube das Wesentliche habe ich geschrieben.

Wer möchte kann ja seine Meinung dazu abgeben.

Ansonsten möchte ich mich an dieser Stelle für den Text entschuldigen.

Ich musste es irgendwie einfach mal "rauslassen" und ich möchte nicht den Eindruck vermittelt wissen, dass ich "alles besser weiß als alle anderen". Aber möglicherweise versteht mich ja sogar irgendjemand. Dann ist es auch ok.

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Verantwortung übernehmen. Eigene Meinung bilden. Stark sein, denn es wird nicht immer leicht sein...


1011011101011 
Beitragsersteller
 04.06.2021, 22:09

Ah, ok. Interessant. Diese Antwort weicht schon von der anderen Antwort ab.

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trennung des wesentlichen vom unwesentlichen.

Mindestens Selbstkontrolle und vernunftgesteuertes Handeln.