Was fallen euch für Schicksalsschläge ein?

10 Antworten

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Er findet heraus, dass er Adoptiert ist. Er hat einen Unfall. Er bekommt eine Krankheit. Seine beste Freundin wendet sich von ihm ab. Er wird verrückt (sieht z.b. Dinge, die nicht da sind.)

So, mehr fällt mir gerade nicht ein :'D Ich finde es übrigens toll, wie intensiv du dich mit deinen Charakteuren beschäftigt! Viel Glück mit deinem Buch und viel Spaß und Denkanstöße.

Glg Shelly


verreisterNutzer  01.08.2013, 11:18

Das Verrücktwerden hat mir einen sehr guten Anstoss gegeben, und auch das mit der Adoption ist eine interessante Idee, danke dafür und natürlich für das Glückwünschen ;)

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verreisterNutzer  02.08.2013, 22:54
@99Shelly99

Gerne - du hast mir mit dem Verrücktwerden und der Adoption sehr geholfen, auch wenns jetzt doch eher in eine andere Richtung geht :)

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in welcher zeit spielt deine geschichte? ich würde sie mit in den 2. weltkrieg schreiben. denn dann könntest du es so machen, dass zum beispiel die figur, ihre familie im krieg verliert oder er selber wenn er männlich ist, in den krieg ziehen muss und dort schwer krank wird oder ähnliches. oder du könntest die hauptperson weiblich machen und dass der freund oder der mensch den sie liebt in den krieg ziehen muss und an die front gestellt wird, und dabei stirbt. hoffe ich konnte dir helfen:)


verreisterNutzer  02.08.2013, 12:23

Meine Geschichte muss im "Heute" spielen, weil sonst auch die Figuren & die Rahmenbedingungen nicht mehr stimmen ... Aber trotzdem vielen Dank!

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 Neben dem "üblichen Krempel" den man als "Schicksalsschlag" empfindet (Unfall, Schlaganfall mit körperlicher oder geistiger Behinderung als Folge) können wohl auch zunächst als POSITIV empfundene Ereignisse als Schicksalsschläge bezeichnet werden: Es gibt immer wieder mal Berichte über Lottogewinner oder Prominente, die mit ihrem  großen Geld-Vermögen gewaltig abgestürzt sind. Insofern kann auch ein Gewinn als Schicksalsschlag gelten.

Tod von geliebten Menschen, Unschuldig im Gefångnis, Krankheit eines geliebten Menschens, Brand durch den viel Besitztum verloren geht evtl. sogar Menschenleben, Unfall, plötzliche Behinderung,

Hallo Wolke,

du hast gute Vorarbeit geleistet, indem du deine Figuren entworfen und angefangen hast, sie kennenzulernen. Um deine Figuren komplett kennenzulernen, empfehle ich dir, sie zu "interviewen". Das hört sich verrückt an, ist es aber nicht.

Interviews dienen dazu, einen Menschen besser kennenzulernen. Normalerweise sind es natürlich "echte" Personen, die interviewt werden. Aber genau so lassen sich erfundene ("fiktive") Personen interviewen - und tatsächlich tun dies nicht nur viele Romanautoren. Es wird sogar in einigen Sachbüchern zum Thema "kreatives Schreiben" ausdrücklich empfohlen. Auch ich selbst praktiziere die Interview-Methode, um meine Romanfiguren wirklich gründlich kennenzulernen. Ich denke mir möglichst viele Fragen aus, mit denen ich meine Hauptfiguren (Fachausdruck: "Protagonisten") und dessen Gegenspieler (Fachausdruck: "Antagonisten") regelrecht löchere. Je intensiver ich frage und Antworten erhalte, desto "lebendiger" werden meine erfundenen ("fiktiven") Protagonisten und Antagonisten. Und aus ihrer Lebendigkeit entwickelt sich dann der so genannte "zentrale Konflikt", der durch einen Schicksalsschlag des Protagonisten ausgelöst werden kann. Wichtig ist, dass sich der Konflikt, den der Protagonist erlebt, ständig steigert. Im Verlauf der Handlung verschärft sich der Konflikt immer mehr, bis er schließlich seinen absoluten Höhepunkt erreicht. Dem Höhepunkt des Konflikts folgt dann der "Wendepunkt" und ein kurzes Show-down, mit dem die Handlung endet.

So weit die Theorie - und nun zur Praxis: Durch welchen Schicksalsschlag könnte der Held ("Protagonist") deiner Geschichte in einen immer größer werdenden Konflikt gestürzt werden? Spontan fallen mir drei Beispiele ein:

  • Dein Protagonist ist 18 Jahre alt. An einem sonnigen Sommertag unternimmt er einen Motorradausflug. Dabei erleidet er einen schweren Verkehrsunfall. Von nun an ist er querschnittsgelähmt und auf den Rollstuhl angewiesen. Er verliert seinen Ausbildungsplatz. Seine Freundin verlässt ihn. Und je depressiver dein Protagonist wird, desto mehr Freunde wenden sich von ihm ab. Dein Protagonist beginnt, über Selbsttötung (Suizid) nachzudenken...

  • Dein Protagonist ist 13 Jahre alt. Seine Eltern streiten sich ständig. Als die Ehe geschieden wird, kämpfen sowohl die Mutter als auch der Vater um das Sorgerecht für deinen Protagonisten, der zum Zankapfel seiner eigenen Eltern wird. Doch er liebt beide und leidet immer mehr darunter, mal bei seinem Vater in Hamburg und mal bei seiner Mutter in München leben zu müssen. Dein Protagonist kommt auf die Idee, einfach auszureißen...

  • Dein Protagonist ist 15 Jahre alt, als er an Blutkrebs (Leukämie) erkrankt. In immer kürzeren Abständen kommt dein Protagonist immer wieder ins Krankenhaus. Dort lernt dein Protagonist eine 13-jährige Mitpatientin kennen, die ebenfalls an Leukämie erkrankt ist. Während sich beide ineinander verlieben, suchen die Ärzte fieberhaft nach geeigneten Stammzellenspendern. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt...

Zu guter Letzt noch ein grundsätzlicher Tipp:

Wie oben schon erwähnt, gibt es viele Sachbücher, die sich mit dem kreativen Schreiben befassen. Diese Bücher vermitteln "handwerkliches Basiswissen", das beim kreativen Schreiben unverzichtbar ist.

  • Ich persönlich habe den größten Gewinn aus dem sehr bekannten zweibändigen Werk von James N. Frey gezogen: "Wie man einen verdammt guten Roman" schreibt (ISBN Band 1: 3-89705-128-1. ISBN Band 2: 3-924491-32-1). Auf insgesamt rund 400 Seiten lernst du in den beiden Bänden unter anderem die wichtigsten Regeln für eine spannende Geschichte, das "ABC des Erzählens", die Wahl der "Prämisse" und der Erzählerperspektive, die Steigerung des Konflikts bis zum Höhepunkt, die hohe Kunst, gute Dialoge zu schreiben und "dreidimensionale Figuren" zu schaffen sowie die "sieben Todsünden" beim Schreiben.

  • Sehr gut ist auch das Standardwerk von Lajos Egri "Literarisches Schreiben: Starke Charaktere, originelle Ideen, überzeugende Handlung" (ISBN: 978-3-932909-68-9), das im Autorenhaus-Verlag in Berlin erschienen ist. Auf der Homepage des Verlages findest du viele weitere Bücher zum Thema "kreatives Schreiben".

http://www.autorenhaus-verlag.de/kreatives-schreiben.phtml

Ich hoffe, dass ich dir ein bisschen helfen konnte, und wünsche dir viele gute Ideen, vor allem aber: viel Spaß beim Schreiben!

LG, Ferus


verreisterNutzer  01.08.2013, 23:26

Vielen Dank für deine ausführliche Antwort! Da ich selbst schon viele Schreibratgeber gelesen habe, ist mir die Interviewtechnik auch nicht ganz unbekannt, bisher habe ich aber immer darauf verzichtet, weil ich das Gefühl habe, meine Figuren am besten kennenlernen zu können, indem ich sie in der Geschichte gleich aktiv handeln lasse, wenn ich mir erst mal die Grundgedanken zu der Figur und ihren Hintergründen gemacht habe. Aber auf jeden Fall werde ich das mit den Interviews auch in näherer Zukunft ausprobieren. Deine Ideen zu den Schicksalsschlägen sind zwar sehr gut, allerdings passen sie nicht ganz zu den Grundpfeilern der Geschichte, die ich bereits aufgestellt habe. Trotzdem danke für deine Mühe, die Antwort ist sehr inspirierend, sich noch einmal näher in seine Figuren zu vertiefen! :) LG, Wolke

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ferus111  02.08.2013, 19:20
@verreisterNutzer

Danke für die Rückmeldung :)

Die Figuren nur in Umrissen zu entwerfen und dann durch ihr aktives Handeln immer besser kennenzulernen, ist eine interessante Alternative zu meinem Vorschlag. Vielleicht werde ich sie selbst einmal ausprobieren. Das schließt nicht aus, dass die Interviewtechnik zusätzlich eingesetzt wird - beispielsweise dann, wenn der Held deiner Geschichte zu Beginn der Handlung etwas tut, was gar nicht zu seinem späteren Verhalten passt. Meist merkt man solche "Unstimmigkeiten der Figur" erst beim Überarbeiten des Rohtextes. Es gibt dann zwei Möglichkeiten: Entweder man beseitigt die "Unstimmigkeit", indem man den Rohtext umschreibt. Oder man setzt die Interviewtechnik ein und fragt seinen Helden: "Warum tust du erst dies, dann aber plötzlich das?" Möglicherweise antwortet dein Held total prompt und überzeugend. Dann reicht es, das Motiv des Helden für sein scheinbar "unstimmiges Verhalten" mit einem kurzen Satz in den Text einzuflechten - und schon ist die Charakteristik deines Helden wieder stimmig.

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verreisterNutzer  02.08.2013, 22:53
@ferus111

Da hst du sicher Recht! Ich denke auch, dass mit der Zeit jeder zu seiner persönlichen Art und Weise findet, die Figuren am besten kennenlernen und durchschauen zu können. Mit etwas Übung und Ausdauer funktionieren solche Techniken dann meistens - und wenn nicht, hat man ja wie du sagst, bei der Überarbeitung alle Zeit der Welt, Fehler über verschiedene Wege auszumerzen.

Übrigens war danke ich nochmal für deine lange, vertiefte Antwort! Der Grund, dass Shelly die hilfreichste Antwort bekommen hat, ist, dass ihre Vorschläge mir in dem Moment, als ich die Denkanstösse gebraucht habe, einen entscheidenden Impöuls gegeben haben, von dem aus ich meine Ideenlosigkeit überwinden und weiterdenken konnte. Trotzdem sind deine Ausführungen zur Figurenbearbeitung ebenfalls sehr gut :)

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ferus111  03.08.2013, 14:32
@verreisterNutzer

Hallo Wolke,

das höre ich natürlich gern ;-) Und was die "hilfreichste Antwort" betrifft: Mach dir darüber bitte keine Gedanken.

Ich finde es absolut nachvollziehbar und richtig, dass deine Wahl auf die Antwort gefallen ist, die dir den entscheidenden Impuls gegeben hat. Genau so hätte ich es an deiner Stelle ebenfalls gemacht. Hinzu kommt: Für mich ist wirklich nicht wichtig, möglichst oft mit der "hilfreichsten Antwort" ausgezeichnet zu werden oder Punkte mit dem Ziel zu sammeln, möglichst rasch einen hohen "Fraganten-Status" zu erreichen. Deshalb antworte eher selten auf Fragen - und jeweils nur dann, wenn mir die Frage so gut gefällt, dass es mir Spaß macht, darauf zu antworten. So verhält es sich auch in deinem Fall, wobei du mir und anderen Antwortgebern sogar positive Rückmeldungen gegeben hast. Das ist durchaus nicht selbstverständlich und freut mich deshalb besonders.

Last not least lassen deine Rückmeldungen erkennen, wie ambitioniert du bist. Auch das ist nicht selbstverständlich. Viele Menschen interessieren sich zwar für kreatives Schreiben, stellen sich aber den Weg von der ersten Idee bis zur Buchveröffentlichung (falls sie beabsichtig ist) viel zu leicht vor. Wer sein Erstlingswerk in einem seriösen Verlag zu fairen Bedingungen publizieren will, braucht meist einen langen Atem. Bei mir hat es fast sechs Jahre gedauert, bis ein serlöser Verlag mein erstes Buch publiziert hat. ("Seriös" bedeutet: Der Verlag bezahlt mir als Autor ein angemessenes Garantiehonorar plus Umsatzbeteiligung am Verkauf des Buches, verlangt aber nicht umgekehrt von mir Geld dafür, dass das Buch überhaupt veröffentlicht wird.) Mein zweites Buch wurde zwar wesentlich schneller - nämlich schon knapp ein Jahr später - veröffentlicht. Das war aber nur möglich, weil die Verkaufszahlen meines ersten Buches unerwartet hoch waren. Deshalb hatte der Verlag Interesse an einer Fortsetzung in Form eines zweiten Bandes, den ich dann unter hohem Zeitdruck schrieb. Wie bereits beim ersten Band habe ich auch den "Rohtext" der Fortsetzung mehrfach überarbeiten müssen, bis die Schlussfassung fertig war und in Druck ging. An manchen Tagen habe ich 17 Stunden am PC gesessen und mehrere "Schreibblockaden" nur deshalb überwunden, weil ich das Glück hatte, dass mir eine wirklich gute Verlagslektorin sehr engagiert zur Seite stand ;-)

Nun weiß ich zwar nicht, ob du überhaupt vorhast, dein Manuskript zu veröffentlichen. Meist ist es aber so, dass Menschen, die kreativ schreiben, auch gelesen werden möchten - und nichts bietet dazu bessere Gelegenheit als die Veröffentlichung des eigenen Werks. Deshalb gehe ich jetzt einfach mal davon aus, dass eine Veröffentlichung deines Manuskripts entweder dein Ziel oder zumindest ein "willkommener Nebeneffekt" ist. Ich wünsche dir, dass du dieses Ziel erreichst oder der "willkommene Nebeneffekt" tatsächlich eintritt. Und vor allem wünsche ich dir viele, viele gute & originelle Ideen und jede Menge Spaß beim Schreiben.

Ich drücke dir die Daumen und würde mich freuen, durch deine späteren Fragen und Antworten vielleicht zu erfahren, was aus deiner Idee wurde.

LG, Ferus

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verreisterNutzer  05.09.2013, 16:19
@ferus111

Entschuldige, dass ich erst jetzt antworte! Ich habe die Kommentare auf meine Kommentare meistens nicht so im Griff, weshalb es wie jetzt vorkommen kann, dass eine längere Wartezeit eintritt, was nicht bedeutet, dass mich die Diskussion nicht interessiert :)

Auch ich antworte vor allem auf Fragen, die interessante Wendungen enthalten, originell sind und deshalb auch zu längeren Ausführungen anregen - Auch wenn ich dafür nicht immer die hilfreichste Antwort bekomme, was völlig in Ordnung ist.

Zu meiner "Ambitioniertheit": Ich bin vierzehn Jahre alt und schreibe schon seit meiner frühen Kindheit. Seither hat das einen wichtigen Stellenwert in meinem Leben eingenommen: Ich verbringe täglich viel Zeit damit, über meine Figuren, Plots und Ideen nachzudenken, lese und schreibe viel - sowohl Belletristik als auch spezifische Fachliteratur über das Schreiben -, besuche Schreibwerkstätten und informiere mich über die Welt der Verlage. An meinem ersten grösseren Romanprojekt sitze ich nun seit über zwei Jahren und bin mittlerweile in einer intensiven Überarbeitungsphase angelangt.

Den Prozess bis zum ersten fertigen Buch, den du beschrieben hast, kann ich daher sehr gut nachvollziehen und hoffe natürlich, dass ich es vielleicht auch irgendwann bis dahin schaffe :) Aus Interesse: Wie heissen die Bücher, die du geschrieben hast und bei welchem Verlag sind sie erschienen? Ich gratuliere jedenfalls zu der Veröffentlichung und danke herzlich für deine guten Wünsche!

LG, Wolke

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