Was beeinflusst die Schärfentiefe mehr, Entfernung oder Brennweite?

4 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Vielleicht kannsr Du Dir selbst eine Formel basteln mit den Infornationen, die von einem Schärfentiefe-Rechner, z. B. http://digicam-experts.de/schaerfentiefe.php, und einem zu Brennweite und Bildausschnitt, z. B. http://www.bildergalerie-hamburg.de/foto-info/bildausschnitt-frei.php, zu erhalten sind. Ich hatte mir vor einiger Zeit damit verschiedene Werte für Porträtaufnahmen zusammengestellt, um von Gesicht bis Ganzkörper alles scharf und den Hintergrund verschwommen zu bekommen. Habe dazu Tabellen für unterschiedliche Tiefenschärfebereiche angelegt und dort die Brennweiten, die Blenden und die Entfernungen in für mich sinnvollen Bereichen variiert.

Falls Du so auf eine Formel oder Faustregel kommst, lasse es mich bitte wissen!


cameraman 
Beitragsersteller
 16.01.2024, 19:53

Die (komplizierte) Formel gibt es ja hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Sch%C3%A4rfentiefe#Sch%C3%A4rfentiefe_berechnen

Ich dachte halt, dass es irgendwie einfacher geht. Das Problem ist, dass Brennweite und Entfernung unterschiedliche Bezugsgrößen haben, um sagen zu können: "Ein Unterschied von X bei Y (Brennweite) beeinflusst die Schärfentiefe proportional mehr als bei Z (Entfernung)", weil Brennweite in Millimetern und Entfernung in Zentimetern gemessen wird. Ein Unterschied von 50 Millimetern bei der Brennweite macht logischerweise einen größeren Unterschied, als 50 Millimeter näher ans Objekt zu gehen.

0

Verdammt, jetzt hast Du mich zum Nachdenken gebracht.

Du hast nämlich nicht unrecht: Blende, Brennweite UND Entfernung haben einen Einfluss auf die Schärfentiefe. Aber ich habe noch keine Tabelle oder "Faustformel" gesehen, die alle drei Faktoren berücksichtigt

Es ist natürlich schwierig, so eine Tabelle in einer Anleitung zu drucken, vielleicht wird das deshalb auch unterlassen. Gleichzeitig gibt es ja auch Hinweise zur "best Practice". Platt ausgedrückt: Keiner macht ein Portrait mit einem 400-er Tele oder einem Superweitwinkel. Insofern habe ich imemr ganz gut ohne diese zusätzliche Beziehung gelebt. Aber: Du hast unzweifelhaft einen Punkt. Ob der nun die Photographie revolutioniert, lasse ich mal offen.

Die "Freistellung" ist sicherlich subjektiv, dem einen reicht eine geringe Unschärfe, der andere will den Hintergrund komplett unscharf und der dritte will um jeden Preis "Bubbles". Das wird man nciht berechnen können.

Aber Deine Anregung will ich im Hinterkopf behalten und sie in der Praxis bewerten.

die schärfentiefe wird von der brennweite und der blendenöffnung bestimmt.

portraits mit einem tele bei ca. 100 mm (ggf. etwas mehr) ergeben den besten kompromiß zwischen unverzeichneter abbildung durch eine zu kurze brennweite (selfies mit dem handy) und bei nicht allzu stark geschlossener blende eine gute tiefenschärfe, damit das ganze gesicht, bzw. der oberkörper perfekt scharf wird, ggf. mit hübschen unscharfem hintergrund (bokeh)


cameraman 
Beitragsersteller
 15.01.2024, 18:35

Nein, zur Brennweite und der Blendenöffnung kommt eben noch die Entfernung zum fokussierten Objekt. Kann jeder ausprobieren: Das superteure 50mm 1.2 verliert all sein schönes Freistellungspotenzial, wenn man 10 Meter vom Objekt entfernt ist, auf das man fokussiert. Aber das ist mir zu viel Bauchgefühl, deswegen die Frage nach einer Formel ...

0
fanclub75  15.01.2024, 18:38
@cameraman

nein ist falsch, ich habe nur nicht alle komponenten genannt, die das beeinflussen.

wer fotogrfiert, wird irgendwann die maßgeblichen komponenten beherrschen, ohne das auf einem zettel mit sich zu führen. oder man probiert mit einem zoom die passende brennweite, prüft mit der abblendtaste die schärfentiefe und gut ist.

0
ntechde  15.01.2024, 19:02
@fanclub75

Ganz so einfach ist es nicht, der Fragesteller hat da schon einen Punkt, ich kann nur noch nicht abschließend bewerten, wie sich dieser Punkt auswirkt. Es ist schon eindeutig, dass auch die Entfernung zum Motiv die Schärfentiefe beeinflusst. (Siehe auch meine Antwort)

0
cameraman 
Beitragsersteller
 15.01.2024, 21:28
@ntechde

Mir geht es da um ganz praktische Erwägungen: Ich laufe meistens mit zwei Kameras rum bei Terminen, an einer das 28-70 2.0 und an der anderen das 70-200 2.8. Wenn ich jetzt auf die Schnelle ein Umgebungsporträt schießen will mit größtmöglicher Freistellung, nehme ich 200mm 2.8 oder eher 70mm 2.0?

Beim selben Bildausschnitt muss ich dafür mit dem Tele sehr weit zurückgehen. Die Schärfentiefe beträgt bei 200mm und Blende 2.8 bei 5 Metern Entfernung zum fokussierten Objekt 10 Zentimeter, bei 70mm und Blende 2 sowie 2 Metern Entfernung zum fokussierten Objekt (Pi mal Daumen selber Bildausschnitt) 9 Zentimeter (siehe https://www.fotoclub-vogtland.de/tool_schaerfentiefe.html ).

Man sieht das hier recht schön: https://images.ctfassets.net/bht415zek091/12897-image-3/50709e1ee3b0e5dd3088691cabe3978a/12897-image-3.jpeg?fit=fill&w=1200&fm=webp

Das ist halbwegs derselbe Bildausschnitt und dieselbe Blende. Die Schärfentiefe sieht relativ gleich aus. Eine größere Entfernung ist bei größerer Brennweite nötig, um denselben Bildausschnitt zu bekommen - weil eine größere Brennweite aber die Freistellung verbessert, muss die größere Entfernung die Freistellung verschlechtern, weil die Unschärfe auf beiden Bildern gleich aussieht.

Wer also nicht immer fünf Meter zurücktreten kann, ist mit einer größeren Offenblende im Normalbrennweitenbereich besser bedient - gerade weil die Entfernung so eine große Rolle spielt.

0

Die Schärfentiefe ist grundsätzlich unabhängig von Brennweite und Objektweite, sie hängt nur vom Abbildungsmaßstab und der relativen Blendenöffnung ab. Solange diese gleich bleiben, spielen die Entfernung und die Brennweite keine Rolle.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung