Was bedeutet Selbstentfremdung?

6 Antworten

Das du nicht mehr glaubst wer du selbst bist Dein Körper ist noch real da, du siehst ihn nicht mehr real sondern er ist für dich Selbtentfremdubg,

Dies ist nicht nur mit Körper zu vergleichen ,Sonderrn auch mit deinem eigenen  ich. Die Selbstentfremdung ist auch zwischen Partner zu merken. Der eine sieht alles real und für den anderen  ist es schon Selbstentfremdung.

mit freundl. Gruß

Bley 1914

Hi,- wenn du eine Vorstellung von dem hast was du sein möchtest oder gemäß deiner Selbsteinschätzung sein solltest nennt man das >Selbstkonzept<. Das ist eine Angelegenheit der kognitiven Ebene im Menschen. - Wenn du dann feststellst, dass dein affektiv-emotionales Handeln ein Verhalten realisiert welches mit diesem Konzept nicht übereinstimmt - du also den Eindruck hast, dich gegen deinen eigenen Willen und gegen deine eigene Vorstellung von dir selbst zu verhalten, - dann fühlst du dich dir selbst gegenüber fremd. Die Ursache hierfür hat logischerweise zwei Antwortoptionen: Du stehst unter emotionalem Stress durch Anpassungsdruck oder andere grundsätzliche Selbsterhaltungsimpulse die ein Verhalten fordern, dass deinem Verständnis von "Richtig" nicht entspricht (Soldaten in akuten Kriegshandlungen kennen das) oder dein Selbstkonzept war von vorneherein nicht kongruent mit deiner emotional verankerten Verhaltenssystematik und du entdeckst plötzlich den "Januskopf" (die Doppelgesichtigkeit) in dir - in der Regel dann wenn man sein Verhalten durch Ad Hoc - Situationen und der entsprechenden Impulssteuerung nicht mehr durch ausreichenden zeitlichen Abstand zwischen Reiz / Information und Reaktion "rational" filtern kann oder wegen fehlender (sozialer) Kontrolle filtern muß (Enthemmung).

Gruß


Ottavio  09.01.2017, 15:16

Ich nenne das zwar nicht >Selbstkonzept<, sondern >Ich-Ideal<, aber ich denke doch, dass wir dasselbe meinen. Ich meine, dass es zu einer gesunden Pesönlichkeitsentwicklung dazugehört, ein >Ich-Ideal< zu entwickeln. Aber ein Ideal ist eben ein Ideal, und schon von der Bedeutung des Wortes ist klar, dass es nicht vollständig erreichbar ist. Es ist also der Normalfall (und nicht der angenommene Sonderfall einer Entfremdung), dass es eine Kluft zwischen dem real existierenden Selbst und dem Ich-Ideal gibt.

Frühere Generationen nannten dieses Phänomen die >Erbsünde<. Sie glaubten an einen gnädigen Gott, dessen wichtigste Funktion es war, ihnen diese >Erbsünde< und auch alle anderen Sünden zu vergeben. Wenn sie das heute nicht mehr tun, so müssen sie es lernen, sich selbst diese Kluft zu vergeben. Wenn sie das gelernt haben, können sie auch auch anderen vergeben, dass es diese Kluft gibt. Aber ich glaube, der >Entfremdungs<-begriff meint noch etwas anderes.

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Grautvornix16  09.01.2017, 20:33
@Ottavio

Hallo,- den "biblischen Bogen" halte ich für etwas gewagt und auch unscharf. Als Metapher für für den antiken Schuldbegriff, nachdem wir nicht Nicht-Schuldig sein können weil statt des modernen Begriffes der Schuldfähigkeit eine schicksalhafte Verstrickung zu Schuld führen konnte,- also auch aus "unverschuldetem" Nicht-Wissen heraus kann deine Anlehnung an als die "Agenda" einiger bestimmter Religionen vielleicht so stehen bleiben. Ich selbst halte die Einführung des Begriffs "Erbsünde" für einen genialen Schachzug derjenigen, die sich selbst als Religionsvertreter und damit als Sachverwalter des Weges zur Erlösung eine universelle Existenzberechtigung verschafft haben und somit ihre gesellschaftliche Stellung als "notwendiges Amt" und "natürliche Rolle" begründen und absichern konnten. --

Selbstkonzepte tendieren selbstverständlich immer auch zu einer Selbstidealisierung ebenso wie es für eine "veröffentlichte Moral / Ethik" gilt. Das schafft noch keine strukturell generalisierte Differenz zwischen Selbstwahrnehmung und (Sozial-) Verhalten im Sinne einer "Erbsünde".

Selbstverständlich spielen hier sowohl individuelle Wahrnehmungsschwellen (Prägnanzen) in der Bewertung und dem eigenen Erleben dieser "Alltagsdiskrepanzen" ebenso eine Rolle wie auch der Grad des Auseinanderklaffens von Ideal und konkreter Handlungs- bzw. (Selbst-) Erlebenssituation. Am Ende bleibt immer ein mehr oder weniger großer Spannungsbogen zwischen Ideal und Wirklichkeit wie auch die jeweils individuelle Ausprägung in der Wahrnehmung und Bewertung dieser Spannung. Somit ist auch die Wahrnehmung von "Selbstentfremdung" selbstverständlich (psychologisch) nicht standardisierbar aber vom Prinzip her gleich.

Gruß

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Ich denke, das bedeutet, dass sich die eigene Persönlichkeit stark verändert. Gewohnheiten und Emotionen, sowie die Handlung eines selbst entsprechen nicht mehr den Alten. Man wird sich selbst fremd, wie der Begriff schon sagt. Man wird seelisch zu einer anderen Person.


Ottavio  09.01.2017, 15:02

Aber dass sich eine Persönlichkeit entwickelt und damit auch verändert, ist doch völlig normal. In der Jugend tut sie es stärker als im Alter, aber im Alter merkt man es stärker, weil man mehr Jahrzehnte hat, auf die man zurückschauen kann. Ich will nicht sagen, dass der, der ich vor fünfzig Jahren war, mir ganz fremd geworden ist, aber natürlich bin ich seelisch heute eine ganz andere Person.

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Wenn man seit kurzem anders agiert als bis vor kurzem noch. Beispiel: Vorher war derjenige immer fröhlich - jetzt zieht er sich zurück und will mit niemandem sprechen.


Sich selbst zu verlieren!