Was bedeutet "amigofrei"

5 Antworten

"Amigo" ist das spanische Wort für "Freund". Im übertragenen Sinne bedeutet es in der Politik, dass sich ein Politiker "Freunde" in der Wirtschaft macht ... vulgo: Er klüngelt, er ist korrupt.

Vor ziemlich genau 20 Jahren kostete so eine Affäre mal den bayerischen Ministerpräsidenten den Sessel. Und das will in unserem Land wirklich etwas heißen.

Damals ging es um die Aufdeckung von ... nun, sagen wir, sehr persönlichen Verbindungen des Ministerpräsidenten, die dieser weitere 20 Jahre vorher geknüpft und seitdem ungeniert bedient hatte.

Dabei ging es nicht einmal um große Geschenke für Herrn Streibl (CSU), sondern er bekam lächerliche zwei Urlaube(!) geschenkt und bezahlte dafür im Gegenzug großzügig mit Steuerzahler-Geld Fördermittel und Aufträge für seine Freunde. Aber da es ja nicht sein Geld war, dürfte es sich trotzdem für ihn gerechnet haben.


Seit diesem Skandal nennt man derartige Verbindungen von Politik und Wirtschaft - und davon gibt es in Deutschland zahllose(!) - typischerweise "Amigos", also "Freunde".

Und obwohl die CSU in der Bananenrepublik Bayern absoluter Vor- und Spitzenreiter in Bezug auf Nepotismus (= Vetternwirtschaft) und Klüngel ist, gilt dieses Phänomen parteiübergreifend.

So konnte man sich beispielsweise im Jahr 2010 schon ganz offiziell - und nicht etwa hinter verschlossenen Türen und vorgehaltenen Händen - in NRW einen Ministerpräsidenten "mieten": Wer 10.000+ Euro in die CDU-Wahlkampf-Kasse warf, durfte sich der persönlichen und ungeteilten Aufmerksamkeit des damaligen Ministerpräsidenten Rüttgers (CDU) sicher sein. Ab 20.000+ Euro versicherte man den Sponsor der Einzelgespräche (also ohne Zeugen) mit dem Ministerpräsidenten. (Es dürfte klar sein, was Unternehmen, die 20.000+ Euro "spenden" und dann ein persönliches Gespräch unter vier Augen in Anspruch nehmen, wohl als Diskussionsthema wählen, oder?!)

Dieses Angebot wurde darüber hinaus völlig dreist und skrupellos als offizieller "Sponsoren-Brief" der CDU im gesamten Bundesland verteilt und jeder, der so viel Geld übrig hatte, konnte den Ministerpräsidenten mieten ... oder kaufen, wenn du es beim Namen nennen willst.

... kurz gesagt: Wer nicht die richtigen Freunde hat, der kauft sich einen (politischen) Amigo.


Und auch der nahtlose Wechsel diverser SPD-Spitzenkräfte in die Wirtschaft lässt sich NUR - und EINZIG - mit "amigo-freundlichen" Vorverhandlungen erklären. Dabei brauchen wir nicht nur über Herrn Schröder (Ex-Bundeskanzler) reden, der nach der Durchsetzung des für den russischen Gas-Konzern GAZPROM äußerst vorteilhaften Projekts nahtlos in den Vorstands-Sessel von ... ja, genau: GAZPROM rutschte; ...

... wir können auch über den glücklosen Lokalredakteur, späteren Ministerpräsidenten (in NRW ;)) und Bundesminister Clement (SPD) reden, der ebenfalls völlig geräuschlos vom Ministerposten auf den Aufsichtsrats-Sessel von RWE rutschte. Natürlich ist es purer Zufall, dass der Mann vorher Wirtschaftsminister war. RWE wusste das nicht und erfuhr es erst aus der Presse. Aber da war der Arbeitsvertrag leider schon unterschrieben. ;)

Wir können auch über den aktuellen Kanzlerkandidaten und lebenslangen Berufspolitikers Steinbrück (SPD) reden, der sich selbst nach eigenen Angaben für einen Sozialisten hält, der zugleich aber postuliert, dass er nie in ein "Holzklasse-Auto" (er meinte den VW Golf) einsteigen oder ein Glas Wein, das weniger als 10 Euro wert sei, trinken würde. Dieser Mann hat in Anbiederung an die politische Opposition, vor allem aber an die Banken und Konzerne, die aktuelle Krise als damaliger Finanzminister mitkonstruiert und ist durch sein bemerkenswertes Verhalten bei der Frage nach der Verstaatlichung von Banken, das den Steuerzahler Milliarden kostet(e), bekannt und für seine späteren Honorare - auch von ebendiesen durch Steuergelder geschützten Banken und deren Klüngel - berüchtigt geworden.


Kurz gesagt: Diese und zahllose weitere Affären meint die Linke, wenn sie damit wirbt "garantiert amigofrei" zu sein.

Denn auch, wenn die offizielle Spendenbereitschaft der Konzerne zu dieser Wahl generell sinkt, so ist doch festzustellen, dass CDU, SPD, CSU und FDP, aber auch die GRÜNEN wieder mit Hunderttausenden Euronen aus der Wirtschaft bedacht werden; und dass sie dieses Geld nutzen sollen, um an die Macht zu kommen.

Und weil die Wirtschaft es sich in einer kapitalistischen Marktwirtschaft nicht leisten kann, einfach so etwas zu verschenken, kannst du dir nun an zwei Fingern abzählen, was sie wohl erwartet, wenn die so "bespendete" Partei an die Macht kommt... ;)

Das spielt wohl auf die Amigo-Affäre an. Die Linke will damit wohl sagen, dass sie nicht bestechlich sei und sie keine Vetternwirtschaft und dergleichen betreibe – Dinge, durch die die CSU in der Vergangenheit gern aufggefallen ist. In wie fern man das glauben mag, muss jeder selbst wissen…

Das heißt, dass die Linke zu ihrer Politik steht und eben keine Amigos (=Freunde) hat. Mit Freunden meinen sie Lobbyisten aus der Wirtschaft. Und genau von solchen Menschen wollen sie sich nicht beeinflussen lassen, darum fordern sie auch das Antikorruptionsgesetz.

Sie meinen damit, das sie keine Verwandten einstellen. Das hat nämlich die CSU gemacht.


Sabazius25  25.08.2013, 01:09

Das hat nicht nur die CSU gemacht, sondern Mitglieder anderer Parteien aus dem bayerischen Landtag genauso!

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Andyhofer  25.08.2013, 01:10
@Sabazius25

ich weiß, aber ich mag die CSU nicht deswegen hab ich die anderen weggelassen

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