Warum wird das Lateinische als "tote" Sprache bezeichnet?

8 Antworten

Normalerweise spricht man von einer toten Sprache, wenn es niemanden mehr gibt, der diese Sprache als Muttersprache spricht. Also z.B. die Bildungssprachen Latein, Altgriechisch oder Hocharabisch. Oder Altnordisch oder Altägyptisch. Es gibt ja Leute, die die fließend sprechen können, aber halt nicht als Muttersprache.

Bzgl. Latein habe ich mal ein interessantes Interview mit einem Lateinprofessor gesehen, der als einer der besten lebenden Sprecher des Lateinischen galt. Und der hatte gesagt, dass eine Sprache dann tot ist, wenn sie sich nicht mehr entwickelt (Sprachen, die normal gesprochen werden entwickeln sich, vgl. dazu das Deutsche, wo der Genetiv mehr und mehr durch Präpositionen ersetzt wird). Und weiter hat er gesagt, dass demnach Latein bereits um das Jahr 0 tot war, weil man der Meinung war, dass das Latein von z.B. Cicero so perfekt war, das jede weitere Entwicklung dumm, ungebildet und falsch ist.

Das Italienische stammt zwar vom Lateinischen ab, ist aber eine eigentständige Sprache (auch, wenn Leute wie ich Italienisch "Vulgärlatein" nennen). Italiener sprechen ja Italienisch und nicht Latein. Wir sprechen ja auch (Neu)Hochdeutsch und kein Gotisch oder so.

Weil nirgends mehr Latein als Muttersprache gesprochen wird. Die Italiener sprechen Italienisch.

"Tot" gehört zu dem falschen Bild, dass eine Sprache ein Eigenleben hätte, ohne Menschen gibt es aber keine Sprache. Sprache ist ein von Menschen geschaffenes Kulturgut, mehr oder weniger gezielt beeinflusst.

Statt "tot" sagt man deshalb besser "existierende" Sprache.

Zu einer existierenden Sprache gehört, dass sie im Prinzip in allen Lebenslagen und Kommunikationssituationen gesprochen wird (einschließlich des Erstspracherwerbs = Muttersprachler) und sich dabei mehr oder minder gezielt weiterentwickelt.

Was wir als "Latein" aus der Schule kennne, ist die Schriftsprache einiger römischer Schriftsteller aus dem 1. Jahrhundert, also nie gesprochene Sprache gewesen. Im Laufe der Zeit wurden viele neulateinische Begriffe geschaffen, damit in der Neuzeit die internationale wissenschaftlicje Kommunikation möglich war. Es gibt heutzutage einige Hobbysprecher, aber deren Zahl ist zu klein, um die üblichen Sprachwandelprozesse auszulösen.

Weil es niemand mehr spricht - ein paar wenige Leute mal ausgenommen, die es als Fremdsprache gelernt und Freude daran haben.

Du hast Recht - die Italiener sind nicht tot! :-)
Aber sie sprechen halt italienisch.

Und dass sich nach 2000 Jahren ein bisschen was ändert, ist ja wohl normal.

ein bisschen ist schon stark untertrieben.

Das Italienische hat sich über Jahrhunderte!! entwickelt und vom Lateinischen entfernt...
Wenn's dich interessiert, dann kannst du ja mal hier anfangen zu lesen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Italienische_Sprache#Geschichte_der_italienischen_Sprache

Die Italiener sprechen aber kein Latein sondern Italienisch. 

Mit toter Sprache ist gemeint, das sie heute in keinem Teil der Welt mehr (ausser im Vatikan vllt.) als Amtsprache gesprochen wird und selbst im Vatikan wird eher italienisch gesprochen.