Warum werden Tiere gerne gestreichelt?

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Hallo, BaluDerTanzbaer. Das Wohlgefühl wird einfach durch die sanfte Berührung ausgelöst und sogar Haie oder Seeschlangen lassen sich gern anfassen, wenn sie den Taucher lange genug kennen ( gelernt ), obwohl innige Berührungen unter ihresgleichen nur zum Zweck der Vermehrung vorkommen. Was allerdings hier gar nicht angestrebt wird sondern halt nur die Berührung als solche. Dazu habe ich vor Jahren mal ein Video gesehen: ein Taucher kniete am Meeresboden und die Haie schwammen als ganzer Schwarm neugierig umher, schauten, was das ist. Und dann strich der Mann einzelnen so vorbei kommenden an der Haut lang, worauf die Haie wirklich immer wieder kamen, um noch mal so angelangt zu werden. Manche verharrten gar dicht bei ihm und andere legten wirklich den Kopf auf sein angewinkeltes Knie, um wie Hunde da zu bleiben und das Kraulen zu genießen. Wie kommst du drauf, dass Meeris nicht gern gestreichelt werden? Bei Vertrauen lassen sie sich auch gerne berühren. Als ich grade deinen Kommi unten las, stellten sich mir gleich die Nackenhaare, denn: Tiere haben WIE wir einen ausgeprägten Hormonhaushalt und natürlich auch überaus reichhaltige Gefühle. Nicht nur Warmblüter sondern sogar Echsen mögen es von vertrauten Menschen angefaßt zu werden. Hast wohl noch nie das furchtsame Schreien von Schweinen im Schlachthof gehört oder gesehen wie gern sich so eine " dumme" Kuh striegeln läßt, wenn sie eben vom Jungrindfell ins Erwachsenenkleid fährt, was natürlich mit jeder Menge juckender, weil loser Haare verbunden ist. Mißhandelte Tiere müssen in der Tat erst lernen, dass nicht nur streicheln schön ist sondern, dass es auch liebe Menschen gibt während welche mit normalem Menschenumgang es einfach mit bekommen. Grins- ich habe Jahre gebraucht ehe sich meine Miez Hakku mal nur wenigstens für 2 Minuten auf den Arm nehmen läßt, weil sie zuvor von den Kindern der Vorbesitzerin so drangsaliert wurde. Wenn meiner Mutter ihr Susihund mal krank ist, streicheln wir sie auch oft und merken gleich, wie gut es ihr tut, dass es dem Wauz bei Gesunden hilft. Ist wie beim Menschen: lege den Kranken in eine Ecke, gib nur Essen und trinken und lasse ihn ansonsten unbeachtet: er wird 3 Wochen krank sein. Setzt man sich aber liebevoll zu ihm, kümmert sich um ihn: nur eine Woche krank. Hast wohl ein bissl zuviel Descartes gelesen, der ja meinte, dass Tiere nur seelenlose Mechaniken sind, lG.


BaluDerTanzbaer 
Beitragsersteller
 16.01.2012, 02:36

Ja, Descartes habe ich im Studium sogar gelesen, allerdings nicht mit dem hier verbunden :D

Ich bin mir durchaus bewusst, dass Tiere Emotionen haben können, ob Trauer, Eifersucht oder Freude. Was ich allerdings nicht weiß bzw. wo ich mir nicht sicher bin: Inwieweit sind Tiere dann zu einer Reflexion fähig. Irgendetwas muss ja beispielsweise bei einem Hund sein, der sich langsam an sein Herrchen gewöhnt und sich vorzugsweise in seiner Nähe aufhält. Jetzt könnte man anfangen, von Psyche zu sprechen oder eine Begründung aus der Herdenbildung nehmen, also eher den Instinkt betonen. Genauso dann beim Streicheln: Wieviel ist davon wirklich "psychologisch" gesehen ein Geborgenheitsgefühl, oder ist es einfach ein körperliches Wohlgefühl, vielleicht eine Mischung? Wäre mal interessant, sich da wirklich wissenschaftliche Arbeiten über die Emotionsentwicklung von Tieren anzusehen. Dein Beispiel mit den Haien fand ich sehr aufschlussreich. :-)

fishfan90  16.01.2012, 03:15
@BaluDerTanzbaer

Also ich denke, es ist eine Mischung aus beidem. Außerdem ist es z.B. so, dass wenn ein Hund Angst hat, wenn man ihn streichelt(oder zumindest körperlich nah ist) dann hilft das, den Blutdruck und den Puls zu senken sowie den Hormonspiegel(Adrenalin). Und somit hilft es, dass sich der Hund beruhigt, denn er fühlt sich sicher.

ilknau  17.01.2012, 20:33
@fishfan90

Hallo, BaluDerTanzbaer. Erst mal herzlichen Dank für den Stern. Zur angesprochenen Reflexion: Dame Hakku lernte, dass sie im Gegensatz zu den Kindern vor mir keine Angst haben muß und ich gestehe ihr uneingeschränkt eine Psyche sprich Gefühlsleben zu - das nicht nur von Hormonen gesteuert wird sondern auch Überlegungen / Planungen beinhaltet. Beispiel: ich sitze am Tisch und trinke Cappucino. Da kommt sie und sagt an: ich will raus, um dann aber nicht zur Tür zu gehen, wenn ich weiter sitzen bleibe sondern das erst zu tun, stehe ich auf, lG.

Hallo,

jedes Tier hat Gefühle, ob es im Meer lebt oder sonst wo. Streicheln bringt einfach ein Gefühl des Wohlbefinden, wie beim Menschen auch. Natürlich lässt sich nicht jedes Tier gerne von uns streicheln. Es gibt Tiere, die wollen eben nur von ihrem Besitzer gestreichelt werden und von keiner fremden Person. Aber hast Du schon mal den Blick und das Wohlbehagen, jetzt nur als Beispiel von Hund, Pferd und Katze gesehen, wie die einen anschmachten und geniesen. Auch Meerschweinchen lieben Kontakt, aber sie sind keine Streicheltiere für uns, sie mögen lieber den Kontakt zu Ihresgleichen und sitzen eng zusammen, spenden sich gegenseitig Wärmem glucksen. Kaninchen kuscheln genauso miteinander und schlecken sich gegenseitig ab und geniesen dies. Sie lassen sich auch von uns streicheln, aber der Kontakt zum Menschen ist ihnen nicht wichtig. Oder Vögel, wenn Du unsere Vögel sehen würdest, wie die sich lieb haben, zusammen baden usw. Über Meerestiere kann ich nicht soviel sagen, aber daß die es geniesen, wenn ein Mensch sie streichelt glaub ich nicht, daß ist eher Neugierde. Auch müssen Tiere, die vorher schlecht behandelt wurden erst lernen daß Berührung auch total schön sein kann, weil sie dies ja nicht kennen. Der Hund sieht seine Menschen meiner Meinung nach schon als sein Rudel an und er weiß auch wer der Rudelchef ist, wenn man es ihm lernt. Wenn das nicht klar ist, versucht er die Oberhand zu gewinnen, was ganz natürlich ist, weil einer muss das Rudel führen. Er möchte sich auf jemanden verlassen können. Ob das mit dem "Schnaxln" bei Tieren nur an den Hormonen liegt, glaub ich jetzt nicht. Denke ist so halb/halb, Hormone und Trieb.

Grüssle

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Tierschutzarbeit, selber Tiere aus schlechter Haltung!

Das Streicheln erinnert das Tier (vor allem Katzen und Hunde) an die Zeit, in der sie noch ganz kleine Babys waren. Damals hat ihre Mutter sie abgeleckt. Diese Zeit bleibt den Vierbeinern in sehr guter Erinnerung, denn die fühlt sich eine Katze wieder so sicher wie am Bauch ihrer Mutter, und sie erinnern sich ein Leben lang gerne daran. Streichel ist für die Katze so, als würde die Mutter sie wieder ablecken. Da schnurrt sie! Ähnlich ist das bei Hunden. Wir haben einen Hund und eine Katze - die verstehen sich gut, weil sie zusammen aufgewachsen sind, und vor allem abends liegen sie manchmal nebeneinander und lecken sich. Denn obwohl sie ansonsten eine ganz andere Sprache sprechen, kennen sie eine Geste, die sie gemeinsam haben: Wer sich liebt, der leckt - bzw. streichelt - sich!

Bei Katzen ist es zumindest so, dass sich das Streicheln wie das Ablecken der Mutter anfühlt. Da der Mensch ja auch ein Mutterersatz fuer die Katze ist lässt sie sich -wenn sie gut sozialisiert ist- auch gerne streicheln. Wenn sie schlechte Erfahrungen mit den Menschen gemacht hat dann natuerlich nicht- deshalb ist auch oft besser man bekommt Katzen vom Zuechter wo sie u.U. mit Hund und Kleinkind von Anfang an zusammenleben.

Wenn eine Katze erst mal mitbekommen hat, dass die Menschenhand auch gefährlich werden kann ist es schwer sie wieder anzufassen. Ansonsten denke ich tatsaechlich dass Streicheln, genauso wie das Lausen bei Affen einen sozialen Effekt hat, der dazu führt, dass sich das Tier in der Gruppe geborgen fühlt. Jeder hat ja gern, wenn man zu einem sagt, dass man ihn/sie liebt ;-)

Man kann es z.B. mit dem putzen bei Katzen vergleichen. Damit zeigen sie sich, dass sie sich gern haben und es stärkt ihre Bindungen untereinander. Das gefällt ihnen eben, wenn sie merken, dass sie geliebt werden...