Warum werden Introvertierte negativ angesehen?
Ich bin introvertiert und muss mir immer anhören, dass ich unnormal bin. Mein Umfeld verlangt von mir, dass ich mehr reden, mehr aus mir heraus gehen und mehr auf andere zugehen soll. Es gibt noch viele andere Beispiele, die mich sehr stören und sehr zu schaffen machen. Ich lese oft Bücher, mache Kunst und bin gerne alleine. Habe nicht viele Freunde, wobei ich mich nicht wirklich einsam fühle. Aber ich weiß nicht, wie ich mit meinen Mitmenschen umgehen soll oder was ich sagen soll, damit diese mich so akzeptieren wie ich bin. Am meisten stört es mich, dass meine Familie mich als unnormal ansieht. Meine Mutter vergleicht mich auch sehr oft mit meiner 1 Jahr jüngeren Schwester, die eher extrovertiert ist und den Anschein macht, sehr erfolgreich im Berufsleben zu sein, weil sie eben viel redet und kontaktfreudig ist. Am Esstisch werde ich oft von meiner Mutter und meiner Schwester belächelt, lustig gemacht und kritisiert. Ich hasse das und das macht mich echt traurig und wütend. Nebenbei wissen beide auch, dass ich früher in der Schule gemobbt wurde und mobben mich jetzt auch noch in der Familie. Von meinen Kollegen bekomme ich auch oft zu hören, dass ich auf den Tisch hauen soll. Wie soll das gehen bzw. wie kann ich als introvertierte so bleiben und trotzdem gut ankommen? Ich fühle mich einfach nicht wohl und akzeptiert in der Gesellschaft. Aber wenn ich alleine bin ist alles gut. Danke für die Tipps.
7 Antworten
Ist dem so ? Ich finde Introvertierte oft interessanter als Extrovertierte, da ist nicht soviel offensichtlich, es braucht mehr Geduld und Fingerspitzen-Gefühl, um Neigungen und Stimmungen zu erfahren.
Wir Introvertierte sind anderen Leuten oft unheimlich, weil wir so anders sind. Ich habe die gleichen Erfahrungen gemacht wie du. Ich wurde wegen meiner zurückhaltenden Art in Schule und Beruf immer schnell als Opfer ausgemacht und entsprechend gemobbt. Im fortgeschrittenen Alter konnte ich meine offiziell diagnostizierte soziale Phobie überwinden und funktioniere seit einiger Zeit "normal". Inzwischen gehe ich gern unter Leute und fühle mich auch in Gesellschaft recht wohl. Besiegen konnte ich diese Introvertiertheit durch Psychotherapie.
Das kann ich so gut nachempfinden! Bei mir war es genauso und ist es zum Teil immer noch. Warum das so ist verstehe ich auch nicht, aber es kotzt mich an. Man sollte es doch eher gut finden wenn jmd nicht ständig saufen und Party machen will, sondern sich mit Kunst und Büchern beschäftigt.
Bei mir wurde es etwas besser als ich selbstbewusst wurde. Zwar bin ich noch immer sehr introvertiert, aber ich kann meine Meinung laut und deutlich sagen. Gut, das gefällt auch vielen nicht, weil ich zu pragmatisch bin, aber den Leuten kann man es eh nicht recht machen.
Momentan nervt mich am meisten das alle denken wenn man introvertiert ist, wäre man auch unfähig mit Kunden zu reden und sei automatisch schüchtern.
Das Wichtigste ist, dass du dich so magst, wie du bist. Egal was deine Mutter und Schwester finden. Wenn die selbst viel quatschen, verstehen sie halt nicht, wie man anders sein kann. Fühl dich deswegen nicht minderwertig oder so. Äußer mal dezent, dass deren Kommentare nerven. Gleiches gilt übrigens fürs Alleinsein, das ist auch eine Kunst, die nur wenige beherrschen. Introvertiert bedeutet auch nicht schüchtern. Ich kann sehr gut meine Meinung sagen und bin selbstbewusst, aber eben nicht so gesprächig, laut, emotional. Deine Art kannst du nicht ändern, sonst verstellst du dich.
Dahinter steckt aus meiner Sicht eigentlich nur die Intoleranz gewisser Teile der Gesellschaft, die zwar ungemein gern von und über Toleranz debattiert, aber bei Licht besehen keinerlei Toleranz ausübt - denn wer es wirklich tut, der hat es nicht nötig, sich deswegen wichtig zu machen und allen zu erzählen, wie tolerant und menschlich und freundlich er doch ist.
Oft liegt so etwas einfach am falschen Umfeld. Ich sage es mal aus eigener Erfahrung: Je ländlicher, süddeutscher, katholischer und geselliger/erzählfreudiger die Leute sind und leben, umso schwerer hat es da jemand, der introvertiert ist. Im besten Fall gilt so jemand als kauzig und im schlimmsten Fall als arrogant und überheblich. Ich weiß nicht wo du zuhause bist, aber wenn du eher ländlich und süddeutsch lebst, ist dieses Verhalten deiner Mam eigentlich die typische "Art" genau so wie ich das auch kenne. Mir ging es im "ländlichen Raum", in dem ich jahrelang gearbeitet (aber glücklicherweise nicht gewohnt) hatte ähnlich, weil ich ein ruhiger Typ bin, der zwar freundlich ist, aber nicht besonders gesellig und sich seine Kumpels raussucht/nicht mit jedem gleich so tut als sei man seit 50 Jahren befreundet. Und das nehmen die Leute vom Land einem halt krumm oder nehmen's persönlich oder fühlen sich herabgesetzt, die Wahrheit liegt irgendwo in der Mitte.
Aber so etwas darf man nicht ernst nehmen - man sollte sein Leben leben wie man es für richtig hält, weil man nur eines hat. Klar tut's einem weh, wenn das die eigene Familie sagt - wenn das irgendein dahergelaufener Larry sagen würde, wäre es dir sicher total egal.. aber damit kann man leben indem man sich sagt - jeder ist wie er ist und die anderen sind, wie sie sind. Du bist wie du bist okay und wenn du dich magst und dein Leben für dich als in Ordnung erachtest, kann es doch so bleiben! ALso lass dich nicht unterkriegen und denke dir einfach deinen Teil. Wer so intolerant ist, dass er andere diffamiert oder verurteilt, der kann eigentlich nur bedauert werden.