Warum verdienen deutsche Richter so wenig und findet ihr das sollte sich ändern?

Ja, Richter sind unterbezahlt und sollten mehr verdienen 58%
Nein, Richter verdienen im Moment genug 38%
Nein, Richter sind überbezahlt und sollten weniger verdienen 4%
Andere Antwort 0%

26 Stimmen

6 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Das kann man doch gar nicht ohne Weiteres vergleichen. In Irland wird bestimmt nicht irgendein Amtsrichter bzw. das irische Pendant dazu 160.000 Euro netto verdienen. Dazu steigt die Besoldung in Deutschland alle 2 Jahre, also recht zügig, an.

Im Vergleich zu anderen Hochschulabsolventen im öffentlichen Dienst erhalten Richter am Anfang etwas mehr und später deutlich mehr. Man darf nicht den Fehler machen und ganz normale Richter für Götter halten. Es sind erst einmal nur reguläre Hochschulabsolventen aus dem oberen Drittel eines Jahrganges.


HuntingRunner 
Beitragsersteller
 27.03.2021, 00:28

Doch, genau das tun sie laut dieser Kolumne eines Richters in der Zeit.

https://www.zeit.de/gesellschaft/2016-08/rechtsbeugung-recht-und-richter-fischer-im-recht/seite-7

Die Besoldungsanstiege alle zwei Jahre würde ich auch eher als lächerlich bezeichnen. Da gibts dann vielleicht mal 100€ mehr, aber das wars dann auch.

Wenn man die Gehälter von Richtern mit den Gehältern von Anwälten in der freien Wirtschaft vergleicht fragt man sich wirklich wieso überhaupt noch jemand diesen Job haben will.

Ronox  27.03.2021, 00:37
@HuntingRunner

Auch wenn ich den Herrn Fischer schätze, so übertreibt er doch manchmal ein wenig (mit der Richterbesoldung kann man natürlich eine Familie ernähren). Als Vorsitzender Richter am BGH a.D. und namhafter Autor vielleicht auch einfach zu sagen. Auch wenn er meint, die Gehälter würden Amtsrichtern in den genannten Ländern bezahlt werden, bezweifle ich das doch immer noch sehr stark. Es wäre auch nicht gerechtfertigt. Das Beispiel mit den USA nehm ich ihm hingegen ab. Die USA sind aber auch kein geeigneter Vergleich, da dort Einzelrichter viel mehr Macht haben und in den USA selten etwas mit Maß geschieht. Einzelrichter in Deutschland haben nicht sonderlich viel Macht. Was auch gut so ist.

HuntingRunner 
Beitragsersteller
 27.03.2021, 00:44
@Ronox

Zugegeben, die Zahlen kamen selbst mir etwas hoch vor. Aber ich habe zumindest für Irland nachgeschaut und das was er schreibt trifft ungefähr zu:

https://aji.ie/the-judiciary/judicial-remuneration/

Selbst der kleinste Richter verdient mindestens 130.000€ brutto. Und Irland ist im Gegensatz zu den USA sehr wohl mit Deutschland zu vergleichen.

Wie du darauf kommst das Einzelrichter in Deutschland nicht so viel Macht haben ist mir unklar. Was ein Richter entscheidet, kann nicht immer angefochten werden. Auch die Revision muss erst zugelassen werden.

Ronox  27.03.2021, 01:33
@HuntingRunner

Fast jede Einzelrichterentscheidung von Bedeutung kann angefochten werden. Nein, Einzelrichter haben für mich keine sonderlich große Machtfülle. Aber diese Empfindung ist natürlich subjektiv.

HuntingRunner 
Beitragsersteller
 27.03.2021, 02:17
@Ronox

Betonung liegt auf fast. Wenn ein Richter etwas entscheidet dann ist das erstmal auch so. Falls du jedoch über Fälle sprichst bei denen neben dem Vorsitzenden auch noch Beisitzer oder sogar Schöffen bzw. Handelsrichter zum einsatz kommen, ist das ne andere Sache.

Aber in den USA wird ja auch vieles über die Jury geregelt - insofern würde ich fast schon behaupten das Einzelrichter bei uns meistens mehr zu sagen haben als in den USA.

Ronox  27.03.2021, 03:40
@HuntingRunner
Wenn ein Richter etwas entscheidet dann ist das erstmal auch so.

Das gilt auch für einen Verwaltungsbeamten in der Gemeinde, der z. B. eine Baugenehmigung verweigert. Was vermutlich einschneidender ist als eine Klageabweisung über 500 Euro. Aber darauf kann man wohl kaum abstellen, sondern es geht um die Anfechtbarkeit. Und wie gesagt sind Einzelrichterentscheidungen fast immer anfechtbar. Von banalen Fällen mal abgesehen.

Die Jury in den USA entscheidet in Strafsachen über die Schuld. Die Rechtsfolgeentscheidung trifft meist der (Einzel-)Richter. In Deutschland ist bei höherer Straferwartung eine Strafkammer beim Landgericht zuständig.

HuntingRunner 
Beitragsersteller
 27.03.2021, 10:49
@Ronox

Naja, also Fälle in zweiter Instanz sind doch nur anfechtbar wenn Revision zugelassen wird, oder? Kann auch sein das ich da was falsch verstanden habe.

Die Jury in den USA entscheidet nicht nur über Strafsachen, sondern auch wenn es um Zivilrecht geht. Und während du prinzipiell damit Recht hat das die Jury nur über die Schuld bzw. Haftung und nicht über die konsequenten Folgen entscheidet, nimmt sie dem Richter schonmal eine gute Portion Macht weg. In DE entscheiden wenigstens noch Richter ob jemand überhaupt schuldig ist. In Fällen in denen die Todesstrafe in Betracht kommt entscheidet außerdem oft auch eine Jury über die Verhältnismäßigkeit und nicht etwa ein Richter.

Ja, Richter sind unterbezahlt und sollten mehr verdienen

Der Beruf des Richters ist mit hohen Einstiegshürden und einem exorbitanten Maß an Verantwortung verbunden. Jeder Richter muss zuerst die Hochschulreife erlangen und dann ein rechtswissenschaftliches Studium absolvieren, wobei er in Deutschland noch Bestnoten braucht, um diesen Beruf ergreifen zu dürfen. Leute mit derartigen Qualifikationen schaffen es in der Privatwirtschaft mit hoher Wahrscheinlichkeit, sich ein beträchtliches Vermögen anzuhäufen. Die Gesellschaft braucht aber, wenn sie das Rechtsschutzsystem des GG aufrechterhalten will, unbedingt Richter. Sie halten (freilich gemeinsam mit anderen, wie etwa Polizei, Staatsanwaltschaft, Verwaltung und auch der Privatwirtschaft) das alltägliche Geschäftsleben in Gang (was bringen Verträge, wenn man ihre Erfüllung nicht einklagen kann?), schützen die Gesellschaft vor gefährlichen Straftätern und kontrollieren als Verwaltungsrichter unabhängig die entweder politisch besetzte oder an die Weisungen von Politikern gebundene Verwaltung.

Bei solch niedrigen Gehältern wie heute sollte man froh sein, dass sie sich trotzdem für eine Karriere als Richter entscheiden, ist es doch ein Beruf, auf den die Gesellschaft in einem Rechtsstaat von modernem Rechtsstaatsverständnis, wie ihn sich viele Wünschen, unentbehrlich für die Gesellschaft ist.

Besonders zur "Rekrutierung" von geeigneten Leuten ist noch, ohne irgendjemandem etwas unterstellen zu wollen, anzumerken, dass bei viel zu niedriger Besoldung meines Erachtens auch das Risiko steigen dürfte, Leute anzulocken, die den Beruf aus den falschen Beweggründen ergreifen. Nicht das Geld der einzige Beweggrund wäre, gehört zum Richtersein auch viel Leidenschaft für die Lösung komplexer juristischer Probleme, dennoch ist mit dem Beruf auch ein nicht unerhebliches Maß an Macht verbunden. D.h., dass es womöglich Leute gibt, die von der Macht angelockt und deswegen Richter werden (diese Neigung ist natürlich mit einem gewissen Risiko verbunden, das Recht zu beugen), während andere, für die dies keinen Pull-Faktor darstellt, ihre juristische Leidenschaft lieber in anderen Berufen ausleben.

Man sollte also aus gleich mehreren Gründen dringend besser bezahlen, einerseits aus Respekt vor dieser teils sehr anstrengenden und verantwortungsvollen Arbeit, andererseits aber auch, um künftig weiter überhaupt genug und charakterlich geeignete Leute zu haben, die diesen Beruf ergreifen wollen.

PS: Ich selbst bin weder Richter noch sind es meine Eltern/Großeltern. Ich will zwar mal Jurist werden, strebe selbst aber eine anwaltliche und/oder notarielle Karriere an. Des Weiteren soll mein Beitrag nicht als pauschales Lob gegenüber allen verstanden werden, die derzeit als Richter tätig sind. Durch mein Studium (in dem ich mich gerade befinde) weiß ich, dass viele Gerichte das Recht schon äußerst fragwürdig interpretiert haben, um auf die von ihnen gewünschten Ergebnisse zu kommen und das hohe Vertrauen, dass der Staat und die Gesellschaft in die Richterschaft legt, leider nicht selten von schwarzen Schafen, die es aber bis in die höchsten Instanzen geschafft haben, enttäuscht wird, teils vorsätzlich, teils wirklich unter Verkennen der Rechtslage. Dennoch sollte man zwei Fehler nie machen:

  1. Von Negativbeispielen auf einen ganzen Berufsstand schließen.
  2. Die Richter in Fällen, in denen sie das Gesetz angewendet haben, für "ungerechte Urteile" kritisieren und somit aus den Augen verlieren, dass es eben nicht Aufgabe des Richters ist, Recht zu schaffen, sondern es umzusetzen. Wer mit ausdrücklich gesetzlich festgelegten Bestimmungen ein Problem hat, soll sich immer an den Gesetzgeber wenden bzw. am demokratischen Diskurs beteiligen, nicht aber den Richter kritisieren, der aufgrund seiner Gesetzesbindung so oder so urteilen musste, selbst, wenn es seinem eigenen Gerechtigkeitsempfinden widersprach, Art. 20 Abs. 3 GG, § 2 GVG. (passt vielleicht nicht ganz zum Thema, ist aber teils in Teilen der Gesellschaft zu beobachten)
Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung
Ja, Richter sind unterbezahlt und sollten mehr verdienen

Normale Richter werden nach Besoldungsgruppe R2 besoldet. Das entspricht am Beispiel von Nordrhein-Westfalen ein Einstiegsgehalt von ca. 64.000€. Davon bleiben ca. 45.000€ netto. Natürlich klingt das erstmal viel, allerdings muss man dafür (in den meisten Fällen) 5 Jahre Studium und 2 Jahre Referendariat durchlaufen. Dazu muss man danach noch mindestens 3 Jahre Rechts- oder Staatsanwalt gewesen sein.

Wenn man bedenkt, dass manche Anwälte in der freien Wirtschaft deutlich mehr verdienen und dazu weniger Fälle haben, sollten Richter mehr verdienen.

Sie sind schließlich dazu da, dass das Recht und die Gerechtigkeit durchgesetzt wird.

Ja, Richter sind unterbezahlt und sollten mehr verdienen

Wer nach Geld aus ist, sollte auch nicht in den Staatsdienst. Manche Anwälte verdienen das Doppelte Netto beim Einstieg.

Und langfristig gesehen verdienen Anwälte als Partner das 4 - 20 Fache davon.

Nein, Richter verdienen im Moment genug

es gibt so viele Berufsgruppen die unterbezahlt sind und die auch sehr stressige Jobs haben mit einer sehr hohen Verantwortung,


HuntingRunner 
Beitragsersteller
 27.03.2021, 00:38

Natürlich gibt es viele Berufe die unterbezahlt und überfordert sind, aber hier geht es nunmal um Richter. Dafür das hier in der Regel nur die obere Hälfte aller Jurastudenten in Frage kommt die das zweite Staatsexamen abschließen, kommt mir das Gehalt schon relativ niedrig vor. Vorallem im Vergleich zur freien Wirtschaft in der Richter ja auch problemlos als Anwälte arbeiten könnten.

Und welche anderen Jobs auf dem gleichen Verantwortungslevel wie Richter verdienen denn bitte so wenig?

xxCORNHOLIOxx  27.03.2021, 00:44
@HuntingRunner
Und welche anderen Jobs auf dem gleichen Verantwortungslevel wie Richtee sind denn bitte so chronisch unterbezahlt?

nur so ein Beispiel : die Pflege ? das ist weitaus mehr Stress als was ein Richter hat, die Verantwortung der Gesundheit / Leben von Patienten usw..

HuntingRunner 
Beitragsersteller
 27.03.2021, 00:51
@xxCORNHOLIOxx

Ich bezweifle keineswegs das die Pflege ein unglaublicher stressiger Beruf ist der sicherlich auch stark unterbezahlt ist, aber unterschätze mal nicht den Stress dem Richter ausgesetzt sind. Die meisten Menschen haben da garkein Gefühl für, die sehen immer nur den Bösen Staat der ihnen ihr mehr oder weniger hart verdientes Geld wegnimmt.

Außerdem ist die Ausbildung zum Pfleger bei weiten nicht so Umfangreich wie die zum Richter, der ja neben dem Studium noch seine beiden Staatsexamen und sein Referendariat zu erledigen hat.

xxCORNHOLIOxx  27.03.2021, 00:53
@HuntingRunner

ich kenne Beruflich einige Richter, und keiner jammert von denen, auch die Autos sprechen dagegen

HuntingRunner 
Beitragsersteller
 27.03.2021, 00:59
@xxCORNHOLIOxx

Dann sei dir von mir versichert: diese Richter stellen wohl die ganz große Ausnahme dar. Vielleicht sind sie noch jung und haben sich nicht wirklich eingearbeitet, vielleicht jammern sie dir als beruflicher Bekanntschaft gegenüber einfach nicht. Aber der Großteil der Richter und selbst der deutsche Richterbund beklagen sich schon seit Jahren über den großen Richtermangel. Im übrigen darf man ja auch nicht vergessen was für einen psychischen Effekt es hat wenn man 20 Jahre lang nur von Kindesmissbrauch und Sexualstraftaten hört. Es gibt wahrhaft schöneres.

Außerdem wird sich mit 40.000€ netto wohl niemand einen Porsche oder irgendetwas anderes über der oberen Mittelklasse leisten können.

xxCORNHOLIOxx  27.03.2021, 01:12
@HuntingRunner
 Im übrigen darf man ja auch nicht vergessen was für einen psychischen Effekt es hat wenn man 20 Jahre lang nur von Kindesmissbrauch und Sexualstraftaten hört.

alle Richter arbeiten sehr viel in dem Bereich, $63 StGB und §64 StGB

auch ist die Pflege in diesen Bereichen tätig, da hat man tagtäglich mit Mördern und Kinderschändern zu tun, viele schon seit über 30 Jahren

Außerdem wird sich mit 40.000€ netto wohl niemand einen Porsche oder irgendetwas anderes über der oberen Mittelklasse leisten können.

der jüngste ist ca. 47 sie fährt nen Lexus LC 500, ein anderer ca. ende 50 hat nen Q5 S , die genauen Alter kenne ich auch net, so gut sind wir nicht befreundet aber man unterhält sich öfters.

HuntingRunner 
Beitragsersteller
 27.03.2021, 01:22
@xxCORNHOLIOxx

Natürlich haben auch Pfleger mit solchen Menschen zu tun, aber bei Richtern ist das halt berufsbedingt nochmal ne Stufe höher. Es wird wohl kaum ein Pfleger 50 Stunden oder mehr die Woche ausschließlich mit Vergewaltigern usw. zu tun haben. Strafrichter schon.

Die Richterin die den Lexus fährt hat entweder reich geheiratet, reich geerbt oder steht ganz weit oben in der Hackordnung (Präsidentin am OLG oder ähnliches). Außerdem muss der ja nicht neu sein. Gleiches gilt beim Audi. Und wie schon gesagt, mit 40.000€ netto im Jahr (was dann in der gesamten Laufbahn des Durchschnitssrichters wohl auch nie über 50.000€ am Karriereende ansteigt) kann man sich solche Autos nicht leisten.

xxCORNHOLIOxx  27.03.2021, 10:40
@HuntingRunner
Es wird wohl kaum ein Pfleger 50 Stunden oder mehr die Woche ausschließlich mit Vergewaltigern usw. zu tun haben

und ob !. es es gibt nicht nur Pfleger im Altenheim oder in der Notaufnahme erkundige dich bitte erstmal richtig, das Arbeitsumfeld umfasst in diesem Beruf weitaus mehr.

 Und wie schon gesagt, mit 40.000€ netto im Jahr (was dann in der gesamten Laufbahn des Durchschnitssrichters wohl auch nie über 50.000€ am Karriereende ansteigt) kann man sich solche Autos nicht leisten.

ich verdiene ca 3000 Netto insgesamt pro Monat, das sind im Jahr 3000x12= 36000 selbst ich könnnte mir ein teures Auto leisten obwohl ich nicht an den Verdienst eines Richters rankomme, ich muss ja nicht Bar zahlen, ein Richter muss auch nicht Bar zahlen, das ist einfach Quatsch deine Aussage

HuntingRunner 
Beitragsersteller
 27.03.2021, 10:55
@xxCORNHOLIOxx

Wenn man keine Schulden machen möchte (was einfach vernünftig ist), dann kann man sich mit 40.000€ netto kein Auto für 100.000€ leisten.

Du kannst dir mit 36.000€ Jahr sicherlich keinen 911er leisten, und der ist so ungefähr in der gleichen Preisklasse wie der Lexus LC 500.

HuntingRunner 
Beitragsersteller
 27.03.2021, 11:00
@xxCORNHOLIOxx

Und auch Pfleger die täglich mit solchen Menschen zu tun haben sind nicht tagtäglich mit deren Straftaten konfrontiert. Ein Vergewaltiger oder Mörder ist, wenn man seine Straftat außer acht lässt, auch nur ein normaler Mensch. Und es geht ja bei der psychischen Belastung weniger um den Menschen und mehr darum das man sich die Geschichten und Bilder täglich hören und sehen muss.