Warum und wie betreibt ihr journaling?
Hi all,
Ja, die Frage steht oben :-)
Zuerst warum?
Was versucht ihr damit zu erreichen? Ist es zu eurer eigenen Beruhigung? Hilft es euch beim reflektieren?
Wie?
Schreibt ihr mir der Hand in ein Buch? Schreibt ihr am Computer?
In welcher Form schreibt ihr? Also "ein Brief an euch selbst ", ein "Zusammenfassung von Tag", ein "liebes Tagebuch", ein "sprecht ihr mit euch selbst/jemand anders"…?
Ich versuchte das ganze zu verstehen und zu schauen ob es was für mich ist und nur helfen würde.
2 Antworten
Zuerst warum?
Um mich hoffentlich in 5, 10, 20, 30 Jahren zurück an meine Zwanziger erinnern zu können, da ich mich heute, mit 25, kaum noch an meine Kindheit erinnern kann und ich nicht wieder alles vergessen möchte. Andererseits frage ich mich häufig, ob es mir jemals etwas bringen wird, zu wissen, wie ich in meinen Zwanzigern drauf war, da die Kindheit und die Jugend ja der deutlich prägendere Part im Leben ist und vieles erklären kann. Ich muss wissen, wie ich damals dachte, was meine Meinung zu den unterschiedlichsten Themen war, was ich machte, wie ich es machte, wie ich fühlte, wieso ich mich wie fühlte usw. usf. Und ich muss das auch für mein jetziges Ich wissen, denn meine Erinnerungen werden nach und nach nur noch verschwommener werden. Doch ich kann nicht jede freie Minute meiner Existenz meine exakten Gedanken niederschreiben.
Was versucht ihr damit zu erreichen? Ist es zu eurer eigenen Beruhigung? Hilft es euch beim reflektieren?
Im Prinzip habe ich das weiter oben ja bereits erklärt. Beruhigen tut es mich ganz und gar nicht. Das ist Arbeit für mich bzw. fühlt es sich so an, da es so anstrengend ist (mental und körperlich). Unbezahlte Arbeit sozusagen. Ich bin jedoch ein bisschen stolz auf mich, wenn ich es geschafft habe, einen neuen Eintrag zu schreiben ... alle paar Woche mal.
Wie?
Oh, da hab ich so gut wie jede erdenkliche Methode durch und fast jede davon etliche Male und keine von ihnen ist die, die für mich funktioniert. Zumindest nicht, wenn ich plane, halbwegs regelmäßig einen Eintrag zu verfassen.
Angefangen hatte ich damit als "Buch", in so einem alten, kleinen Notizbüchlein in einer Zeitschrift, als ich 9 oder 10 war. Ich hab das aber nicht mehr. Leider. Das ging dann immer so weiter, ich wechselte sehr oft die Bücher (Hab keine mehr, bzw. nur noch sehr wenige und die sind auch alle nur ein Viertel voll mit Einträgen und dann hab ich einfach irgendetwas gekritzelt etc. und andere, random Notizen gemacht). Irgendwann - in den letzten 7+ Jahren ging ich wirklich fast alle Tagebuch- und Notiz- sowie Writer/Document-Apps durch, ich fing so oft meine Tagebücher an sämtlichen Laptops (Allen 5+, die ich mittlerweile hatte) an, sowohl an Laptops, als auch an meinen Smartphones (Wovon ich bislang nur zwei hatte, aber das ist ein anderes Thema). Jede Tagebuch-App, die es gibt, habe ich sehr wahrscheinlich bereits ausgetestet. Manche funktionierten ein kleines bisschen länger, andere nur kurz, aber keine hielt länger als vielleicht 2 Jahre - Das dürfte mein Maximum gewesen sein.
Für mich sieht das so aus, dass es bei allem große Nachteile gibt, aber natürlich auch große Vorteile.
Vorteile beim Tagebuch mit der Hand schreiben:
- Es hat etwas viel persönlicheres, Altmodisches, was oft charming sein kann
- Man hat mehr Kontrolle über die Schrift (Theoretisch ...)
- Man kann sich Gedanken um ein passendes Buchcover machen (Meins ist mit einem Papageien drauf, denn ich liebe Vögel!)
- Man kann es immer lesen, auch wenn das Internet nicht funktioniert oder der Strom weg ist und das Handy etc. nicht mehr will
- Man kann es voll mit Stickern etc. bekleben, was ich bei meinem aktuellen Tagebuch mache und was mir dabei hilft, wenigstens alle paar Wochen reinzuschreiben, da ich mich auf die hübschen Sticker und den Glitzer etc. freue
- Man tendiert mehr dazu, seine Wörter zu überdenken, allerdings kann das auch schnell ins Negative abrutschen, wenn man jedes Wort zu sehr überdenkt und man starke Probleme damit hat, negative Gedanken aufzuschreiben, da man sein "schönes, hübsches Tagebuch nicht mit grausamen Gedanken beschmutzen will" - Dieses Dilemma habe ich seit Jahren.
Nachteile beim Tagebuch mit der Hand schreiben:
- Es ist deutlich anstrengender für mich, da mein Handgelenk nach höchstens zwei Sätzen bereits verkrampft
- Man kann es schlecht "on the go" benutzen, wie z.B. bei einem Handy. Oder man könnte es theoretisch schon, aber ich finde, so ein Tagebuch ist deutlich schwieriger zu benutzen in der Bahn z.B. als ein Handy, weil du willst ja nicht, das Leute sehen, was du reinschreibst und ja
- Meine Handschrift ist absolut schrecklich (Schon seit ich denken kann - Bin motorisch echt nicht geschickt) und dieser Fakt raubt mir sehr oft jegliche Lust am Tagebuchschreiben
- Ich denke zu schnell - Bevor ich den ersten Gedanken fertig notiert habe, bin ich längst beim vierten (Was ein bisschen hilft: Mir vorher meine Einträge am Handy eintippen, es später nochmal durchgehen und dann irgendwann später oder die Tage abschreiben, ins Buch schreiben.)
Vorteile beim Tagebuch am Smartphone schreiben (Gilt für speziell dafür konzipierte Tagebuch-Apps, normale Notiz-Apps, sowie Document-Apps):
- Es ist schneller und effizienter. Man kann flink das Handy zücken und irgendwo alles rauslassen. Wenn es voller Rechtschreibfehler ist, ist es nicht so schlimm. Die kann man später korrigieren und danach sieht's so aus, als wären dort nie welche gewesen. Das geht bei einem echten Tagebuch, welches man aufklappen kann, nicht bzw. sieht es nicht so toll aus hinterher.
- Die Schriftartauswahl ist "endlos". Man kann noch mehr personalisieren und Schriftarten benutzen, die man per Hand nicht oder nur mit sehr viel Übung nachahmen könnte
- Ich muss mir keine Sorgen um meine endlos hässliche Handschrift machen
Nachteile beim Tagebuch am Smartphone schreiben:
- zu unpersönlich (Bis auf wenige Sachen wie Schriftart, Farbe und Schrifthintergrund)
- Kein Cover (Siehe obigen Punkt)
- Nicht benutzbar, wenn der Akku leer ist, Strom weg o.Ä.
- Wenn dein Handy mal kaputt ist und du aus irgendeinem Grund für eine Zeit lang kein Handy hast und du deine Daten auf dem Handy nicht mehr sichern konntest, hast du all deine Einträge verloren (Außer du hast daran gedacht, sie rechtzeitig zu speichern, aber ich bin faul was sowas angeht und so ein Handy kann auch völlig aus dem Nichts unreparierbar kaputt sein.)
Vorteile beim Tagebuch am Laptop schreiben:
- Äh ... Alle die beim Smartphone aufgelistet sind, außer dass man seinen Laptop nicht flink zücken kann wie ein Handy
- Ich schätze mal, es hat etwas "Standhaftes", also überlegt man wieder mehr, was man schreibt, ähnlich wie bei einem echten Tagebuch
Nachteile beim Tagebuch am Laptop schreiben:
- Again: Was wenn es kaputt geht, der Strom weg ist oder du deinen Laptop aus irgendeinem anderen Grund nicht verwenden kannst?
- Zu unpersönlich etc. pp. Bliblablub.
- Kann nicht schnell benutzt werden. Wenn der Laptop erst eingeschaltet werden muss und man dann erst schreiben kann, kann es gut möglich sein, dass die Gedanken längts wieder verflogen sind
Ich hatte sogar einmal versucht, Sprachnotizen zu machen und halt von meinem Tag und meinen Gefühlen etc. zu erzählen, aber das fühlt sich so schrecklich an, dass ich es nie wieder probieren werde. Das ist nichts für mich.
In welcher Form schreibt ihr? Also "ein Brief an euch selbst ", ein "Zusammenfassung von Tag", ein "liebes Tagebuch", ein "sprecht ihr mit euch selbst/jemand anders"…?
Am Anfang schreibe ich stets "Liebes Tagebuch", denn das klingt persönlicher und erinnert mich halt an "alte Zeiten", auch wenn sich das höchstwahrscheinlich komisch anhört. Ich schreibe in der "Ich"-Perspektive und hin und wieder so, als wäre mein Tagebuch irgendetwas, was mich verstehen könnte, z.B. schreibe ich Dinge wie "..., stimmt's?", "Weißt du was?", "Du wirst es nicht glauben", "Rate mal, ...", "..., nicht wahr?", "Wenn du wüsstest, ..." etc.
Meistens schreibe ich das, was in den letzten Tagen/Wochen passiert ist bzw. ein bis zwei Ereignisse, die mir noch stark im Gedächtnis geblieben sind (oder die ich mir vorher am Handy aufnotiert habe) oder ich schreibe kurz über ein Thema, welches mich sehr fasziniert (was viele sind). Meine eigentlichen Gefühle aufzuschreiben - das, was wirklich wichtig sein wird, in 5, 10, 20 ... Jahren - schaffe ich oft nicht bzw. nur sehr selten bzw. nur sehr oberflächlich. Damit meine ich hauptsächlich die negativen Gefühle.
Okay…. Ich bin zwar schon so alt das ich ein schnödes Tagebuch geschrieben habe, denke aber das kommt aufs gleiche raus!
Ich hab es mal so mal so gemacht - in den meisten Fällen um Gefühle zu sortieren oder auch „loszuwerden“
Bei mir damals klassisches Bsp : erste Schwärmerei für einen Lehrer - konnte man ja keinem erzählen - aber irgendwie mussten die Gefühle „wo hin“ … sowas hab ich dann aufgeschrieben
Mal an mich, mal einfach wie ein Buch aus der Perspektive von mir an wen fremdes, einiges auch als Brief an keinen bestimmten, manches auch in englisch (damit die Eltern es nicht hätten lesen können falls sie das Buch finden)
An Tagen oder auch mal Wochen wo ich keine Lust hatte - auch mal ewig nichts
Obs mit damals was gebracht hat weiß ich nicht so genau - aber HEUTE mit gut 50 ist es soooo schön darin zu lesen und einfach nochmal etwas in der Vergangenheit zu schmökern —- von daher rät dir eine „alte Frau“ : mach! Und vor allem verwahren! ;-)
Was für eine Antwort :O