Warum steht Gedichte analysieren auf dem Lehrplan?

10 Antworten

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Das eine ist, was auch schon gesagt wurde, du weißt nicht, in welche Richtung du dich weiterentwickeln wirst. Vielleicht werden Gedichte und Literatur im Allgemeinen in deinem Leben keine Rolle spielen, vielleicht wirst du beruflich damit zu tun haben. Ich hätte z.B. nie gedacht, dass ich mal mit Gedichten Geld verdiene.

Aber davon ab, eigentlich ist nicht wichtig, was du genau gerade lernen sollst, sondern wichtig ist, dass du lernst, wie du am besten lernst, denn dazulernen musst du immer. Da ist natürlich ein Thema, auf das du keinen Bock hast, kein schöner Prüfstein, aber auch das wird selbst bei Themengebieten vorkommen, die dich eigentlich interessieren, dass du Dinge lernen musst, die dir nicht liegen, die langweilig oder zu theoretisch sind. Dann ist es gut, wenn man weiß, wie man da lerntechnisch am besten durchkommt, d.h. ein bestimmtes Niveau erreicht, dass du brauchst, ohne dir dafür die Nächte um die Ohren schlagen zu müssen..

Also sieh das eher als sportliche Herausforderung an. Wenn du das mit dem Metrum und dem andern Zeug hinkriegst, was soll dich dann noch schrecken?-)



tuerrahmenhd 
Beitragsersteller
 08.06.2016, 19:24

vielen vielen Dank für diese Antwort..Wenn man es aus dieser Sicht sieht macht das alles Sinn. Man muss jedoch dazusagen, dass ich schon als ich 6 war wusste, dass ich später mal das Unternehmen meines Vaters übernehmen möchte. In dessen Job bezweifle ich die Notwendigkeit der Fähigkeit Gedichte zu analysieren aber gut.. 😉

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Vermutlich geht es eher um den Hintergrund, nämlich das Analysieren, Gedichte musst du vermutlich eher selten interpretieren, aber das Interpretieren/Analysieren an sich ist eine sehr wichtige Sache. Ich finde auch, dass es sinnvollere Tätigkeiten gäbe, beispielsweise sollte man den Jugendlichen beibringen wie man eine Steuererklärung macht, das braucht man im Leben.

Beim Analysieren eines Gedichts gibt es nicht nur die eine Lösung, sondern viele verschiedene. Ebenso muss man "hinter" die Wörter schauen und deren Bedeutung logisch nachvollziehbar darstellen können. Das ist eine gute Übung für's Berufsleben, wenn man eine Lösung für ein Problem sucht und dabei um die Ecke denken muss und nicht die eine Lösung richtig ist, um das Problem zu lösen.

Probleme müssen detailliert analysiert werden, um Lösungen zu finden. Dabei können Gedichtinterpretationen helfen.

Ich persönlich finde Gedichtinterpretationen das einzig Sinnvolle im Deutschunterricht. Alles andere finde ich langweilig/für mich nicht brauchbar.

Es wäre ja traurig, wenn wir in der Schule nur das eingepaukt bekämen, was uns dazu befähigt, kleinste gehorsame Rädchen im Arbeitsprozess zu werden, und wenn wir die Visionen, die kreativen Ideen und auch die kulturelle Weiterentwicklung unserer Gesellschaft anderen überlassen müssten.

Weil es wichtig ist, sich auch mit Dingen auseinander zu setzen, die einem nicht sofort einleuchten. Oft entdeckt man nämlich erst außerhalb seiner Komfortzone die tollsten Dinge. 

Dass deine Deutschlehrerin damit argumentiert, es müsse gemacht werden, weil es auf dem Lehrplan steht, ist ein Zeichen dafür, dass sie sich in ihrem Beruf auch nicht so ganz wohlfühlt, sonst hätte sie nämlich ganz andere Argumente ausgepackt. Übrigens geht ihr Argument in dieselbe Richtung wie deins, das sei ja in keinem Job gefordert: darum geht es überhaupt nicht! Dein Leben wird nicht dadurch erfolgreich, dass du dir das ideale Profil erarbeitest, sondern dass du deinen Weg findest. Dieser offenbart sich aber nur, wenn du lernst, über deinen Tellerrand zu blicken, und das kannst du z.B. an expressionistischen Gedichten üben. Heißt ja nicht, dass du das dein Leben lang machen musst, wenn es dir nicht gefällt; die Schule dauert auch nicht ewig. Aber willst du die Zeit dort wirklich aufs Herumhadern am Lehrplan verschwenden? Oder nicht lieber deinen Geist dehnen und danach eine Stufe höher einsteigen?